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       # taz.de -- Vorauseilender Jahresrückblick 2022: Das Patriarchat schlägt zurück
       
       > So wird's gewesen sein: Spätestens ab der dritten groten Mandränke geht
       > es nicht mehr nur um Corona, dafür droht die Rückkehr einer alten
       > Ordnung.
       
   IMG Bild: Es hätte so schön sein können: Olaf und der verflixte Cum-Ex-Ausschuss
       
       ## 
       
       ## Januar
       
       10. 1. Um den früheren Ersten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) befragen zu
       können, tagt [1][der Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschuss in Berlin] im
       Paul-Löbe-Haus. Dort allerdings eröffnet Kanzleramtsminister Wolfgang
       Schmidt (SPD) dem Gremium, dass der Zeuge am Samstag zum Kurzurlaub auf den
       Seychellen aufgebrochen ist.
       
       „Sorry, hab’s verbummelt“, antwortet Scholz auf dessen SMS. Der
       Ausschussvorsitzende Mathias Petersen (SPD) weist im NDR-Interview „das
       böse Wort von Missachtung entschieden zurück“. Auch ein Bundeskanzler habe
       „ein Recht auf Urlaub“, findet Petersen. Außerdem habe man sofort einen
       Ausweichtermin für Ende des kommenden Monats vereinbart.
       
       19. 1. Bei ihrer [2][Jagd auf Bakary Daffeh verzeichnet] die Hamburger
       Staatsanwaltschaft einen Rückschlag: HSV-Kicker Bakery Jatta kann beweisen,
       dass er nicht Bakary Daffeh ist, obwohl er fast denselben Vornamen trägt.
       In der Folge wird geprüft, ob man die Anklage gegen Jatta wegen
       Vortäuschens einer falschen Identität abschwächen könne, zweifelt aber
       daran, „denn schwarz ist er ja weiterhin“, so eine Sprecherin.
       
       20. 1. Dass sie als Bremer Wirtschaftssenatorin mehr als 500 Meter bis zur
       nächsten Straßenbahnhaltestelle laufen müsse, nennt Kristina Vogt (Die
       Linke) im Weser-Kurier „ein Unding“. Wenn Verkehrssenatorin Maike Schäfer
       (Grüne) sich weiter gegen eine Verlegung der Straßenbahn sperre, sei sie
       „eine verkehrte Senatorin“.
       
       26. 1. Dänemark beginnt mit der Erhöhung des Wildschweinzauns. Das sei eine
       längst überfällige Maßnahme, informiert der sozialdemokratische
       Agrarminister Rasmus Prehn: „Nachdem uns gelungen ist, mit dem Zaun die
       Schweinepest auszusperren, werden wir nun auch dafür sorgen, dass die
       deutsche Vogelgrippe nicht unser dänisches Geflügel schädigt.“ Andere
       Länder hätten das Glück, ihre Nachbarn durch hohe Gebirge auf Distanz zu
       halten, „wir müssen halt einen kilometerhohen Zaun bauen“.
       Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) richtet „an
       unsere lieben Nachbarn die Bitte, das noch einmal zu überdenken“.
       
       ## Februar
       
       7. 2. Die in Georgsmarienhütte festgestellte neue Corona-Mutation ist die
       erste, nach Erschöpfung des griechischen Alphabets bestimmte Virusvariante.
       Sie erhält daher als erste auf Anregung der WHO eine Runen-Bezeichnung:
       Fehu-Covid ist resistent gegen alle bekannten Impfstoffe bis auf Astra
       Urtyp. Neben den gängigen Symptomen verursacht sie bei Erkrankten eine
       dauerhafte und chronische Testosteron-Überproduktion. Brigitte grübelt über
       die Bedeutung dieser Erkenntnis: „Bekommen wir ein Problem mit dem
       Männerhormon?“
       
       8. 2. Beim taz-Wahlkampf-Salon in Kiel [3][schlägt Grünen-Spitzenkandidatin
       Aminata Touré] eine unerwartet dramatische Tonart an: Frische Studien des
       Kieler Klimaforschers Mojib Latif belegten, dass es noch im Laufe des
       Frühjahrs zu einem erheblichen Anstieg des Meeresspiegels kommen könnte,
       „der unsere Westküste stark gefährden würde“.
       
       10. 2. „Irre: Diese Grüne (29) lässt uns alle schwarzsehen!“, titelt die
       regionale Bild in ihrem Bericht über das, was sie Aminata Tourés „peinliche
       Wahlkampfaussetzer beim Linkspostillen-Talk“ nennt: „Mit
       Weltuntergangs-Zahlen vom verrückten Muslim-Prof (67) aus Kiel will diese
       Frau uns Angst machen“, heißt es weiter. „Wer sich fürchtet, wählt grün: So
       geht ihre Rechnung. Fies!“
       
       12. 2. Schleswig-Holsteins stellvertretender Ministerpräsident Jan-Philipp
       Albrecht (Grüne) rügt den „zumindest unterschwelligen Rassismus“ des
       Artikels und warnt davor, Tourés Aussagen „als Panikmache abzutun“.
       Diskutiert werde „ein nicht völlig unplausibles, datenbasiertes Szenario,
       das wir ernst nehmen sollten, auch wenn es nicht das wahrscheinlichste ist,
       das wir uns bei sorgfältiger Analyse vorstellen können oder auch nur
       wollen“, teilt er mit. 
       
       Bild solle sich für ihre „einigermaßen inakzeptable Art, das Thema zu
       behandeln, mit den Grünen und Touré verständigen“. Bild-Hamburg-Chef Max
       Schneider kontert: „Das haben wir schon erwartet, dass die gleich wieder
       mit der Rassismuskeule auf uns losgehen“, vertraut er der Deutschen
       Presseagentur an. „Aber von der schwarzen Prinzessin lass’ ich mir den Mund
       nicht verbieten.“
       
       18. 2. Die „Gorch Fock“ wird von Kiel nach Bremerhaven geschleppt, „für
       etwa einwöchige Wartungsarbeiten mit Kosten von zirka 30.000 Euro“, wie
       Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mitteilt.
       
       19. 2. Auf die Idee einer Tram-Verlegung angesprochen, sagt Bremens
       Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) im Radio-Bremen-Interview: „Für so
       unwirtschaftliche Ideen ist in Bremen die Unwirtschaftlichkeitssenatorin
       zuständig.“
       
       ## März
       
       1. 3. Der Vorsitzende des Hamburger Cum-Ex-Ausschusses, Mathias Petersen
       (SPD), stellt beim Blick in den Kalender fest, dass bereits März ist. „Als
       wir unseren Februartermin mit unserem Kanzler Olaf Scholz ausgemacht haben,
       war uns völlig entfallen, dass 2022 gar kein Schaltjahr ist.“ Man werde
       umgehend für Abhilfe sorgen, „auf dem kurzen Dienstweg, von Genosse zu
       Genosse“.
       
       8. 3. Der Vorsitzende des Niedersächsischen Corona-Forschungsnetzwerks,
       Professor Jürgen Wienands, bestätigt die befürchteten Langzeitfolgen von
       Fehu-Covid: Die Genesenen fühlten und verhielten sich „deutlich maskuliner“
       als vor ihrer Erkrankung.
       
       9. 3. Im Magazin Niedersächsischer Jäger erscheint unter dem Titel „Ein
       ungeheurer Verdacht“ eine spektakuläre Investigativ-Story über einen
       Menschwolf im Landkreis Friesland. Für politisches Aufsehen sorgt vor allem
       der Kommentar zum Thema im Editorial: „Wir wissen nicht, was Umweltminister
       Olaf Lies mit diesem Hybridwolf zu tun hat“, hält darin Chefredakteur
       Benedikt Schwebeln fest. Aber „eine gewisse Ähnlichkeit wie zwischen Vater
       und Sohn“ lasse sich „kaum ernsthaft bestreiten“. „Seien wir besonnen“,
       appelliert Schwebeln, „das alles kann Zufall sein. Ein mehr als zufälliger
       Zusammenhang würde aber in der Tat viele Merkwürdigkeiten in der
       niedersächsischen Wolfspolitik erklären.“
       
       10. 3. Bundesklimaminister Robert Habeck, Bundesumweltministerin Steffi
       Lemke sowie Schleswig-Holsteins Umwelt- und Klimaminister Jan-Philipp
       Albrecht besprechen sich mit dem Grünen-Spitzenduo Monika Heinold und
       Aminata Touré sowie einem Forscherstab um Mojib Latif in kleiner Runde in
       Kiel. „Die Lage hier im Norden bereitet uns echt totale Sorgen“, so Habeck
       im Anschluss zu wartenden Reporter*innen. „Wir können dazu derzeit kein
       Statement formulieren.“ Eine Pressekonferenz werde es nicht geben. Das
       Verweigern klarer Ansagen sei „ein raffinierter, aber auch heikler
       Wahlkampf-Coup“, deutet die FAZ die Enthaltsamkeit.
       
       11. 3. Eine parlamentarische Anfrage zu Menschwolf Odo wird von der
       niedersächsischen Landesregierung als regelwidrig zurückgewiesen: Anfragen
       zu Familienangehörigen der Mitglieder der Landesregierung seien nicht
       einmal im Landestransparenzgesetz vorgesehen. Auf die mündliche Nachfrage
       nach diesem Gesetz reagiert Innenminister Boris Pistorius (SPD) ungehalten:
       „[4][Wir haben es in geheimer Sitzung beschlossen und umgehend zur
       Verschlusssache erklären müssen]“, blafft er. Die Anfrage belege nur zu
       gut, wie richtig diese Entscheidung gewesen sei. „Wir lassen uns unsere
       Transparenz von Ihnen nicht beschmutzen!“
       
       15. 3. In der Bremer Senatssitzung regt Kristina Vogt (Die Linke) in
       Abwesenheit von Maike Schaefer (weilt auf der Kieler
       Strahlenschutzkonferenz) an, „ein unverbindliches Stimmungsbild zur Idee
       Straßenbahnverlegung“ zu erstellen.
       
       29. 3. Im Paul-Löbe-Haus in Berlin will gerade der Hamburger
       Cum-Ex-Ausschuss zusammentreten, als Wolfgang Schmidt den Saal betritt: Er
       habe schlechte Nachrichten, teilt der Kanzleramtsminister mit. Leider habe
       keiner dran gedacht, den Treffpunkt für dieses Meeting festzuzurren: „Just
       in diesem Moment ist Olaf Scholz im Plenarsaal der Hamburgischen
       Bürgerschaft eingetroffen“, das sei nun nicht mehr zu ändern. Per Telefon
       schlägt Scholz vor, die „nächste Sitzung auf jeden Fall in Hamburg“
       abzuhalten und einfach von Dienstag auf „kommenden Freitag, 16.25 Uhr“ zu
       verschieben.
       
       ## April
       
       1. 4. Beim Vorsitzenden des Cum-Ex-Ausschusses, Mathias Petersen (SPD),
       klingelt um 8.30 Uhr das Smartphone. „Mensch, Olaf“, freut der sich über
       den Anruf. „Ja, Matze“, so der Kanzler, „gut, dass ich mir deine Nummer hab
       merken können. Weißt du auch, was für ein Tag heute ist?“ „Freitag?“
       „Jawoll – aber nicht nur! Du hast die Ehre, der erste zu sein, den ich als
       Kanzler in den April geschickt habe. Bitte vergiss nicht, das den
       Ausschussmitgliedern mitzuteilen!“
       
       6. 4. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies lobt eine Abschussprämie von
       2.000 Euro aus für denjenigen, der Menschwolf Odo erlegt. Unmittelbar
       danach ziehen die Roten Weidmänner, die als mächtigster Zusammenschluss
       innerhalb der Landes-SPD gelten, ihren Antrag zurück, Lies beim Parteitag
       am folgenden Wochenende abzuwählen.
       
       10. 4. Lies wird überraschend vom Landesparteitag der SPD zum
       Spitzenkandidaten gekürt. „Ein Mann, der mit Wölfen per Du und sogar bereit
       ist, für die Sozialdemokratie seinen Sohn zu opfern, dem kann ich mich
       nicht entziehen“, räumt Ministerpräsident Stephan Weil bereitwillig das
       Feld. „Das ist ja fast wie Jesus.“ Außerdem sei Olaf „ein Winner-Name“,
       findet Weil. Entsprechend geht die SPD mit dem Slogan „Mehr Olaf wagen“ in
       den Wahlkampf.
       
       16. 4. Bei „Hallo Niedersachsen“ spricht Niedersachsens Agrarministerin
       Barbara Otte-Kinast (CDU) erstmals über die gerade überstandene
       Fehu-Covid-Infektion und dass sie sich nicht mehr als Frau wahrzunehmen
       vermöge. Der Fleischerverband Niedersachsen/Bremen ernennt Otto Kinast
       umgehend zum Ehrenmann.
       
       19. 4. Stefan Seidler schmeißt in Berlin eine Riesen-Party: Grund seien die
       rund 50.000 zu Ostern an ihn geschickten Gækkebriefe, erklärt der
       Bundestagsabgeordnete der dänischen Minderheitspartei SSW der
       Hauptstadtpresse: Gemäß dänischer Tradition habe er nun die Pflicht, ein
       Fest für all jene Absender auszurichten, die er nicht erraten habe – die
       gesamte Südschleswigsche Community. Die Feierlaune weicht dem Entsetzen,
       als um 16 Uhr ein Tsunami die Westküste Schleswig-Holsteins mit voller
       Wucht trifft, die Deiche hinwegfegt und das Meer im Anschluss die Marschen
       komplett flutet.
       
       „Wir erleben die dritte Grote Mandränke“, sagt Robert Habeck, der bei den
       verzweifelten Schöpfarbeiten vor Friedrichstadt hilft. Als ein
       RTL-News-Reporter ihn fragt, ob es für die Grünen bei der Wahl gut ist,
       dass sie mit ihren Warnungen recht gehabt haben, schaut Habeck ihm tief in
       die Augen und sagt: „Sorry, aber das ist doch echt eine Bullshit-Frage.“
       
       20. 4. Mit der Schlagzeile „Brauchen wir etwa einen Flut-Führer?“ greift
       die Bild direkt Habecks Kriseneinsatz an.
       
       21. 4. Bei einer Sondersitzung verabschiedet der Kieler Landtag einstimmig
       eine Resolution, die „daran erinnert, dass die Flutkatastrophe, die uns
       völlig unvorhergesehen getroffen hat, für niemanden Anlass zum
       Triumphalismus bietet, auch nicht für die Grünen“. Jörg Nobis (AfD)
       erläutert im Exklusivinterview mit den Kieler Nachrichten, dass die
       „Emanzenbande“ damit noch gut weggekommen sei, „nachdem ihre schwarze
       Prinzessin die Flut herbeigeredet“ habe.
       
       ## Mai
       
       2. 5. Die sechs Landräte und die zwei Oberbürgermeister
       Mecklenburg-Vorpommerns kritisieren den „nachgiebigen Kurs der
       Landesregierung“ gegenüber den aus dem überfluteten Schleswig-Holstein
       Geflüchteten. Er wolle das jetzt nicht als typisches „Weiber-Regiment“
       bezeichnen, sagt der Landkreistagsvorsitzende Heiko Kärger (CDU), aber es
       mache eben schon etwas aus, wenn in der Regierung mehr Frauen säßen, „und
       wir hier, die sich an der Basis kümmern und mitkriegen, wie sich die Bürger
       überfremdet fühlen, sind nun mal alles Männer“.
       
       8. 5. Unter widrigsten Bedingungen hat Schleswig-Holstein gewählt:
       „Vielleicht“, kommentiert Robert Habeck das mit 4,5 Prozent schwache
       Abschneiden der Grünen in der taz, „haben wir mit unserem Angebot, zwei
       Frauen, eine davon schwarz, ganz nach vorne zu stellen, ganz einfach die
       Wähler überfordert.“ Das räche sich eben. „Auch die Flut hat uns nicht
       gerade in die Karten gespielt“, analysiert er. „Die Menschen fühlen sich
       nicht wohl mit Leuten, die Unheil prophezeien.“
       
       Zulauf verzeichnet dagegen der SSW: „Die haben bewiesen, dass sie ihre
       Leute schützen können, ohne die Stimmung zu vermiesen“, sagt Simone Lange
       (SPD) im Wahltalk mit Blick auf die Berliner Osterbriefe-Party. „Das muss
       man einfach auch mal neidvoll anerkennen.“ Die 52 Prozent der Stimmen kann
       der SSW aber nicht in Mandate ummünzen: Er hat viel zu wenig
       Kandidat*innen auf der Liste. Die SPD kann sich daher über ihre
       komfortable Mehrheit freuen. Nachdem die Abgeordneten erfahren haben, dass
       ein Thomas Losse-Müller ihr Spitzenkandidat war, wählen sie ihn auch zum
       Ministerpräsidenten.
       
       14./15. 5. In Erinnerung an Annalena Baerbocks Performance und unter dem
       Eindruck des Wahldebakels von Schleswig-Holstein setzen die
       niedersächsischen Grünen das Frauenstatut aus. Spitzenkandidat wird der
       frühere Agrarminister Christian Meyer, die ersten fünf Plätze gehen an
       weiße Männer jenseits der 40. „Wir müssen uns vom Jugendwahn freimachen“,
       begrüßt Gastredner Robert Habeck die Tendenz.
       
       26. 5. In Hamburg kündigt Andy P. Grote (SPD) an, mit Geldern aus dem
       Innen-Etat „mannhaft die Obdachlosigkeit zu bekämpfen“. Diese werde
       „insbesondere auf den Bänken im Bahnhofsumfeld“ mehr und mehr zur
       Belastung. Man habe dafür „ein neuartiges, preisgünstiges Werkzeug
       entwickelt, die pollerartige immissionsfreie Landstreicherabwehr“, so Grote
       am Vatertag weiter, „kurz PIMML“. Es handelt sich um kleine fleischfarbene
       Silikon-Röllchen in Stößel-Form, die ohne viel Aufwand an Stadtmöbeln
       befestigt werden können. „Das soll eine abschreckende Wirkung entfalten“,
       sagt der Innensenator. „Für mich haben sie aber auch etwas Dekoratives.“
       
       ## Juni
       
       10. 6. Die „Gorch Fock“ soll von Bremerhaven wieder zur Ostsee aufbrechen,
       um dort humanitäre Hilfe für schleswig-holsteinische Geflüchtete zu
       leisten. Bei der Flutung des Docks reißt allerdings ihr Rumpf auf und der
       Vorgang wird abgebrochen. „Da müssen wir wohl nachbessern und etwas auf die
       30 Millionen Euro für die Wartung draufsatteln“, informiert
       Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Presse.
       
       20. 6. Die Hamburger Morgenpost macht bekannt, dass Innensenator Andy Grote
       plant, die volkstümliche Bezeichnung der PIMML an den städtischen Bänken
       als „Grotes“ oder auch „lütte Grotes“ zu untersagen.
       
       21. 6. Nachdem Odo, der Menschwolf, mehrfach am Dollart gesichtet wird,
       erhöht Olaf Lies die Abschussprämie aus seinem Privatkonto um 20.000 Euro.
       
       ## Juli
       
       4. 7. Im Gespräch mit der Morgenpost räumt Andy P. Grote (SPD) ein, dass er
       seinen PIMML-Erlass wegen unerwarteter verfassungsrechtlicher Hürden
       zurückziehen musste. „Man wird die PIMML leider weiter Grotes nennen
       dürfen, auch wenn ich das geschmacklos finde“, sagt Hamburgs Innensenator.
       Zugleich werde die PIMML-Montage vorläufig gestoppt, „weil sie in großer
       Stückzahl offenbar als Souvenir abgerissen und entwendet“ würden.
       
       5. 7. Während Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) den
       Bremen-Stand auf der Handelsmesse in Dar-Es-Salam eröffnet, regt
       Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) bei der Bremer Senatssitzung an,
       grundsätzlich zu beschließen dass die Kosten von Straßenbahn-Verlegungen
       diejenigen zu übernehmen haben, die sie vorschlagen.
       
       8. 7. Auf ihrem Parteitag beschließt die Niedersachsen-CDU, mit dem Slogan
       „Endlich ein Ehrenmann für Hannover“ zur Landtagswahl anzutreten. „Ich habe
       das Signal verstanden“, kommentiert der Parteivorsitzende Bernd Althusmann
       das Votum. „Ich werde auf die Spitzenkandidatur zugunsten von Otto Kinast
       verzichten!“
       
       ## August
       
       15. 8. Bei einer Sommer-Tour zu Bremens Baustellen treffen Umweltsenatorin
       Maike Schaefer (Grüne) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke)
       ungeplant aufeinander. Wenige Sekunden später drischt Vogt mit der Stange
       einer Werder-Fahne auf Schaefer ein, die ihr Sand in die Augen schleudert.
       Die Prügelei bringt Bremen erstmals seit Langem wieder bundesweit in die
       Schlagzeilen.
       
       Die innerkoalitionären Spannungen räumt Bürgermeister Andreas Bovenschulte
       (SPD) ab, indem er aus dem Urlaub heraus den Abbau der Tram verkündet. Der
       Imageschaden, den es für Bremen bedeute, als „Dorf mit Straßenbahn“
       verlacht zu werden, müsse ein Ende finden.
       
       16. 8. Die „Gorch Fock“ wird für abschließende Arbeiten nach Wilhelmshaven
       geschleppt, was leider zusätzliche Kosten „von wenigen Millionen“
       verursacht, wie Verteidigungsministerin Lambrecht einräumt.
       
       ## September
       
       21. 9. In der Hamburgischen Bürgerschaft tritt der Parlamentarische
       Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal zusammen. Die Laune ist blendend,
       bis 15 Minuten nach Sitzungsbeginn Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt
       (SPD) den „lieben Genossen Petersen“ am Smartphone zusammenfaltet: „Der
       Olaf und ich warten seit 14 Uhr im Löbe-Haus, und rat mal auf wen?“
       
       27. 9. Der NDR hat die Regeln für das Wahl-Triell bei der Niedersachsenwahl
       geändert: Nachdem sich die Messung der Redezeit im Bundestagswahlkampf als
       hoch kompliziert und fehleranfällig erwies, stellt Chefredakteur Andreas
       Cichowicz nur kurz die Kombattanten vor, um sich dann „in gebotener
       Zurückhaltung zu üben“, wie er sagt: „Damit haben wir einen echten
       Wettkampf, bei dem, wie beim Mexican Shoot-out derjenige gewinnt, der am
       Ende noch steht.“
       
       Die Chance lässt sich Christian Meyer nicht entgehen: „Ich könnte jetzt
       pausenlos so weiter reden“, stellt er nach drei Stunden fest, „aber die
       Sendezeit ist leider begrenzt und die Regie hat mir einen Zettel
       reingereicht, dass Olaf und Otto Sie herzlich grüßen lassen, aber hätten
       aufgeben müssen.“
       
       29. 9. Die Niedersachsen-Grünen stellen ein neues Plakat vor, das Christian
       Meyer am Rednerpult zeigt: Der Slogan: „Last Man Talking – hilft gegen
       alle“.
       
       ## Oktober
       
       9. 10. Bei der Landtagswahl fahren die Grünen in Niedersachsen einen
       Erdrutschsieg ein: Sie erhalten 66 Prozent der Stimmen, Linke, SPD und CDU
       meistern gerade noch die Fünfprozenthürde, die FDP scheitert knapp.
       
       Das sei keine Überraschung, erklärt der Politikwissenschaftler Andreas
       Busch im NDR. Insgesamt zeige sich ein „Trend zu einem eher wortreichen
       Politikstil: Männer, die die Welt erklären, sind wieder gefragt.“ Meyer ist
       zu Tränen gerührt: „Ich bin sprachlos“, sagt er. Zum Umweltminister beruft
       er einen gewissen Odo M. Wolf.
       
       ## November
       
       18. 11. Beim Kalfatern der „Gorch Fock“ kommt es zu einer Explosion, weil
       Dichtungsmittel und das Insektizid, mit dem der Hauptmast behandelt wurde,
       reagieren: Sie reißt eine Bresche in die Spundwände des Jade-Weser-Ports,
       der umgehend gesperrt werden muss. „Wie hoch die Folgekosten sind, kann
       noch nicht abgeschätzt werden“, sagt Verteidigungsministerin Christine
       Lambrecht (SPD). „Der unmittelbare Schaden wird derzeit mit 1,4 Milliarden
       Euro beziffert.“
       
       ## Dezember
       
       13. 12. Bei einer Razzia in Hamburgs Shisha-Bars werden große Mengen
       gefälschter PIMML beschlagnahmt. Innensenator Andy P. Grote (SPD) lobt den
       Einsatz als „wichtigen Schlag gegen die organisierte Kriminalität: PIMML zu
       fälschen und mit ihnen zu handeln, ist alles andere als ein
       Kavaliersdelikt.“
       
       29. 12. Als er am Zweiten Weihnachtsfeiertag feststellt, dass er zwischen
       den Jahren noch nichts vorhat, lädt Olaf Scholz (SPD) den
       Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal ein, ihn zu befragen. Die
       Abgeordneten eilen in den Plenarsaal.
       
       „Erlauben Sie mir“, ergreift Scholz eingangs die Gelegenheit für ein
       Statement, „hier noch einmal zu betonen, wie sehr mir diese Aussage hier
       ein Anliegen ist, und dass ich mich freue, dass Sie mir ermöglichen,
       endlich meine Sicht der Dinge darzulegen. Gleichwohl muss ich Sie warnen,
       die Erwartungen zu hoch zu schrauben, denn außer dem Eintrag in meinen
       Terminkalender ist, wie Sie sich sicher vorstellen können, jede Erinnerung
       an ein mutmaßliches Treffen oder auch nur ein mögliches Gespräch mit einem
       Herrn Olearius, dessen Namen ich, wie ich gestehen muss, so wie die
       meisten, nur aus der Zeitung kenne, unwiederbringlich verloren.“
       
       Als der Ausschuss darauf schweigt, ergänzt er noch: „Und glauben Sie mir,
       niemandem tut das mehr leid als mir selbst.“ Dann rückt er die Krawatte
       zurecht, packt seine Mappe und schleicht aus dem Plenarsaal. Auf
       Zehenspitzen. Denn Olaf Scholz will ganz bestimmt niemanden um seinen
       verdienten Schlaf bringen.
       
       1 Jan 2022
       
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