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       # taz.de -- Urteil im Berliner Tiergartenmord-Prozess: Lebenslange Haft
       
       > Berliner Richter:innen haben einen Russen des Mordes an einem Georgier
       > tschetschenischer Herkunft schuldig gesprochen. Der Kreml stecke hinter
       > dem Anschlag.
       
   IMG Bild: Der Angeklagte wurde am Mittwoch zu lebenslanger Haft verurteilt
       
       Berlin rtr/afp/dpa | Das Berliner Kammergericht hat im [1][sogenannten
       Tiergartenmord-Prozess] einen Russen des Mordes an einem Georgier schuldig
       gesprochen und ihn zu lebenslanger Haft verurteilt. Das verkündete der
       zuständige Richter am Mittwoch. Die Staatsschutzkammer sah es als erwiesen
       an, dass der Angeklagte im Auftrag des russischen Staates gehandelt hat.
       Das Gericht folgte damit der Argumentation der Bundesanwaltschaft. Der Fall
       könnte die ohnehin schwierigen diplomatischen Beziehungen zwischen Russland
       und Deutschland weiter belasten.
       
       Die Richter erkannten zusätzlich auf die besondere Schwere der Schuld, was
       eine vorzeitige Haftentlassung praktisch ausschließt. Das Urteil entsprach
       der Forderung der Bundesanwaltschaft, die wegen der besonderen Bedeutung
       des Falls die Ermittlungen und die Anklage übernommen hatte. Nach
       Überzeugung der Behörde handelte es sich um einen Mordanschlag im
       [2][Auftrag staatlicher russischer Stellen]. Die Verteidigung des
       Beschuldigten forderte Freispruch.
       
       Bei dem Opfer handelt es sich um einen tschetschenischstämmigen Georgier,
       der nach Darstellung der Bundesanwaltschaft früher als Milizenführer
       während des zweiten Tschentschenienkriegs 2000 und 2004 gegen Russland
       kämpfte und von russischen Sicherheitskräften als Staatsfeind betrachtet
       wurde. Der Angeklagte ist demnach ein früheren Oberst des russischen
       Geheimdiensts FSB, der eigens für die Tat mit einer Aliasidentität über
       Umwege nach Berlin reiste.
       
       Der Beschuldigte wurde unmittelbar nach dem Verbrechen am 23. August 2019
       in der Nähe des Tatorts von Polizisten festgenommen und sitzt seitdem in
       Untersuchungshaft. Auf das Opfer waren drei Schüsse aus einer Pistole mit
       Schalldämpfer abgegeben worden, vor der Tat hatte sich der Angeklagte laut
       Anklage dem Getöteten in dem Park im Zentrum von Berlin von hinten auf
       einem Fahrrad genähert.
       
       ## Geheimagent des FSB?
       
       Der Fall wurde vor einem Staatsschutzsenat verhandelt. Die Tat und die
       Ermittlungen dazu belasten das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland
       schwer. Nach der Tat wies die Bundesregierung als Reaktion zwei russische
       Diplomaten aus. Die russische Seite wies die Vorwürfe eines staatlichen
       Auftragsmords als haltlos zurück.
       
       Nach Überzeugung der Richter handelt es sich bei dem Angeklagten um einen
       Offizier des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, dem weitere
       Auftragsmorde im Ausland zugeordnet werden. Für die Tat in Berlin soll er
       eine Scheinidentität bekommen haben.
       
       Der Getötete sei insbesondere deshalb als Staatsfeind betrachtet worden,
       weil er im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft hatte. Der
       russischen Präsident Wladimir Putin hatte den ermordeten Georgier, der in
       der russischen Teilrepublik Tschetschenien auf Seiten der Separatisten
       gekämpft haben soll, einen „Banditen“ und „Mörder“ genannt.
       
       Der kräftige, dunkelhaarige Beschuldigte selbst hatte zu Beginn des
       Prozesses über seine Anwälte erklären lassen, er heiße Vadim S., sei 50
       Jahre alt und Bauingenieur. Verbindungen zum russischen Staat und dem
       Geheimdienst FSB bestritt er.
       
       15 Dec 2021
       
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