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       # taz.de -- taz.berlin-Adventskalender (19): Vom Himmel hoch aus dem Hinterhof
       
       > Wenn plötzlich im Hinterhof ein Nachbar-Chor Weihnachtslieder singt,
       > vergisst man kurz den Zeitdruck. Und Applaus vom Balkon ergibt endlich
       > Sinn.
       
   IMG Bild: Fiel dieses Jahr leider aus: Weihnachtssingen bei Union Berlin. Dafür gabs Ständchen im Innenhof
       
       Vorweihnachtshektik, unter coronabedingten Masken, noch anonymer.
       Begegnungen finden in Eile und mit Sicherheitsabstand statt. Und dann
       öffnet sich plötzlich doch manchmal eine Tür: Eine freundliche Geste, eine
       Hilfeleistung, ein Gespräch. Die taz.berlin berichtet in ihrem
       [1][Adventskalender 2021] von solchen Türchen, die die Anonymität einen
       Moment vergessen lassen. 
       
       Es ist spät geworden, zu spät eigentlich, für das Kind, das am nächsten Tag
       wieder früh aufstehen muss, um noch im Dunkeln durch die Dezemberkälte auf
       meinem Gepäckträger zur Schule chauffiert zu werden (dass das verboten ist,
       weiß ich selbst, danke, aber wir sind immer spät dran und er weiß, dass es
       bei Selber-laufen-Strafe verboten ist, die Füße in die Nähe der Radspeichen
       zu bringen).
       
       Jedenfalls ist es jetzt schon neun Uhr abends, und das Kapitel in dem
       Vorlesebuch ist noch fünf Seiten lang, das heißt mindestens vier Seiten zu
       lang, denn mir fallen über „Petterson und Findus“ langsam die Augen zu, und
       dabei muss ich doch noch die Netflix-Serie weitergucken, die ich gerade
       angefangen habe.
       
       Da tönt plötzlich laut und vernehmlich Musik an mein Ohr, was ist das?,
       denke ich. Die unberechenbaren Nachbarn aus dem Seitenflügel vielleicht?
       Wobei da zuletzt zum Glück eigentlich kein Hausrat mehr aus dem Fenster
       flog. Das Kind und ich gehen ans Fenster und gucken raus. Da steht ein Chor
       im Hinterhof nebenan, offenbar Nachbarn, die sich getroffen haben, und sie
       singen – coronakonform mit Abstand und Maske. Ist es „Vom Himmel hoch“ oder
       „Alle Jahre wieder“? Das Kind singt jedenfalls leise mit, erstaunlich
       textsicher.
       
       Es sind nur zwei oder drei Lieder, dann ist es wieder vorbei, der Chor
       zerstreut sich. Die umliegenden Fenster gehen auf. Klatschen. Ein Hoch auf
       den himmlischen Gesang vom Hinterhof, denn den blöden Zeitdruck, den haben
       wir für fünf Minuten einfach mal vergessen.
       
       19 Dec 2021
       
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   DIR Anna Klöpper
       
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