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       # taz.de -- Anschlag auf Linken-Büro in Leipzig: Unbekannte werfen Schafsköpfe
       
       > Unbekannte greifen in Leipzig-Connewitz das Büro von Juliane Nagel (Die
       > Linke) an. War es ein Racheakt für den Angriff auf eine Ditib-Moschee?
       
   IMG Bild: Der von der Polizei nach dem Anschlag abgesperrte Platz vor dem LinXXnet-Büro in Leipzig
       
       Leipzig taz | Am Donnerstagabend ereignete sich ein Angriff auf das
       Stadtteilbüro LinXXnet der sächsischen Landtagsabgeordneten Juliane Nagel
       (Die Linke). Bislang unbekannte Täter warfen dabei einen „Megaböller“ sowie
       zwei abgetrennte Schafsköpfe in Richtung des Büros der Politikerin [1][im
       Leipziger Stadtteil Connewitz]. Personen wurden nicht verletzt, auch kam es
       zu keinem Sachschaden. Neben den Teilkadavern wurde ein Zettel gefunden,
       auf dem außer Unleserlichem noch das Wort „Moschee“ steht.
       
       Ebenfalls angegriffen wurde das alternative Zentrum Conne Island, welches
       sich nur wenige hundert Meter vom LinXXnet entfernt befindet. Die
       Täter*innen warfen hier ebenfalls mehrere Böller. Ein Sach- oder
       Personenschaden entstand auch hier nicht.
       
       „Am Tatort wurden Hinweise aufgefunden, die eine politische Motivation für
       die Tat nahelegen“, sagte ein Polizeisprecher. „Aus diesem Grund übernimmt
       der polizeiliche Staatsschutz die weiteren Ermittlungen.“ Aus
       ermittlungstaktischen Gründen wolle man sich derzeit nicht weiter zu einem
       möglichen Hintergrund der Taten äußern.
       
       Die Vorfälle dürften allerdings in Zusammenhang mit einem Anschlag
       mutmaßlich aus der autonomen Szene auf eine Moschee im Leipziger Osten
       stehen. Um gegen Polizeigewalt im Viertel zu demonstrieren, waren am
       vergangenen Montagabend [2][laut Polizeimitteilung] zwischen 60 und 80
       Personen mit Pyrotechnik durch die Straßen gezogen. Dabei wurden Mülltonen
       angezündet und mindestens fünf Fahrzeuge beschädigt, auch ein Funkwagen der
       Polizei wurde mit Steinen und Farbbeuteln beworfen.
       
       ## Steinwürfe auf Leipziger Moschee
       
       Als die Gruppe an der Eyüp-Sultan-Moschee in der Hermann-Liebmann-Straße
       vorbeikam, wurden dort mehrere Scheiben eingeworfen. Die Polizei unterzog
       insgesamt zwölf Tatverdächtige im Alter zwischen 14 und 31 Jahren einer
       erkennungsdienstlichen Behandlung. Zum Angriffsziel dürfte die
       Eyüp-Sultan-Moschee geworden sein, weil sie zur umstrittenen
       Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, gehört.
       Die Ditib untersteht der türkischen Religionsbehörde Diyanet.
       
       Der Anschlag auf das LinXXnet-Büro könnte eine Art Vergeltungsaktion
       gewesen sein. „Es liegt jetzt nahe, dass wir als LinXXnet dafür
       verantwortlich gemacht werden für den Anschlag auf die Ditib-Moschee“,
       sagte Juliane Nagel der Leipziger Zeitung. „Was natürlich Unfug ist, wir
       sind nicht verantwortlich.“ Es sei ganz klar, „dass wir Anschläge auf
       Moscheegebäude ablehnen, dass wir das Scheiße finden, was da passiert ist“.
       
       In einem [3][auf Twitter veröffentlichten Interview] mit dem freien
       Journalisten Thomas Datt kündigte Nagel an, die Ditib-Moschee in Kürze zu
       besuchen. „Ich finde es wichtig, einen Gesprächsfaden zur Moscheegemeinde
       aufrechtzuerhalten.“
       
       ## Moscheevorstand will LinXXnet-Büro besuchen
       
       Hannes Schneider, Geschäftsführer des Conne Island, wollte die Ereignissen
       bislang noch nicht kommentieren. „Für eine Einordnung der Geschehnisse
       seitens des Conne Island ist es bislang zu früh“, so Schneider. „Wir werten
       das Ganze noch intern aus.“
       
       Der Vorstand der Eyüp-Sultan-Moschee verurteilte den Anschlag auf das
       LinXXnet-Büro scharf. „Als Religionsgemeinschaft, als Muslime lehnen wir
       jegliche Form von Gewalt ab, unerheblich aus welcher Gesinnung oder
       Motivation heraus sie passiert“, erklärte der Vorstand in einer
       schriftlichen Stellungnahme.
       
       Der Moscheevorstand will dem Abgeordnetenbüro Nagels nun ebenfalls einen
       Besuch abstatten, „um unsere Anteilnahme persönlich zu überbringen“. Es sei
       „wichtig, uns gegenseitig zu schützen und füreinander eine gemeinsame
       Stimme gegen Gewalt zu finden“. Nur so könne die Spirale von Gewalt und
       Gegengewalt durchbrochen werden.
       
       17 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fuenf-Jahre-Sturm-auf-Connewitz/!5738779
   DIR [2] https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2021_85753.htm
   DIR [3] https://twitter.com/datt_thomas/status/1471605396288770049?s=20
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jessica Ramczik
       
       ## TAGS
       
   DIR Leipzig-Connewitz
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   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
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