# taz.de -- Satire mit Meryl Streep als Präsidentin: Früher war mehr Weltretten
> Die Katastrophenfilm-Satire „Don’t Look Up“, ab Weihnachten auf Netflix,
> lockt mit Stars und schwarzem Humor.
IMG Bild: Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) undr Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) in einer Morningshow
Im Falle eines drohenden Asteroideneinschlags ist auf Bruce Willis Verlass.
Er fliegt diesbezüglich meist mit einer besonders dicken Rakete in den
Weltraum und macht dem Motherfucker den Garaus. Zur Not mit der Faust.
Aber jenes Szenario von [1][Action-Filmen wie „Armageddon“] basiert auf der
Idee einer starken, patriotischen, fähigen und konservativen Weltpolizei
USA. Insofern ist [2][Adam McKays] Satire „Don’t Look Up“, ab Weihnachten
auf Netflix, ein interessantes Experiment. Denn der riesengroße Komet auf
Erd-Kollisionskurs, der von der Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer
Lawrence) entdeckt und von ihrem Doktorvater Randall Mindy (Leonardo
DiCaprio) bestätigt wird, droht in ein paar Wochen eine Welt zu zerstören,
der ihre Zerstörung schnurzpiepe ist.
Die (demokratische) US-Präsidentin Orlean (Meryl Streep) lässt die beiden
unbekannten Schwarzseher:innen zunächst stundenlang warten, bevor sie
ihnen zu verstehen gibt, dass man sich erst nach anstehenden Wahlen um die
Sache mit dem Weltuntergang kümmern kann. Dibiaskys und Mindys Versuch, an
die Presse zu gehen, scheitert an tumben Morning-Show-Moderator:innen, die
die verheerenden Neuigkeiten nach dem Motto „Keep it light“ einfach
wegwitzeln …
## Vorhersehbarkeit der Figuren
„Don’t Look Up“ ist eine Satire – und als solche qua Funktion böse. Dass
der mit großen Stars besetzte, von Seitenhieben und schwarzhumorigstem
Storytelling sprühende Film dennoch langweilig wirkt, liegt an seiner
Redundanz – und an der Vorhersehbarkeit.
Die Idee des ignoranten Staatsoberhaupts ist so alt wie die Demokratie, die
Figuren der verhuschten Wissenschaftler:innen, die im Strudel der
Wichtig-popichtig-White-House-Szenerie zu verschwinden drohen, ebenso. Und
wie Social Media auf Situationen wie diese reagieren würden, kann man sich
denken – Shitstorms, Verschwörungstheorien und Abwehrmechanismen sind
erwartbare Reaktionen der Menschen in der Gefahr.
Im Gegensatz zu üblichen Katastrophenfilmen und Dystopien schwingt bei
„Don’t Look Up“, der sich als ökologisch bewusste Systemkritik gibt,
immerhin ein bitterer Unterton mit. Denn von vorneherein ist klar, dass es
in dieser Geschichte kein Hollywood-Happy-End geben kann. Andererseits
versickert ein wirkliches Gefühl von Sorge, das sich zum Handlungsaufruf
verstärken könnte, in der sprücheklopferischen Mentalität des Films: „Stell
dir vor, die Welt geht unter, und keiner schaut hin.“ Sprüche allein ändern
aber auch nichts.
24 Dec 2021
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## AUTOREN
DIR Jenni Zylka
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