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       # taz.de -- Deutschland in der Pandemie: Neun Kliniken geschlossen
       
       > Das Bündnis Klinikrettung kritisiert, dass trotz Pandemie Krankenhäuser
       > geschlossen werden. Es werde immer noch vor allem wirtschaftlich gedacht.
       
   IMG Bild: Notaufnahmen sind wichtig, doch manche müssen schließen, weil Finanzierung und Personal fehlen
       
       Berlin taz | Im Jahr 2021 haben 9 Kliniken in Deutschland geschlossen, wie
       das Bündnis Klinikrettung meldet. Weitere 22 wurden zum Teil geschlossen.
       Obwohl das keinen direkten Einfluss auf [1][die Pandemie] habe, hänge es
       doch mit der Pandemie zusammen, kritisierte das Bündnis bei einer
       Pressekonferenz am Dienstag.
       
       Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 1.900 Krankenhäuser, 700 sollen
       abgebaut werden. Das hatte der Vorsitzende des Gemeinsamen
       Bundesausschusses (GBA) im Sommer angekündigt. Der GBA ist das oberste
       Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen
       Gesundheitswesen. Weniger Krankenhäuser könnten die Aufgaben verteilen und
       so wirtschaftlicher arbeiten, argumentiert der GBA.
       
       Nach Angaben des Bündnisses Klinikrettung sind die zu schließenden
       Krankenhäuser meist für die ambulante Notfallversorgung da. Die hätten
       häufig schon finanzielle Probleme. An vielen Stellen, vor allem beim
       Personal, fehle es an Mitteln. Statt die Angebote der ambulanten
       Notfallversorgung zu verbessern, würden die Krankenhäuser gänzlich
       eingestellt.
       
       Aber jede Schließung bedeute für die Menschen in der Umgebung deutliche
       Nachteile, erklärt Laura Valentukeviciute vom Verein Gemeingut in
       Bürgerhand, der sich gegen Privatisierungen ausspricht und zum Bündnis
       Klinikrettung gehört. Krankenhäuser zu schließen wäre „wirtschaftlich
       verständlich“, sagt Valentukeviciute. Es gehe aber um die Daseinsversorgung
       und nicht um Wirtschaftsunternehmen. „Die meisten Schließungen gibt es im
       ländlichen Raum und es sind eher kleine Krankenhäuser“, berichtet
       Valentukeviciute. Das nächste Krankenhaus sei dann für Verletzte oder akut
       Kranke deutlich weiter entfernt.
       
       Das zeigt sich beispielsweise in Havelberg in Sachsen-Anhalt. Die kleine
       Stadt liegt recht allein im Norden des Landes, etwa dort, wo die Havel in
       die Elbe mündet. Im September 2020 schloss der private Betreiber KMG das
       dortige Klinikum. Es rechne sich nicht. Mittlerweile wurde das Gebäude zum
       Seniorenzentrum. Aber bis zum nächsten Krankenhaus sind es nun etwa 40
       Kilometer.
       
       Proteste gegen die Schließung konnten die angekündigte Schließung nicht
       aufhalten, erzählt Anke Görtz am Dienstag bei der Pressekonferenz. Görtz
       ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins Pro Krankenhaus Havelberg.
       Zwar habe selbst der Ministerpräsident Reiner Haseloff mit ihnen gesprochen
       und ihr Anliegen verstanden, aber der Rückkauf des Havelberger Klinikums
       durch den Freistaat Sachsen-Anhalt sei gescheitert.
       
       Ein weiteres Problem sei, dass die Schließungen sehr „dynamisch“ erfolgten,
       ergänzt Carl Waßmuth, der ebenfalls im Bündnis aktiv ist. Das Personal
       bleibe nicht bis zur Schließung, sondern gehe schon, nachdem die Schließung
       angekündigt wurde. Währenddessen würde auch kein Pflegepersonal mehr an den
       Kliniken ausgebildet und das fördere den Personalmangel, der aktuell zu den
       großen Schwierigkeiten der Pandemie führe. Auf lange Sicht solle [2][die
       Regierung] das Problem angehen, um zukünftig mit mehr Pflegepersonal der
       Pandemie begegnen zu können.
       
       21 Dec 2021
       
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