URI: 
       # taz.de -- Brand in Südafrikas Parlament: War der Großbrand ein Anschlag?
       
       > Südafrika rätselt über das Feuer im Parlamentsgebäude in Kapstadt. Der
       > mutmaßliche Brandstifter bleibt vorerst in Untersuchungshaft.
       
   IMG Bild: Teile des historischen Parlamentsgebäudes in Kapstadt sind zerstört
       
       Kapstadt taz | Endlich konnte die Feuerwehr am Dienstagvormittag melden,
       dass das [1][Feuer] unter Kontrolle sei, nachdem es immer wieder
       aufgeflammt war seit Sonntag früh. „Die historischen Gebäude mit zentralen
       Teilen aus altem Holz sind wie Streichholzschachteln, aber jetzt haben wir
       es im Griff“, meinte Feuerwehrdirektor Ian Schnetler.
       
       Von den drei historischen Gebäudekomplexen des südafrikanischen Parlaments
       in Kapstadt sind vor allem das sogenannte Alte Parlament zerstört, dessen
       Dach vollständig abbrannte, sowie der davor gelegene Saal der
       Nationalversammlung, wo die Abgeordneten tagen. Zur Sicherheit bleiben zwei
       bemannte Feuerwehrwagen vor Ort.
       
       Etwas mehr ist inzwischen über den Tatverdächtigen bekannt. Der 49-jährige
       Zandile Mafe wurde am Dienstagvormittag einem Haftrichter vorgeführt – und
       bat, auf Kaution frei zu kommen, da er eine Anschrift im Township
       Khayelitsha habe. Dies verweigerte der Richter und gab bekannt, dass eine
       Entscheidung über die genaue Anklage und weitere Haft erst am 11. Januar,
       getroffen werden könne. Zu viel sei noch unklar.
       
       Die bisherige Anklage lautet auf Einbruch, Diebstahl und Brandstiftung,
       könnte aber erweitert werden, da es sich beim Parlament um ein geschütztes
       Gebäude handelt. Der Verdächtige plädierte auf „nicht schuldig“. Sein
       Anwalt wird vermutlich die Anklage auf Einbruch reduzieren wollen, da die
       Brandstiftung dem „armen Mann“ nicht nachzuweisen sei, er vielmehr der
       „Sündenbock“ sein solle „für deutliche Versäumnisse der Autoritäten“ bei
       Brandschutz und Wachpersonal.
       
       ## Die Sprinkleranlage war in der Nacht abgeschaltet
       
       Mafe ist auf Video in einem der alten Gebäude als Eindringling bereits um 2
       Uhr nachts am Sonntagmorgen zu erkennen, aber die Ermittler wollen nicht
       ausschließen, dass es weitere Täter gab, die unabhängig oder mit ihm
       zusammen arbeiteten. Zu einem möglichen Motiv äußerte der Tatverdächtige
       sich bisher nicht. Bei seiner Verhaftung hatte er gestohlene Gegenstände
       bei sich, aber auch Material, das zur Brandstiftung taugt.
       
       Beunruhigend ist, dass laut Parlamentspräsidentin Nosiviwe Mapisa-Nqakula
       von Südafrikas regierendem ANC (African National Congress) die automatische
       Löschanlage zur Tatzeit abgeschaltet war und auch der Alarm erst anging,
       als Polizei und Feuerwehr schon da waren. Die Sorge bleibt: Nur eine
       technische Panne oder eine sorgfältig geplante Aktion?
       
       Nachdem es im Juli zu bislang im neuen Südafrika ungekannter [2][Gewalt von
       Anhängern des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma] gekommen war, der zu einer
       Gefängnisstrafe verurteilt worden war, werden kriminelle Aktionen, die auch
       politischen Charakter haben könnten, aufmerksamer betrachtet als zuvor. Wie
       die Parlamentspräsidentin sagte: „Sollte sich bewahrheiten, dass dieses
       Feuer geplant war, dann ist dies nicht nur ein Angriff auf das Parlament,
       sondern auf unsere Demokratie.“
       
       Auch vor diesem Hintergrund wollen die Ermittlungsbehörden möglicherweise
       vorschnelle „einfache“ Erklärungen vermeiden.
       
       Inzwischen wird auch über die Zukunft des historischen Gebäudes diskutiert.
       Während Kapstadts Bürgermeister Geordien Hill-Lewis von der
       liberal-oppositionellen Democratic Alliance (DA) den Plenarsaal der
       Stadtverwaltung für die Parlamentseröffnung am 10. Februar mit der
       jährlichen Rede des Präsidenten zur Lage der Nation angeboten hat, rief
       Mbuyiseni Ndlozi von den links-oppositionellen Economic Freedom Fighters
       (EFF) unter der Überschrift „Ein wunderbares Feuer“ dazu auf, das
       Parlamentsgebäude zum Museum zu erklären und einen neuen Ort in Tshwane
       (früher Pretoria) zu schaffen, wo bereits der Sitz der Regierung ist.
       
       4 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Brand-in-Suedafrikas-Parlamentsgebaeude/!5825539
   DIR [2] /Unruhen-in-Suedafrika/!5781348
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lutz van Dijk
       
       ## TAGS
       
   DIR Südafrika
   DIR Parlament
   DIR Feuer
   DIR Gewalt
   DIR Jacob Zuma
   DIR GNS
   DIR Südafrika
   DIR Südafrika
   DIR Südafrika
   DIR Südafrika
   DIR Südafrika
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Großbrand in Johannesburg: 73 Tote in besetztem Haus
       
       Ein Inferno in Südafrikas größter Stadt fordert viele Opfer. Das Feuer
       brach in einem Haus aus, das Verbrecherbanden besetzt halten.
       
   DIR Nach Großbrand in Südafrikas Parlament: Vorwurf: Terrorismus
       
       Nach dem Feuer in Südafrikas Parlamentsgebäude hat die Staatsanwaltschaft
       die Anklage gegen den Verdächtigen erweitert. Zudem gab es Nachahmer.
       
   DIR Brand in Südafrikas Parlamentsgebäude: Flammen in Kapstadt
       
       Das Parlament in Kapstadt wird durch ein stundenlanges Feuer schwer
       beschädigt. Die Brandursache ist noch unklar, die Ermittlungen dauern an.
       
   DIR Südafrika trauert um Erzbischof: Danke, Tata Tutu
       
       Desmond Tutu inspiriert Südafrika bis heute: er stritt erst gegen
       Apartheid, dann für ein gerechteres Land. Ein persönlicher Rück- und
       Ausblick.
       
   DIR Landbesitz in Südafrika: Fortwährende Ungleichheit
       
       Wem gehören Grund und Boden? In Südafrika spaltet diese Frage die
       Bevölkerung. Nun ist erneut der Versuch einer Landreform gescheitert.