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       # taz.de -- Steinmeier bleibt Bundespräsident: Union ohne eigene Kandidat:in
       
       > Die Union will die Wiederwahl Frank-Walter Steinmeiers unterstützen. Was
       > als gönnerhafte Geste gedacht ist, zeigt vor allem die eigene
       > Glücklosigkeit.
       
   IMG Bild: Roter Teppich in Bellevue für Steinmeier
       
       Berlin taz | Geburtstagskind Frank-Walter Steinmeier hätte sich zu seinem
       66. keine schönere Rede wünschen können: Er genieße hohes innenpolitisches
       Ansehen, außenpolitische Kompetenz, sei ein überzeugter Europäer. Einen
       Blumenstrauß hatte der Noch-CDU-Vorsitzende Armin Laschet zwar nicht dabei,
       als er am Mittwoch im Konrad-Adenauer-Haus vor die Mikrofone trat. Aber ein
       anderes Geschenk: Die Gremien von CDU und CSU hatten zuvor einstimmig dafür
       votiert, [1][Steinmeiers Wiederwahl als Bundespräsident zu unterstützen.]
       Damit kann sich Steinmeier auf breiten Rückhalt am 13. Februar freuen.
       
       Das Präsent der CDU ist freilich ein typisches Geburtstagsgeschenk: Der
       praktische Nutzen ist beschränkt, es dient mehr dazu, den Schenkenden ein
       gutes Gefühl zu geben. Denn obwohl die Union mit 446 Wahlleuten die größte
       Gruppe in der 1.472-köpfigen Bundesversammlung stellt, wird es auf ihre
       Stimmen wohl nicht mehr ankommen. Die drei Regierungsparteien SPD, Grüne
       und FDP verfügen zu dritt über die nötige absolute Mehrheit. Und nachdem
       die FDP bereits vor Weihnachten ihre Unterstützung für den in der
       Bevölkerung beliebten Steinmeier erklärt hatte, [2][haben sich die Grünen
       am Dienstag ebenfalls hinter den SPD-Politiker gestellt.]
       
       Die Union, deren künftiger Vorsitzender Friedrich Merz die Forderung nach
       einer eigenen Kandidatin unterstützt hatte, hätte nur noch eine chancenlose
       Herausforderin für das höchste, gleichwohl unwichtigste Staatsamt
       aufstellen können. Keine prickelnde Aussicht für eine Partei, die erst vor
       wenigen Monaten den Kampf ums protokollarisch dritthöchste Amt, das des
       Bundeskanzlers, verloren hat.
       
       Der im September als Kanzlerkandidat gescheiterte Laschet zeigte sich auch
       am Mittwoch als passabler Verlierer, der parteipolitische Interessen im
       Sinne des großen Ganzen zurückstellt. Um zu begründen, warum die Union sich
       hinter [3][Steinmeier] stellt, zitierte Laschet Steinmeier: „Demokratie
       heißt immer die Bereitschaft, nicht nur eigene Interessen zu sehen, und die
       Fähigkeit zum Ausgleich und Kompromiss.“ Und erinnerte daran, dass die
       Union Steinmeier bereits 2017 mitgewählt hat. Ähnlich äußerte sich auch
       CSU-Parteichef Markus Söder. Es sei ein wichtiges Zeichen der Souveränität
       der Politik, wenn es bei der Abstimmung mit der Union eine breite Mehrheit
       gebe.
       
       ## Glücklosigkeit in Serie
       
       Der Verweis auf 2017 wird der Union die Entscheidung erleichtert haben.
       Doch auch damals musste sie Steinmeier eher hinnehmen. Angela Merkel wollte
       ihren früheren Außenminister nämlich nicht im Amt des Bundespräsidenten
       sehen, hatte aber auch keine bessere Alternative zu bieten, schon gar
       keine, die sie dem damaligen Koalitionspartner, der SPD, als bessere Wahl
       hätte verkaufen können.
       
       Insofern setzt sich die Glücklosigkeit der Union bei der Suche nach einer
       präsidiablen Kandidat:in fort. Horst Köhler war von sich aus
       zurückgetreten, Christian Wulff musste es tun, Joachim Gauck war ein
       Kandidat, den zuerst die damaligen Oppositionsparteien SPD und Grüne ins
       Spiel brachten.“
       
       Dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst im Dezember
       vorgeprescht war und eine Frau als Nachfolgerin Steinmeiers gefordert
       hatte, mag noch politisches Kalkül gewesen sein. Dass sich Friedrich Merz,
       Laschets designierter Nachfolger, dem Vorschlag anschloss, war dagegen
       politisch unklug. Auf die Frage, warum man darauf verzichtet habe, konnte
       Laschet nur antworten, man habe sich nach Abwägung verschiedener Argumente
       eben für Steinmeier entschieden. Und: „Der Zeitpunkt wird kommen, an dem
       eine Frau Bundespräsidentin wird.“ Irgendwann.
       
       5 Jan 2022
       
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