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       # taz.de -- Pflegekräfte im Krankenhaus: Wer bekommt den Corona-Bonus?
       
       > Gesundheitsminister Lauterbach will Zusatzzahlungen vor allem an
       > besonders pandemiebelastete Pflegekräfte auszahlen. Das stößt auf Kritik.
       
   IMG Bild: Nicht nur auf Intensivstationen arbeiten Pfleger:innen am Rande der Belastungsgrenze
       
       Schon vor Ausbruch der Coronakrise arbeiteten Krankenhauspfleger wegen zu
       knapper Personaldecken häufig an der Belastungsgrenze. Die Pandemie hat
       viele Pflegekräfte zusätzlich stärker belastet als fast jede andere
       Berufsgruppe. Auch deshalb hat die Ampelkoalition [1][beschlossen], als
       Zeichen der Wertschätzung eine Milliarde Euro Coronabonus an Betroffene
       auszuzahlen.
       
       Zudem sind etwaige pandemiebedingte Sonderzahlungen bis zu 3.000 Euro
       steuerfrei – bisher galt das nur für Beträge von bis zu 1.500 Euro. Ende
       des vergangenen Jahres wurde das Vorhaben jedoch vorerst auf Eis gelegt,
       weil nicht klar war, wer genau Anspruch auf Zusatzzahlungen haben soll.
       
       Nun hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sich zu Wort gemeldet.
       „Der Pflegebonus sollte vor allem Pflegekräften bezahlt werden, die in der
       Coronapandemie besonders belastet waren“, sagte der SPD-Politiker dem
       Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dann könne der Bonus auch in nennenswerter
       Höhe angesetzt werden. Demnach dürfte der Bonus nicht dem gesamten
       Pflegepersonal zugutekommen.
       
       Rund 700.000 Pfleger gibt es in deutschen Kliniken. Würde man die
       veranschlagte Milliarde Euro gleichmäßig unter ihnen aufteilen, käme jeder
       Arbeitnehmer auf etwas mehr als 1.400 Euro. Auf Nachfrage der taz äußerte
       sich das Bundesgesundheitsministerium jedoch nicht zu der Frage, wer genau
       nun den Coronabonus erhalten soll – und wer nicht. Auch die Frage, welcher
       Betrag eine „nennenswerte Höhe“ darstelle, blieb zu Redaktionsschluss
       unbeantwortet. Stattdessen äußerten sich Opposition und Verbände zu
       Lauterbachs Überlegungen.
       
       ## „Alle haben das zusammen gewuppt.“
       
       Alexander Eichholtz, stellvertretender Vorsitzender des Personalrats der
       Berliner Charité, spricht sich gegen eine Auszahlung des Coronabonus nur
       für bestimmte Teile des Pflegepersonals aus. „Wir hatten Bereiche, die
       andere Patienten aufgenommen haben und entsprechend belastet wurden, um
       Kapazitäten für die Versorgung von Covid-Patienten zu schaffen“ sagte der
       Intensivpfleger der taz. Man könne nicht sagen, es gebe Pflegemitarbeiter,
       die Herausragendes geleistet hätten, und die anderen nicht. „Alle haben das
       zusammen gewuppt.“
       
       Auch Labor- und Apothekenmitarbeiter hätten über das übliche Maß hinaus
       gearbeitet. „Ich finde es ungerecht, wenn die keinen Bonus bekommen“, sagte
       Eichholtz. „Eine kleinteilige Lösung wird zu einer Spaltung der Belegschaft
       führen.“ Die Bundesregierung habe auch zu wenig Geld bereitgestellt.
       Eichholtz selbst plädiert für einen Coronabonus von 10.000 Euro, um
       Personal zu halten und anzuwerben sowie um langfristig die
       Krankenhauspflege zu stabilisieren.
       
       Ähnlich sieht das Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. „Alle
       Beschäftigten in den Krankenhäusern, in der stationären und ambulanten
       Altenpflege, in Reha-Einrichtungen und in der Behindertenhilfe müssen die
       von der neuen Bundesregierung angekündigte Coronaprämie bekommen“, teilte
       Bühler der taz mit.
       
       ## Impfpflicht ging schneller
       
       Deutliche Kritik an Lauterbachs Vorstoß äußerte die Linke. Die
       Parteivorsitzende Janine Wissler sagte am Mittwoch: „Die versprochen
       Bonuszahlungen nur einem kleinen Kreis von Pflegekräften zukommen zu lassen
       wäre wirklich schäbig.“ Nahezu alle Beschäftigten im Gesundheitssystem
       ächzten unter der Last von Corona. „Da ist es doch das Mindeste, allen den
       Bonus auszuzahlen.“
       
       Neben fehlenden Details gibt es offenbar auch noch keinen Zeitplan, wann
       der Pflegebonus im Bundestag beschlossen werden soll. Auf Anfrage der taz
       ließ die grüne Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche lediglich
       mitteilen, man werde den Pflegebonus angehen. Die genaue Ausgestaltung sei
       noch in Abstimmung.
       
       Bei der [2][Impfpflicht für Pfleger] wurde man sich übrigens schnell einig.
       Schon zwei Tage nach der Vereidigung der neuen Regierung wurde sie
       beschlossen. Bei den Finanzhilfen für Pfleger dauert es offenkundig länger.
       
       5 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf
   DIR [2] /Corona-im-Gesundheitswesen/!5818718
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jörg Wimalasena
       
       ## TAGS
       
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