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       # taz.de -- Berliner Sonderweg bei Corona-Regeln: Das leistet man sich
       
       > Berlin erlaubt weiter Zuschauer bei Großveranstaltungen, im Gegensatz zum
       > Bund. Angesichts von Omikron darf das staunen lassen.
       
   IMG Bild: Fußball gucken bleibt (vorerst) erlaubt
       
       Es darf einen ruhig ein wenig erstaunen, was der Berliner Senat da auf
       einer [1][Sondersitzung vor Heiligabend] zur Umsetzung der
       Corona-Beschlüsse aus der Bund-Länder-Runde beschloss: Großveranstaltungen,
       ob Kultur oder Sport, bleiben erlaubt – und ZuschauerInnen sind nach wie
       vor gerne gesehen. Die MinisterpräsidentInnen hatte eigentlich ein
       Zuschauerverbot beschlossen – doch Berlin geht mit Ausnahmegenehmigungen
       einen eigenen Weg.
       
       Dabei kann man eigentlich nur eins verstehen, wenn man die eindringlichen
       Warnungen der ExpertInnen vor der [2][hoch ansteckenden Virusvariante
       Omikron] hört: Es wird schlimm. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
       rechnet mit einer großen, schnellen Welle bereits um den Jahreswechsel –
       dabei ist man in den Kliniken noch gut mit der Delta-Variante beschäftigt.
       Die Corona-Warnampel für die Berliner Intensivstationen steht noch immer
       auf „rot“. In einer Woche ist Silvester.
       
       Nun stimmt es, was die Regierende Franziska Giffey (SPD) nach der
       Senatssitzung am Donnerstag sagte: Wie immer bei den Corona-Regeln gilt es,
       die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Das Maß und die Mitte zu finden zwischen
       dem, was die Wissenschaft für geboten hält, und die Politik meint, einer
       Gesellschaft deshalb zumuten zu müssen an Einschränkungen.
       
       Dennoch: Varieté im Friedrichstadtpalast mit bis zu 2.000 ZuschauerInnen
       zum Beispiel oder Spiele der BR Volleys in der Max-Schmeling-Halle – das
       muss man sich echt erstmal leisten wollen angesichts der Omikron-Welle.
       
       Tatsächlich kann man es sich nicht leisten. Sollten im Januar die
       Krankenhäuser an ihre Grenzen kommen oder Personalmangel in Supermärkten
       und bei der Müllabfuhr die kritische Infrastruktur gefährden, wird der
       rot-grün-rote Senat erklären müssen, warum man zu Silvester noch im
       Friedrichstadtpalast feiern durfte. Klar, es gilt 2Gplus – aber man weiß
       inzwischen auch, dass Omikron auch vor Geimpften und Geboosterten nicht
       halt macht.
       
       ## 30 Prozent Puffer
       
       30 Prozent der Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur könnten
       ausfallen. Das könne Berlin kompensieren, hatte Giffey am Donnerstag
       gesagt. Danach – nun ja, mal sehen, müsse man sich etwas Neues überlegen.
       30 Prozent Puffer – wie viel das tatsächlich ist, wird man hoffentlich
       nicht erleben. Aber alleine, weil es dafür bisher keine Blaupause gibt,
       sollte man jetzt vorsichtig sein – und nicht, wenn es zu spät ist.
       
       Und noch etwas wird ein relevanter Teil der BerlinerInnen nur schwer
       verstehen: Sollten im Januar tatsächlich [3][die Schulen wieder zurück in
       den Wechselunterricht müssen], auch weil man noch ein bisschen Spaß haben
       wollte um den Jahreswechsel herum, dürften die Eltern (zurecht) auf die
       Barrikaden gehen. Vor allem bei den Kindern dürfen die Erwachsenen sich
       dann entschuldigen. Sie haben einen neuen Homeschooling-Winter am
       allerwenigsten verdient.
       
       23 Dec 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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