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       # taz.de -- Nachrichten zur Coronakrise: Inzidenz höher als ausgewiesen?
       
       > Laut Karl Lauterbach liegt die Zahl der Neuinfektionen zwei bis drei mal
       > höher, als aus der Statistik hervorgeht. Frankreich meldet 200.000
       > Neuinfektionen an einem Tag.
       
   IMG Bild: Während der Feiertage sind wohl viele Neuinfektionen nicht erfasst worden
       
       ## Lauterbach: Inzidenz viel höher als ausgewiesen
       
       Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen liegt nach Einschätzung von
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zwei bis drei Mal höher als
       in den derzeitigen Statistiken ausgewiesen. Wegen der Feiertage gebe es
       momentan eine „deutliche Untererfassung“ der Corona-Infektionen, sagte
       Lauterbach am Mittwoch in Berlin. „Die gegenwärtig ausgewiesene Inzidenz
       unterschätzt die Gefahr, in der wir uns befinden“, warnte der Minister.
       (afp)
       
       ## Frankreich: 200.000 Neuinfektionen an einem Tage
       
       In Frankreich hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen erstmals die Schwelle
       von 200.000 binnen 24 Stunden überschritten. Innerhalb eines Tages seien
       rund 208.000 neue Fälle registriert worden, sagte der französische
       Gesundheitsminister Olivier Véran am Mittwoch vor der Nationalversammlung.
       Erst am Dienstag war mit fast 180.000 Neuinfektionen ein Tageshöchstwert
       erreicht worden. (afp)
       
       ## Studie: Omikron könnte Gastro und Handel hart treffen
       
       Die Verschärfung der Corona-Maßnahmen zur Bekämpfung der Omikron-Variante
       droht nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vor
       allem im Gastgewerbe und im stationären Einzelhandel tiefe Spuren zu
       hinterlassen. Im stationären Einzelhandel gingen rund sechs Milliarden Euro
       pro Monat an Umsatz verloren, prognostizierten die Forscher laut einer am
       Mittwoch vorgelegten Mitteilung. Teils wandere das Geschäft in den
       Onlinehandel ab.
       
       Und auch in der Gastronomie seien erhebliche Einbußen zu erwarten. „Wenn es
       für die Gastronomie so schlimm kommen sollte wie Anfang 2021, könnten sich
       auch hier die Umsatzverluste auf über zehn Milliarden Euro gegenüber einem
       normalen Jahr summieren“, warnten die Konjunkturexperten. (dpa)
       
       ## Bundesregierung: klare Zahlen Anfang des Jahres
       
       Die Bundesregierung erwartet Anfang kommenden Jahres ein klareres Bild über
       die Corona-Infektionslage in Deutschland. „Die Zahlen werden sich zu Beginn
       des Jahres wieder normalisieren, es wird zu Nachmeldungen kommen“, sagte
       ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit Blick auf die aktuell
       sinkenden Infektionszahlen, was Experten aber auch zu einem Teil auf die
       wegen der Feiertage schlechter besetzten Gesundheitsämter zurückführen.
       Einzelne Ämter dürften einige Tage brauchen, um das nachzumelden, sagte der
       Sprecher.
       
       „Die Infektionszahlen sind ein wichtiger Indikator, aber natürlich nicht
       der einzige“, fügte er hinzu. Die Lage in den Krankenhäusern und auf den
       Intensivstationen habe sich zum Glück etwas entspannt. Wichtig sei, die
       Schutzmaßnahmen einzuhalten und mit den Impfungen voranzukommen. (rtr)
       
       ## Johnson wirbt für Auffrischungsimpfung
       
       Angesichts des raschen Vormarsches der neuen Corona-Variante Omikron hat
       der britische Premierminister Boris Johnson für Impfungen geworben und zu
       Vorsicht bei den Silvesterfeiern aufgerufen. Dabei verwies er am Mittwoch
       darauf, dass die überwiegende Mehrheit der Corona-Patienten auf den
       Intensivstationen keine Auffrischungsimpfung habe. Aus Gesprächen mit
       Ärzten habe er erfahren, dass dies bis zu 90 Prozent der
       Corona-Intensivpatienten seien. Daher sollte man sich boostern lassen und
       bei den Neujahrsfeiern vorsichtig sein.
       
       Im Zuge der raschen Omikron-Ausbreitung war die Zahl der Neuinfektionen in
       Großbritannien am Dienstag auf den Rekord von über 129.000 gestiegen.
       Allerdings werden derzeit deutlich weniger Corona-Patienten in Kliniken
       eingeliefert als während der Höchststände im vergangenen Januar. (rtr)
       
       ## Länder verschulden sich mit fast 60 Milliarden
       
       Die 16 Bundesländer haben in der Corona-Krise bislang fast 60 Milliarden
       Euro neue Schulden angehäuft. Dies ist trotz der hohen Summe deutlich
       weniger als in der ersten Phase der Pandemie noch befürchtet. Die von den
       Länderparlamenten abgesegneten Kreditermächtigungen gehen darüber noch weit
       hinaus, wurden aber bislang von kaum einer Landesregierung ausgeschöpft.
       Das hat eine dpa-Umfrage unter den Finanzministerien und –behörden der 16
       Länder ergeben. Mindestens drei Bundesländer – Niedersachsen, Thüringen,
       und Baden-Württemberg – wollen bereits im kommenden Jahr mit der Abzahlung
       der Corona-Schulden beginnen.
       
       Nach dem Beginn der Krise hatten die Landtage, die Bürgerschaften der zwei
       Hansestädte und das Berliner Abgeordnetenhaus allein 2020 über 100
       Milliarden Euro neue Schulden genehmigt. Dabei trafen mehrere Länder quasi
       Vorratsbeschlüsse, weil sie die Aufnahme der Kredite über mehrere Jahre
       strecken. Ursprünglich hatte wegen der Schuldenbremse keine Landesregierung
       2020 neue Schulden eingeplant.
       
       Tatsächlich aufgenommen haben die Länder 2020 und 2021 neue Kredite in Höhe
       von gut 57,6 Milliarden Euro. Da das Jahr noch nicht vorüber ist, wollten
       nicht alle Länder Wasserstandsmeldungen abgeben, so Niedersachsen und
       Rheinland-Pfalz. Klar ist jedoch, dass die in den 16 Ländern 2020 insgesamt
       genehmigte Summe von über 100 Milliarden bis Ende dieses Jahres nicht
       annähernd ausgeschöpft sein wird. (dpa)
       
       ## Polizeigewerkschaft: Demos belasten Beamte psychisch
       
       Die Gewerkschaft der Polizei befürchtet für Beamte im Dauereinsatz
       psychische Beeinträchtigungen durch die andauernden Corona-Demonstrationen
       und sogenannten Spaziergänge. „Die vielen Corona-Proteste sorgen für eine
       riesige Belastung für die Einsatzkräfte“, sagte der Bundesvorsitzende der
       Gewerkschaft, Oliver Malchow, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
       (RND/Mittwoch).
       
       Gerade Bereitschaftspolizisten würden von einem Einsatzgebiet ins nächste
       fahren – häufig sogar in einem anderen Bundesland. Da es bei diesen
       Protestzügen immer mehr gewalttätige Verläufe mit hoher Aggressivität auch
       gegen Einsatzkräfte der Polizei gebe, seien diese Einsätze äußerst
       belastend, betonte Malchow. „Die Führungskräfte sind intensiv bemüht, die
       Belastung ihrer Mitarbeiter abzubauen, aber das wird immer schwieriger.“
       Malchow hatte in einem weiteren Interview bereits beklagt, dass durch die
       Einsätze bei den Demos andere polizeiliche Aufgaben vernachlässigt würden,
       zum Beispiel bei der Verkehrsüberwachung.
       
       Manuel Ostermann, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen
       Polizeigewerkschaft, nannte in der Bild (Mittwoch) den Personalmangel durch
       Stellenstreichungen als Hauptgrund für die Probleme. „Das fällt uns jetzt
       in allen Bereichen und somit auch bei den Corona-Maßnahmen auf die Füße.“
       
       Die Stadt München hat unangemeldete Corona-„Spaziergänge“ für diesen
       Mittwoch und Donnerstag ausdrücklich untersagt. Damit solle nach Angaben
       vom Dienstag einem Wildwuchs an Demonstrationen mit zum Teil gewaltbereiten
       Teilnehmern vorgebeugt werden, bei denen weder Mindestabstände eingehalten
       noch Mund-Nasen-Bedeckungen getragen würden. Die Teilnahme an
       unangemeldeten und nicht auflagenkonformen Demos gegen die
       Pandemiebekämpfung sei eine Ordnungswidrigkeit – Teilnehmern drohe ein
       Bußgeld von bis zu 3.000 Euro.
       
       In zahlreichen deutschen Städten waren in den vergangenen Tagen
       Zehntausende Menschen gegen Corona-Schutzmaßnahmen auf die Straße gegangen.
       Vor allem im Osten Deutschlands hatten die Demonstrationen großen Zulauf.
       (dpa)
       
       ## RKI: Omikron-Fälle in Deutschland steigen
       
       Innerhalb eines Tages ist die Zahl der an das Robert Koch-Institut (RKI)
       übermittelten sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen [1][Omikron-Fälle]
       in Deutschland stark gestiegen. 10.443 Fälle würden nun der neuen
       Corona-Variante zugeordnet, 45 Prozent mehr als am Vortag, hieß es am
       Dienstag auf einer RKI-Übersichtsseite (Datenstand 28. Dezember). Die Zahl
       bezieht sich auf Fälle im November und Dezember, die meisten Nachweise
       stammen mit 6.257 aus der vergangenen Woche (Vorwoche: 2.904).
       
       Für drei Menschen aus der Altersgruppe 60 bis 79 Jahre und einen aus der
       Gruppe 35 bis 59 Jahre war angegeben, dass er gestorben ist. Von 124 Fällen
       gab es die Information, dass sie ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Bei
       148 lagen Angaben vor, dass es sich um eine Reinfektion handelt – also eine
       Ansteckung trotz früherer Corona-Infektion.
       
       Eine Grafik zur zeitlichen Entwicklung zeigt einen steilen Anstieg der
       wöchentlich gemeldeten Zahlen in Verbindung mit Omikron. Für die laufende
       Woche rechnet das RKI mit einer „hohen Anzahl an Neu- und Nachmeldungen“.
       Die Angaben beziehen sich laut RKI auf Nachweise mittels vollständiger
       Erbgutanalysen sowie auf labordiagnostischen Verdacht durch
       variantenspezifische PCR-Tests. In Deutschland wird nur ein kleiner Teil
       der positiven Probe auf Varianten hin untersucht. (dpa)
       
       ## WHO sieht weiter große Gefahr durch Omikron
       
       Die Gefahr durch die Omikron-Variante des Coronavirus ist nach Einschätzung
       der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiter sehr hoch. Das teilte die WHO
       in ihrem wöchentlichen Lagebericht mit. Die Variante verbreite sich nach
       bisherigen Beobachtungen deutlich schneller als es die Delta-Variante getan
       habe. In den Vereinigten Staaten und Großbritannien sei sie inzwischen die
       dominierende Mutante. Die schnelle Wachstumsrate ist laut WHO
       wahrscheinlich eine Kombination sowohl des geringeren Schutzes durch die
       Immunabwehr als auch der erhöhten Übertragbarkeit der Omikron-Variante.
       Allerdings sei in Südafrika zuletzt ein Rückgang der Fälle verzeichnet
       worden.
       
       Außerdem zeigten vorläufige Daten aus Großbritannien, Südafrika und
       Dänemark, dass im Vergleich zur Delta-Variante die Erkrankten nicht so
       häufig in einer Klinik behandelt werden müssten, teilte die WHO weiter mit.
       Es brauche aber noch weitere Studien, um diese Beobachtungen wirklich zu
       verstehen. Es sei zu erwarten, dass bisher bewährte Medikamente auch bei
       dieser Variante helfen. (dpa)
       
       ## Immer mehr Infektionen in den USA
       
       In den USA steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter rapide an. Für
       Montag gab die Gesundheitsbehörde CDC mehr als 440.000 neue Fälle an einem
       Tag an – der höchste gemeldete Tageswert seit Beginn der Pandemie.
       Allerdings ist davon auszugehen, dass diese Zahl wahrscheinlich aufgrund
       der Feiertage verfälscht ist, da es nach Weihnachten noch zu Nachmeldungen
       gekommen sein dürfte. Die Daten variieren auch deutlich – die New York
       Times etwa meldete für den Tag sogar mehr als 500.000 Neuinfektionen in den
       USA.
       
       Bundesstaaten wie New York, New Jersey, Illinois und Maryland sowie die
       Hauptstadt Washington hatten in den vergangenen Tagen täglich Rekordwerte
       bei den Corona-Neuansteckungen verzeichnet – die Kurve zeigt dabei steil,
       teils fast senkrecht nach oben. Die Omikron-Variante dominiert inzwischen
       das Infektionsgeschehen in den USA. Auch wenn die CDC zuletzt ihre
       Schätzungen zur Verbreitung der neuen Variante nach unten korrigierte, ist
       der Anteil der Variante an den Neuinfektionen seit Anfang Dezember
       signifikant gestiegen. [2][US-Präsident Joe Biden] steht unter Druck. (dpa)
       
       ## Deutschland will weitere 75 Millionen Impfdosen spenden
       
       Die neue Bundesregierung will im nächsten Jahr mindestens 75 Millionen
       Impfdosen an ärmere Länder spenden, ohne dabei die eigene Impfkampagne
       einzuschränken. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte dem
       Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch), das für 2021 gesetzte Ziel
       von 100 Millionen Dosen sei zwar erreicht worden. „Aber dabei dürfen wie
       nicht stehen bleiben. Für das kommende Jahr planen wir eine weitere Spende
       von mindestens 75 Millionen Dosen.“
       
       Sie stimme mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) überein, dass dies
       nicht zur Lasten der impfwilligen Bürger in Deutschland gehe, sagte
       Schulze. „Wir sind uns einig, dass wir beides hinbekommen werden: Die
       Versorgung der eigenen Bevölkerung und die der ärmeren Staaten.“ Die
       Auswirkungen der Pandemie in diesen Ländern seien „wirklich brutal“: Auch
       Infektionen wie Malaria und Tuberkulose oder Hunger und Armut würden extrem
       zunehmen. „Die Gewalt gegen Frauen wächst, es gibt mehr
       Menschenrechtsverletzungen. Es ist dramatisch, was wir gerade erleben.“
       (dpa)
       
       ## Gericht bestätigt Böller-Verkaufsverbot
       
       Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) hat das [3][bundesweite
       Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk] bestätigt. Damit blieben Eilanträge
       von Pyrotechnikhändlern gegen die Regelung des Bundesinnenministeriums
       erfolglos, wie das Gericht am Dienstagabend mitteilte. Zuvor hatte schon
       das Verwaltungsgericht Berlin entsprechende Anträge zurückgewiesen – diese
       Entscheidung wurde nun vom OVG in nächster Instanz bestätigt.
       
       Der 6. Senat des Oberverwaltungsgerichts räumte ein, dass wegen der
       Eilbedürftigkeit eine hinreichend verlässliche Einschätzung der
       Rechtmäßigkeit der Regelung nicht möglich sei. Die daher nötige
       Folgenabwägung gehe aber zulasten der Antragsteller aus: Zwar greife das
       Verkaufsverbot in deren Grundrechte ein. Der verfolgte Zweck überwiege
       aber, nämlich eine weitere Belastung insbesondere der pandemiebedingt stark
       ausgelasteten Krankenhäuser zu verhindern.
       
       Das Verwaltungsgericht hatte zuvor auf Zahlen aus Berlin vom vergangenen
       Jahreswechsel verwiesen: Allein im Berliner Unfallkrankenhaus Marzahn
       werden demnach üblicherweise 50 bis 75 Menschen zu Silvester eingeliefert,
       im vergangenen Jahr seien es lediglich 10 gewesen. (dpa)
       
       29 Dec 2021
       
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