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       # taz.de -- Ausländer in Russland: Testen, bis der Arzt kommt
       
       > Ausländer sollen sich in Russland künftig mehrfach im Jahr medizinischen
       > Untersuchungen unterziehen. Folgen für die Wirtschaft sieht der Kreml
       > nicht.
       
   IMG Bild: Alle drei Monate sollen ausländische Arbeitskräfte sich einem Gesundheitscheck unterziehen
       
       Moskau taz | Dauerkunden in der Poliklinik: In Russland lebende
       Ausländerr müssen sich alle drei Monate einer umfangreichen
       medizinischen Untersuchung unterziehen. Das entsprechende Gesetz trat am
       Mittwoch in Kraft. Demnach sollen Ausländer ab dem Frühjahr kommenden
       Jahres einmal pro Quartal unterschiedliche Gesundheitstests vorlegen.
       
       Verpflichtend ist zudem auch die Abgabe von Fingerabdrücken. Mit der
       Blutentnahme sollen Krankheiten wie Tuberkulose, Syphilis und Aids
       ermittelt werden. Ob ein Ausländer drogenabhängig ist, soll ebenfalls
       durch das Testverfahren festgestellt werden.
       
       Die Untersuchungspflicht gilt für alle Ausländer, die in der Russischen
       Föderation leben und arbeiten. Touristen sind von den Zwangstests
       ausgenommen. Die Ergebnisse sollen der russischen Migrationsbehörde
       übermittelt werden.
       
       Bislang war noch unklar, ob die Untersuchungen in der Behörde vor Ort
       stattfinden. Die Migrationsbehörde befindet sich am südlichen Stadtrand
       Moskaus. Allein der Besuch würde daher mehrere Stunden in Anspruch nehmen,
       fürchteten ausländische Arbeitnehmer in der Hauptstadt.
       
       ## Keine schwerwiegenden Folgen
       
       Neben Gastarbeitern aus den ehemaligen Sowjetrepubliken sind auch höher
       qualifizierte Arbeitnehmer und Fachkräfte aus westlichen Ländern zu den
       Untersuchungen verpflichtet. Das russische Innenministerium bestand darauf,
       auch Fachleute zu untersuchen, die sich bislang keinen Zwangsuntersuchungen
       unterziehen mussten. Dies deutet darauf hin, dass Russland auch westliche
       Arbeitskräfte gezielt ins Visier nimmt und keine schwerwiegenden Folgen für
       die heimische Wirtschaft befürchtet.
       
       Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) warnte unterdessen vor
       Konsequenzen für Russlands Wirtschaft, sollte die neue Regelung tatsächlich
       umgesetzt werden. Wenn Wirtschaftsvertreter betroffen seien, bestehe die
       Gefahr, „dass sich für Russland wichtige ausländische Manager im großen
       Stil von Russland abwenden“. Die Kammer hatte im Dezember in einem Brief
       die russische Regierung aufgefordert, das Gesetz abzuschwächen.
       
       Die kremlkritische Zeitung Nowaja Gaseta stellte in einem Bericht über die
       Reform die Frage: „Geht es hierbei um die Gesundheit der Gesellschaft oder
       handelt es sich um Diskriminierung?“
       
       Die russischen Behörden behaupten, das neue Verfahren verbessere die
       Gesundheitslage im Land. Russlands Regierung hat sich bei der Bekämpfung
       der Coronapandemie durch Einhaltung konsequenter Regeln bislang nicht
       hervorgetan. Grundsätzlich sind autoritäre Systeme indes schneller bereit,
       aufgrund vermeintlicher Staatsräson auf wirtschaftliche Einnahmen zu
       verzichten.
       
       30 Dec 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus-Helge Donath
       
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