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       # taz.de -- Vor der Eiskunstlauf-EM in Estland: Tallinn on ice
       
       > In dieser Woche beginnt in Estland die Eiskunstlauf-EM. Das baltische
       > Land fördert gezielt den Sport – und bringt bemerkenswert viele Talente
       > hervor.
       
   IMG Bild: Talentschau in der Eishalle von Tondiraba, 2021: Eva-Lotta Kiibus in der Mitte
       
       Gastgeberland der Europameisterschaften im Eiskunstlauf in dieser Woche ist
       das kleine Estland, das trotz seiner nur 1,3 Millionen Einwohner immer
       wieder große Eislauftalente hervorbringt. „Die Eishalle ist bei Wettkämpfen
       in Tallinn meist ausverkauft. Die Gäste kommen auch aus den
       eislaufbegeisterten Nachbarstaaten Russland und Finnland und die Stimmung
       in der Halle ist super“, verrät der deutsche Paarlauftrainer Alexander
       König, der schon Schützlinge zu Wettkämpfen in das kleine baltische Land
       begleitete.
       
       Bei den Frauen kann Estland sogar zwei Startplätze belegen, die ihre
       Meisterin Eva-Lotta Kiibus mit spritzigen Programmen und einem siebenten
       Platz im Vor-Corona-Jahr 2019 erkämpfte. Ihre erst 17 Jahre junge Landsfrau
       Niina Petrõkina, die sie begleiten wird, ist in diesem Jahr sogar stärker
       gelaufen als die zwei Jahre ältere Kiibus und hat ihr den estnischen
       Meistertitel abgenommen. Beiden Frauen ist eine Top-Ten-Platzierung bei der
       EM zuzutrauen, falls sie einen guten Tag erwischen. Für die Meisterin aus
       dem ungleich größeren Deutschland, [1][Nicole Schott], ist ein zehnter
       Platz hingegen eine Herausforderung, die ihr jeder Eislauffan zutraut.
       
       Was macht das estnische Eiskunstlaufen so erfolgreich? Da ist zunächst
       einmal die Popularität der Sportart, die die Bewohner der früheren
       Sowjetrepublik trotz harter politischer und kultureller Abgrenzung mit den
       Russen teilen. Und da ist mit Anna Levandi eine der ganz großen
       Trainerinnen weltweit. In Tallinn wurde sogar ein Sportverein nach ihr
       benannt. Unter ihrem Mädchennamen Kondraschowa lief sie in den 1980er
       Jahren erfolgreich für die Sowjetunion, wurde 1984 Vize-Weltmeisterin
       hinter Katarina Witt. Als Trainerin formt sie immer wieder große Talente.
       Zur EM wird auch erstmals ihr Sohn Arlet starten, den sie trainiert. Bei
       Wettkämpfen in diesem Jahr deutete der 16-Jährige viel Potenzial für die
       kommenden Jahre an. Der deutsche Paarlauftrainer Alexander König
       bescheinigt der estnischen Trainerkollegin auch eine gute Vereinsarbeit und
       eine Vernetzung innerhalb der Sportpolitik, um die sie internationale
       Trainerkollegen beneiden würden.
       
       Die Choreografien dürfen den estnischen Läuferinnen und Läufern immer
       wieder namhafte internationale Choreografen schneidern wie der Russe Ilja
       Averbuch, der Franzose Benoît Richaud und der Schweizer Stéphane Lambiel.
       Verständlich, dass die Arbeit mit diesen Choreografen teuer ist.
       
       ## Handball, Gymnastik und noch mehr Eiskunstlauf
       
       Die Popularität der Sportart pflegt Estland, indem es immer wieder
       [2][internationale Eiskunstlaufwettbewerbe] austrägt, auch kleinere
       Juniorenwettkämpfe, mit denen kein Geld zu verdienen ist. Die finden wie
       die EM in der 2014 erbauten hochmodernen Tondiraba-Eishalle nahe der
       Ostseeküste statt, die auch für Konzerte und Theateraufführungen oder für
       Handball- und Gymnastikturniere umgebaut werden kann.
       
       Eine Woche nach der EM wird in der Halle übrigens die
       Vier-Kontinente-Meisterschaft im Eiskunstlauf ausgetragen, bei der Asien,
       Amerika, Afrika und Australien ihre Meister ermitteln. Auf diesen
       Kontinenten fand sich im Coronajahr 2022 kein Gastgeber für die
       Meisterschaften, die wahrscheinlich keinen Gewinn erwirtschaften. Tallinn
       sprang kurzfristig ein. Da ist es praktisch, dass Funktionäre und
       Preisrichter gleich am Ort bleiben und in den Zwischentagen die
       mittelalterliche Altstadt der estnischen Hauptstadt genießen können.
       
       Stärkste deutsche Teilnehmer dürften die Paarläufer Minerva Hase/Nolan
       Seegert sein, die bei den letzten Europameisterschaften Fünfte wurden. Sie
       haben seit September ihren Trainingsschwerpunkt von Berlin ins russische
       Sotschi verlegt, um optimal für die Olympiasaison gerüstet zu sein. Dort
       trainieren sie mit starker internationaler Konkurrenz.
       
       11 Jan 2022
       
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