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       # taz.de -- Zuschuss für Haushaltshilfen: Eine Frage der Prioritäten
       
       > Arbeitsminister Hubertus Heil will legale Haushaltshilfen bezuschussen.
       > Eine gute Idee – so lange nicht nur die Mittelschicht profitiert.
       
   IMG Bild: Zwei Drittel der vollzeitbeschäftigten Reinigungskräfte arbeiten im Niedriglohnsektor
       
       Heute schon geputzt, gekocht, gekümmert? Und geseufzt: Kann das nicht mal
       jemand anders übernehmen? Ja, das wird möglich sein. Arbeitsminister
       Hubertus Heil will Familien und Menschen, die [1][Angehörige pflegen], mit
       einem Gutschein für legale Haushaltshilfen unter die Arme greifen. Und
       gleichzeitig auch die [2][Schwarzarbeit] in diesem Bereich bekämpfen. Die
       Idee ist gut und zielführender als die bloße Möglichkeit, Haushaltshilfen
       von der Steuer abzusetzen.
       
       Davon profitieren nämlich vor allem jene, die viele Steuern zahlen und sich
       auch noch Koch und Gärtnerin leisten können. Doch die meisten
       [3][Haushaltshilfen] tauchen auf keiner Steuererklärung auf. Laut einer
       OECD-Studie sind schätzungsweise 75 Prozent der Arbeitskräfte, die in
       diesem Bereich arbeiten, nicht angemeldet.
       
       Wenn mittels eines Gutscheinsystems nun der Anteil der
       sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in anderen Haushalten
       Kinder hüten oder Fuböden schrubben, steigt, wäre das sinnvoll. Zumal der
       Staat in diesem Fall auch von den zusätzlich gezahlten Abgaben profitieren
       würde.
       
       Es bleibt aber offen, ob tatsächlich alle entlastet werden, die es verdient
       haben. Wird sich auch die Putzkraft, die tagsüber für andere sauber macht,
       jemanden leisten können, der ihr Arbeit im Haushalt abnimmt? Wohl kaum.
       Auch eine Hilfe, für die nur 60 Prozent gezahlt werden können, muss man
       sich leisten können. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt,
       arbeiten zwei Drittel der vollzeitbeschäftigten Reinigungskräfte im
       Niedriglohnsektor und verdienen entlang oder unterhalb der Armutsgrenze.
       
       Diese Menschen besser zu stellen, muss ebenfalls Priorität haben. Durch
       armutsfeste Mindestlöhne oder zusätzliche staatliche Hilfen wie den
       geplanten Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger:innen. Der soll übrigens
       130 Millionen Euro kosten, der Haushaltshilfenzuschuss rund 400 Millionen.
       Hier kann die SPD noch an der Prioritätensetzung arbeiten – sonst entpuppt
       sich der Gutschein für Haushaltshilfen als reine Mittelschichtsprämie.
       
       12 Jan 2022
       
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