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       # taz.de -- PETA-Protest vor britischer Botschaft: Kunstfell für die Königsgarde
       
       > Ein paar Aktivist*innen haben in Berlin protestiert. Sie fordern die
       > Abschaffung der Bärenfellmützen bei der britischen Garde.
       
   IMG Bild: Bei winterlichen Temperaturen protestierten die PETA-Aktivist*innen nur in Shorts, Mütze und BH
       
       Berlin taz | „Gefühlte null Grad“, sagt die Wetter-App, als drei junge
       Frauen am Donnerstagmorgen unweit der britischen Botschaft stehen und
       zittern. Mehr als kurze Radlerhosen im Union-Jack-Print, Kunstfellmützen
       und BHs tragen sie nicht. Weil sie im befriedeten Bereich nicht
       protestieren dürfen, stehen sie ein paar Meter weiter neben einem
       Glühweinstand auf einer Fußgängerinsel vor dem Brandenburger Tor. „Bare
       skin, not bear skin“ (Nackte Haut, keine Bärenhaut) und „Put faux-fur caps
       into service“ (Stellt Kunstpelzmützen in den Dienst) steht auf ihren
       Schildern.
       
       Die deutsche wie die britische Peta demonstrieren dafür, dass die
       Bärenfellmützen der Queen’s Guard durch Mützen aus künstlichem Pelz ersetzt
       werden. In fünf britischen Wachregimentern gehören die überdimensionalen
       Mützen seit der Schlacht von Waterloo 1815 zur Grundausstattung. Dabei sind
       sie äußert unpraktisch: Das knapp einen halben Meter hohe und ein Kilogramm
       schwere Accessoire bringt die Garde im Sommer ins Schwitzen und schützt
       nicht vor Minusgraden im Winter. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Mützen
       gehen diese Exemplare nicht einmal bis über die Ohren.
       
       Doch neben der britischen Armee – und das stört die Tierschützer*innen
       besonders – [1][leidet auch der amerikanische Schwarzbär] unter der
       Tradition. Die Queen ist jedoch ausnahmsweise nicht schuld. Königin
       Elisabeth II., so berichtet ihre Schneiderin, hat sich dem Echtpelz schon
       2019 entsagt: „Falls Ihre Majestät bei besonders kaltem Wetter eine
       Veranstaltung besuchen muss, [2][wird falscher Pelz genutzt.“]
       
       ## Selbst Johnson ist für Fake-Pelz
       
       Für den Dresscode der Wachregimenter ist das britische
       Verteidigungsministerium verantwortlich. Und das hat für synthetische
       Fasern nichts übrig. Kunstpelz absorbiere bei Regen zu viel Wasser, das
       schade der Optik und dem Tragekomfort, heißt es. Die Tierschützer lassen
       das nicht gelten: „Anstatt Steuergelder für Tierqualprodukte zu
       verschleudern, sollte das Ministerium in die Fußstapfen der Queen treten
       und Pelze ein für alle Mal in der Mottenkiste liegen lassen“, sagt Jens
       Vogt, der Aktionskoordinator der Berliner Peta.
       
       Selbst der konservative Premierminister Boris Johnson sprach sich bereits
       vor Jahren für falsche Felle aus, wenn sie denn [3][„helfen, ein paar Bären
       zu retten“]. Eine Alternative gäbe es schon: Die britische Peta hat
       gemeinsam mit einem Luxuskunstfellhersteller einen Fake-Pelz entwickelt,
       der dem tierischen Original täuschend ähnlich sehen soll.
       
       „Ich habe heute Nacht geträumt, ich wäre in der Sauna“, erzählt eine der
       frierenden Aktivistinnen am Donnerstag in Mitte. Viel gebracht haben die
       prophylaktischen warmen Gedanken nicht: Ob alle anwesenden Journalisten
       Fotos gemacht hätten, damit sie sich wieder anziehen können, fragt noch der
       Aktionskoordinator. Und dann ist der für eine Dreiviertelstunde
       angekündigte Mützenprotest nach sieben Minuten schon wieder vorbei.
       
       13 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://support.peta.org/page/35880/action/1?locale=en-US
   DIR [2] https://www.vogue.de/mode/artikel/queen-pelz
   DIR [3] https://www.telegraph.co.uk/news/uknews/11411527/Boris-Johnson-open-to-false-fur-for-Queens-Guard-caps.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johanna Jürgens
       
       ## TAGS
       
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