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       # taz.de -- Tennisprofi Novak Đoković: Eine ganz normale Tragödie
       
       > Der aus Australien verwiesene Tennisprofi Novak Đoković wird sich nicht
       > als Opfer inszenieren können. Die Empörung über ihn ist aber
       > unverhältnismäßig.
       
   IMG Bild: Novak Đoković grübelt vornehmlich auf dem Tennisplatz über eigene Fehler nach
       
       Es ist erstaunlich, über was alles in den letzten knapp zehn Tagen
       gesprochen wurde, seitdem der Tennisweltranglistenerste Novak Đoković
       versucht hat, ungeimpft mit einer Ausnahmegenehmigung an den Australian
       Open teilzunehmen: über die Einwanderungspolitik in Australien [1][und
       deren brutales Abschreckungssystem], über die Machtfülle eines Ministers,
       der allein und unkontrolliert über das Schicksal einzelner Menschen
       bestimmen darf, über das Leiden Jesus Christi und des serbischen Volkes, an
       die der Vater von Đoković erinnerte. Über den Eifer von Novak Đoković,
       notfalls auch coronapositiv Journalisten nicht hängen zu lassen, über die
       Fehlbarkeit seiner Mitarbeiter beim Ausfüllen von Behördenpapieren.
       
       Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke hat nun sein persönliches
       Recht wahrgenommen und das Visum von Novak Đoković erneut für ungültig
       erklärt. Ein australisches Gericht hatte am Montag noch das Einreiseverbot
       wegen Verfahrensfehlern aufgehoben. Hawke erklärte, aus gesundheitlichen
       Gründen und im öffentlichen Interesse seine Entscheidung getroffen zu
       haben.
       
       Endlich scheint es um das eigentliche Problem zu gehen. Wobei Hawke leider
       inhaltliche Details vermied, weshalb genau das öffentliche Interesse
       berührt ist. Das wäre im Zusammenhang mit den anderen
       Ausnahmegenehmigungen, welche die Veranstalter des Tennisturniers vergeben
       haben, von Interesse gewesen.
       
       Interessant ist auch die Frage, weshalb Hawke, dessen Entscheidung früher
       erwartet wurde, so lange gebraucht hat, um eine Gesundheitsgefährdung der
       Öffentlichkeit festzustellen? Die Zuspitzung der Corona-Einreise-Debatte
       auf den äußerst streitbaren Đoković hat die Angelegenheit aus dem Ruder
       laufen lassen. Die fehlende Abstimmung zwischen dem Regelwerk des
       Turnierveranstalters und dem der Einreisebehörden hat zudem allen
       Beteiligten Schaden zugefügt.
       
       ## Eigene Wahrheit zusammengereimt
       
       Als Opfer wird sich Novak Đoković jedoch nicht inszenieren können. Zu sehr
       hat er sich als Fachmann der Selbstdemontage bewiesen. Angefangen hat alles
       damit, dass er ausnahmsweise eine Ausnahmeregelung außerhalb der
       vorgesehenen Fristen für sich durchsetzen wollte. Dafür waren ihm alle
       Mittel recht. Die Gefährdung von Mitmenschen nahm er billigend in Kauf. Zu
       seiner Verteidigung muss man allerdings anmerken, dass er vielleicht
       gelogen hat. Ein falsches Stempeldatum lassen seine Erzählungen über einen
       positiven Coronatest nur bedingt glaubwürdig erscheinen.
       
       Derlei Tragödien gibt es des Öfteren im Leistungssport. Entrückte Stars,
       die ihren Erfolg über jegliche Gesetze stellen und sich ihre Wahrheit
       zusammenreimen. Novak Đoković muss sich dafür berechtigte Kritik gefallen
       lassen. Bedenkt man, wie freundlich im Zweifelsfalle andere Sportgrößen
       behandelt werden, staunt man etwas über das Ausmaß der Empörung im Fall
       Đoković.
       
       Dass Cristiano Ronaldo 375.000 US-Dollar Schweigegeld an das Model Kathryn
       Mayorga zahlte, die ihn [2][wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung]
       angezeigt hatte, hat die Anzahl der Bewunderer des portugiesischen
       Fußballstars, der jegliche Schuld abstritt, kaum beeinträchtigt. Gesprochen
       wird über die Geschichte heute nicht mehr. Novak Đoković muss damit
       rechnen, dass ihm seine Versuche, die Teilnahme an den Australian Open zu
       erzwingen, nicht so schnell vergessen werden.
       
       14 Jan 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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