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       # taz.de -- EU-Finanzminister zu Schuldenregeln: Lindner in der Defensive
       
       > Beim Treffen der Eurogruppe ist der deutsche Finanzminister in der
       > Schuldenfrage isoliert – auch wenn er sich nicht als Hardliner sieht.
       
   IMG Bild: Christian Lindner begrüßt seine KollegInnen in Brüssel
       
       Brüssel taz | Fehlstart für den neuen Bundesfinanzminister in Brüssel: Bei
       seinem ersten Arbeitstreffen auf EU-Ebene trat Christian Lindner sofort auf
       die Bremse. Während sich Frankreich, Italien und die Europäische
       Zentralbank für eine [1][Lockerung der strikten EU-Schuldenregeln]
       aussprachen, erteilte der FDP-Chef einer großen Reform eine Absage.
       
       Die bestehenden Regeln seien hinreichend flexibel, sagte Lindner beim
       Treffen der Eurogruppe. Es gehe darum, die Schulden zu reduzieren und
       Puffer aufzubauen, um auch in Zukunft handlungsfähig zu sein. Er sei jedoch
       kein Hardliner, betonte er. „Ich bin kein [2][furchteinflößender Falke],
       ich bin ein freundlicher Falke.“
       
       Infolge der Lockdowns und anderer Coronamaßnahmen war die Konjunktur in
       Deutschland und den anderen Euroländern 2020 massiv eingebrochen.
       Gleichzeitig hatten die Staaten neue Schulden aufgenommen, was die
       Schuldenquote in die Höhe treibt. Um die Krise zu bewältigen, wurden die
       EU-Regeln bis 2023 ausgesetzt.
       
       ## Keine alte Diskussion
       
       EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte, es geht nicht darum, alte
       Diskussionen zu wiederholen. Die Schulden seien wegen der Pandemie deutlich
       höher als früher. Zugleich gebe es einen enormen Bedarf an öffentlichen
       Investitionen, etwa für das Klima.
       
       Lindner ist in der Defensive. In der EU hat er kaum Gleichgesinnte. Selbst
       die Niederlande, die früher die „Gruppe der Geizigen“ anführten und strenge
       Haushaltsdisziplin forderten, zeigen sich für Reformen offen. Frankreich,
       das derzeit den EU-Vorsitz führt, will nicht lockerlassen und den Druck auf
       Deutschland erhöhen.
       
       Mehr Gemeinsamkeit gibt es bei der [3][Reform der Unternehmensteuern]. Er
       sei sich mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire einig, dass
       die neue globale Mindeststeuer so schnell wie möglich greifen soll, sagte
       Lindner am Dienstag. „Wir wollen die effektive, globale Mindestbesteuerung
       zum 1. Januar 2023 umsetzen.“ Auch die EU-Kommission wirbt für eine
       schnelle Umsetzung. Geplant ist ein Steuersatz von mindestens 15 Prozent.
       Die Mindeststeuer soll bei internationalen Unternehmen mit einem
       Jahresumsatz von über 750 Millionen Euro gelten.
       
       18 Jan 2022
       
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