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       # taz.de -- Verschmutzung der Ahlhorner Teiche: Gülle bei die Fische
       
       > Nitrateinträge in den Fluss Lethe durch die Landwirtschaft bedrohen das
       > Naturschutzgebiet Ahlhorner Fischteiche. Der Nabu fordert
       > Sofortmaßnahmen.
       
   IMG Bild: Problem Gülle: Pro Jahr gelangen 167 Tonnen Nitrat ins Ahlhorner Teichsystem
       
       Göttingen taz | Der Grundwasserspiegel sinkt, Flora und Fauna leiden, die
       Teiche verschlammen: Umweltschützer sehen die Ahlhorner Fischteiche
       bedroht, ein bedeutendes Biotop im Oldenburger Land. Als Verursacher stehen
       der viel zu hohe [1][Düngereintrag] in den Fluss Lethe, die Verdichtung der
       Landwirtschaft in den Randzonen, Grünlandumbruch, Wassermangel sowie
       Sandabbau im Quellgebiet des Flusses am Pranger.
       
       Die [2][Ahlhorner Fischteiche] sind seit 1993 ein Naturschutzgebiet. Das
       rund 485 Hektar große Areal ist Teil des FFH-Gebietes „Sager Meere,
       Ahlhorner Fischteiche und Lethe“ und ein europaweit anerkanntes
       Natura-2000-Schutzgebiet. Allein das 130 Hektar umfassende Kerngebiet um
       die Teiche beherbergt viele seltene Tier- und Pflanzenarten, wie
       Zwergbinsen, den Kammmolch oder das Neunauge.
       
       Eingebettet in einen Mischwald, erfüllt das Areal zudem eine bedeutsame
       Erholungsfunktion. Wanderfreunde können die Fischteiche auf sechs
       verschiedenen Wegen erkunden, die zwischen anderthalb und fünf Kilometer
       lang sind und sich auch miteinander kombinieren lassen. In unmittelbarer
       Nachbarschaft des Teichgebietes fördert zudem der
       Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband Trinkwasser für die Region.
       
       Das Naturschutzgebiet wird durch Grundwasser und die Lethe gespeist, dessen
       Oberlauf nicht im Naturschutzgebiet liegt, sondern außerhalb in den
       Landkreisen Oldenburg und Cloppenburg. An den Randbereichen der oberen
       Lethe wird intensive Landwirtschaft betrieben.
       
       Dass das Biotop [3][in schlechter Verfassung] ist, hatten die
       Niedersächsischen Landesforsten als Eigentümer der Teichwirtschaft bereits
       2019 festgestellt. In einem umfangreichen Messprogramm maßen die
       Forstleute die negativen Einflüsse und dokumentierten ihre Auswirkungen. So
       wurde bekannt, dass zum einen zu wenig Wasser in die Teiche fließt und zum
       anderen die Wasserqualität durch hohe Nitratmengen belastet wird. Pro Jahr
       gelangen demnach 167 Tonnen Nitrat ins Teichsystem, von denen 133 Tonnen
       dort verbleiben.
       
       Dieser Tage bekräftigte der Naturschutzbund (Nabu) seine Forderung nach
       konsequenten Schutzmaßnahmen, um das „Tafelsilber des Naturschutzes“ zu
       retten. „Es steht schon auf der Kante“, sagt der Vorsitzende des Nabu im
       Oldenburger Land, Hartmut Drebing. „Es ist für die Ahlhorner Fischteiche
       bereits später als 5 vor 12.“ Die dramatischen Entwicklungen in dem Gebiet,
       das durch mehr als 200 festgestellte Vogelarten, viele gefährdete
       Amphibien-, Fledermaus- und vor allem auch Pflanzenarten charakterisiert
       sei, müssten das Land zum schnellstmöglichen Handeln antreiben.
       
       Wie andere Naturschutzverbände auch, fordere der Nabu dies bereits seit den
       1970er-Jahren ein. Die schleichende Zerstörung des Naturschutzgebiets durch
       die Intensivlandwirtschaft oberhalb müsse sofort gestoppt werden. „Sonst
       werden Rothalstaucher und Schellente ebenso wie viele andere Arten dort
       keine Zukunft haben“, warnt Drebing. Es müsse zu Extensivierungen und auch
       von Dünger- und Nitrateinträgen völlig freizuhaltenden Bereichen im
       Oberlauf der Lethe bis in deren Quellgebiet kommen.
       
       Die Landesregierung in Hannover sieht durchaus Handlungsbedarf, wie aus
       einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Für FFH-Gebiete seien
       allerdings grundsätzlich die unteren Naturschutzbehörden zuständig, im
       konkreten Fall also die Landkreise Oldenburg und Cloppenburg. Ihnen kämen
       die Aufgaben der hoheitlichen Sicherung, der Überwachung des Zustands und
       der Einhaltung der Regelungen der Schutzgebietsverordnungen sowie die
       Initiierung der darüber hinaus auf freiwilliger Basis angestrebten Pflege-
       und Entwicklungsmaßnahmen zu.
       
       Die Cloppenburger Kreisverwaltung ist auch schon aktiv geworden. Alle
       Eigentümer von landwirtschaftlichen Flächen entlang der Lethe seien
       nochmals über das Interesse des Ankaufs eines Gewässerrandstreifens
       informiert. Mit drei Eigentümern seien bereits Kaufverhandlungen geführt
       worden. Bei einer rund 4.000 Quadratmeter großen Fläche gehe der Landkreis
       davon aus, dass die Fläche in seinen Besitz kommen werde.
       
       Neben dem Flächenankauf will die Kreisverwaltung kurzfristige
       Sofortmaßnahmen auf den Weg bringen. So soll die geplante Entschlammung
       eines der Teiche, des Mühlenteiches, für Entlastung sorgen. Die letzte
       Entschlammung des Gewässers war vor Jahrzehnten beim Autobahnbau erfolgt.
       Die Beprobung des Schlamms beim Mühlenteich sei bereits veranlasst, hieß
       es. Das Ergebnis werde in Kürze erwartet. Die nun auf den Weg gebrachten
       Maßnahmen seien immerhin ein Anfang, sagt Grünen-Kreistagsmitglied Fabian
       Wesselmann der Nordwestzeitung: „Da muss aber noch mehr kommen. Wenn es
       aber in dem Tempo weitergeht, mache ich mir Sorgen um die Ahlhorner
       Fischteiche.“
       
       18 Jan 2022
       
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