# taz.de -- Asien-Cup mit iranischen Fußballerinnen: Größter Gegner im eigenen Land
> Irans Fußballerinnen sind erstmals beim Asien-Cup dabei und mussten dafür
> zahlreiche Widerstände überwinden. Zum Auftakt spielen sie gegen Indien.
IMG Bild: Überraschung in der Qualifikation: das iranische Nationalteam hier beim Training in Teheran
Das allererste Spiel beim Asien-Cup der Frauen ist zugleich ein ganz
besonderes. Die indischen Fußballerinnen treffen als Gastgeberinnen am
Donnerstag in dem gewöhnlich für Cricket genutzten D.Y. Patil Stadium von
Mumbai auf das iranische Team, das sich erstmals in seiner Geschichte
qualifiziert hat.
Die größten Widerstände hatten die Iranerinnen im eigenen Land zu
überwinden, wo das Regime die Frauenrechte beschneidet. Vorübergehend war
der Iran aus der Weltrangliste im Frauenfußball verschwunden, weil die
offiziellen Aktivitäten bis runter auf Vereinsebene zum Erliegen kamen.
[1][Weil aber der Weltverband Fifa] auf die Förderung des Frauenfußballs
besteht, musste sich der iranische Fußballverband FFI bewegen, zumal der
Fußball bei Frauen und Mädchen sehr beliebt ist. Zum Unwillen des
erzkonservativen Klerus, der mit Verweis auf die strengen islamistischen
Regeln den Frauen auch für Jahrzehnte den Besuch in Fußballstadien verbot.
Maryam Irandoost hat das Frauen-Nationalteam im vergangenen Jahr aus dem
Dornröschenschlaf geweckt. Die zum zweiten Mal tätige Nationaltrainerin
sicherte sich die Unterstützung von Shohreh Mousavi, die als
Vizepräsidentin des iranischen Fußballverbandes über Einfluss verfügt, weil
sie der AFC-Frauenkommission angehört. Die auch international gut vernetzte
42-Jährige räumte in wenigen Monaten viele Blockaden beiseite. Sie schaffte
Ausrüstung an, sichtete die Spielerinnen und erreichte deren Unterbringung
im Adazi-Sportkomplex von Teheran für die Vorbereitung auf erste
Freundschaftsspiele. Die Aktivistin drohte zwischenzeitlich mit ihrem
Rücktritt, als der Verband keine Gehälter für ihren Staff zahlen wollte.
Vorbereitungsspiele für den Asien-Cup kamen nicht zustande, weil die
Verbandsoberen meinten, die Fußballerinnen hätten schon genug
Aufmerksamkeit bekommen. Tatsächlich sind die Popularitätswerte der
Fußballnationalspielerinnen enorm gestiegen, von denen die meisten aus den
unteren sozialen Schichten aus weit entfernten Dörfern stammen. Der Iran
geht als krasser Außenseiter in ein Turnier, bei dem bis zum 6. Februar
immerhin fünf feste asiatische Qualifikationsplätze und zwei weitere
Play-off-Plätze für die Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland
ausgespielt werden.
## Forderung nach „Geschlechterüberprüfung“
Mit der Aufstockung von 24 auf 32 Endrundenteilnehmern sollen eben nicht
nur Nationen mit etablierten Strukturen wie Japan, China oder Südkorea an
einer WM teilnehmen. Für den Iran bleibt die Tür wohl noch zu, doch auch so
gibt es viel zu gewinnen. Mehr Wertschätzung und Respekt nämlich.
Ausgerechnet der Prinz [2][Ali bin al-Hussein], Sohn des verstorbenen
Königs Hussein von Jordanien und Präsident des jordanischen
Fußballverbands, hat die Bekanntheit der iranischen Fußballerinnen erhöht,
als er bei der AFC nach der in Usbekistan ausgespielten Vorausscheidung
eine Beschwerde vorbrachte, die hohe Wellen schlug.
Der jordanische Prinz hatte eine „Geschlechtsüberprüfung“ der iranischen
Torhüterin Zohreh Koudaei gefordert, nachdem die 32-Jährige beim 4:2-Sieg
im Elfmeterschießen gegen Jordanien glänzte. Zudem twitterte er, dass der
iranische Fußball „eine Vorgeschichte mit Geschlechter- und
Dopingproblemen“ habe. Trainerin Irandoost wies die Vorwürfe gegenüber
iranischen Medien zurück. „Das medizinische Personal hat jede Spielerin des
Nationalteams sorgfältig auf die Hormone untersucht.“ Man könne dies
gegenüber dem AFC dokumentieren.
19 Jan 2022
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DIR Frank Hellmann
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