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       # taz.de -- Anonyme Aktivistin im Gefängnis: Wer bist du, Ella?
       
       > Eine junge Frau sitzt in Haft. „Ella“, wie sie sich nennt, ist wegen des
       > Angriffs auf zwei Polizisten verurteilt worden. Was ist da geschehen?
       
       Ella“ heißt auf spanisch „sie“ und auf Deutsch rückwärts gelesen „alle“.
       Das ist auch schon alles, was über „Ellas“ Identität bekannt ist. Die von
       der Justizbehörde „UWP 1“, also „unbekannte weibliche Person 1“ genannte
       junge Frau sitzt an einem Tisch hinter einer Plexiglasscheibe im
       Besucherraum der Justizvollzugsanstalt III Frankfurt am Main. Ihre Hände
       liegen auf dem Tisch, die Finger sind ineinander gefaltet. Sie trägt eine
       graue Sweatshirtjacke und dunkle Jeans, ihre Haare werden von einem Tuch
       zusammengehalten. Eine Corona-Schutzmaske verdeckt die Gesichtszüge der
       zierlichen Frau. Zur Begrüßung führt sie ihre Handflächen vor der Brust
       zusammen und deutet eine Verneigung an, wie zu einem hinduistischen
       „Namasté“, dem Willkommensgruß.
       
       Die Bild-Zeitung hatte im Mai vergangenen Jahres [1][ein Foto] von ihr
       veröffentlicht, dazu der Titel: „Das ist die Polizisten-Treterin aus dem
       Dannenröder Wald“. Aber wer ist die Person wirklich, die absolut nichts
       über sich verraten will? Und warum hält sie so eisern an ihrer Anonymität
       fest? Das Gericht rechnete ihr das Schweigen über ihre Identität
       strafverschärfend an.
       
       Die junge Frau, die auf dem Stuhl im hintersten Teil des Besucherraums
       Platz genommen hat, wirkt auf den ersten Blick zurückhaltend, fast
       schüchtern. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt. Auf die Frage,
       warum sie anonym bleiben will, sagt sie: „It’s about principles“, auf
       Deutsch: „Es geht ums Prinzip.“ Welche Sprache ihre Muttersprache ist, sagt
       sie nicht, Deutsch ist es jedenfalls nicht. „Ella“ erklärt ihre radikale
       Verweigerung: Sie lehne es ab, sich vom Staat in Kategorien wie Geschlecht,
       Alter oder Herkunft einteilen zu lassen. Wichtiger sei, was die Menschen
       verbinde.
       
       Wer bist du, „Ella“? Die Aktivistin neigt den Kopf leicht zur Seite, ihre
       Augen blicken mild und deuten ein Lächeln unter der Corona-Schutzmaske an.
       „Ein Mensch einfach“, sagt sie leise. Mehr ist dazu von ihr nicht zu
       erfahren.
       
       ## Ein drakonisches Urteil
       
       Das Amtsgericht im hessischen Alsfeld hat „Ella“ im Juli 2021 zu zwei
       Jahren und drei Monaten Haft ohne Bewährung [2][verurteilt]. Richter Bernd
       Süß sah es als erwiesen an, dass „Ella“ am 26. November 2020 bei der
       Räumung des Dannenröder Walds einem Polizisten mit dem Fuß gegen den Kopf
       und einem anderen mit dem Knie ins Gesicht getreten habe – beides in 15
       Metern Höhe, während sie auf einem Seil stand, das zwischen zwei Bäumen
       gespannt war, und die Polizisten sich ihr von unten, an einem Baum
       hochkletternd, näherten.
       
       „Versuchter Totschlag“, lautete der Vorwurf zunächst. Davon rückte die
       Staatsanwaltschaft jedoch wieder ab und stufte die Anklage auf „Tätlichen
       Angriff auf Vollstreckungsbeamte in zwei Fällen, jeweils in Tateinheit mit
       Widerstand und gefährlicher Körperverletzung“ herab. Dafür verurteilte der
       Amtsrichter sie schließlich.
       
       Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nicht nur „Ellas“ Verteidigung,
       sondern auch die Staatsanwaltschaft haben [3][Berufung] eingelegt. Doch wie
       kam es zu der hohen Strafe? Und was ist am 26. November 2020 im
       nordhessischen Dannenröder Wald beim Protest gegen den Bau einer Autobahn
       geschehen?
       
       ## Was geschah am 26. November 2020 im Wald?
       
       „Am Tag von ‚Ellas‘ Räumung herrschte große Anspannung im Wald“, sagt Gábor
       Fekete. Er hat die Räumung des „Danni“, wie der Wald unter den Aktivisten
       genannt wurde, von Anfang bis Ende mit einer Kamera begleitet und fast die
       ganze Zeit live bei Twitter übertragen. Die Stimmung habe sich schon einige
       Tage vor der Räumung von „Ella“ hochgeschaukelt, berichtet Fekete.
       
       Drei Tage zuvor war ein Gestell aus Baumstämmen eingestürzt und fast auf
       einen Polizisten gefallen – die Polizei wertete dies als einen gezielten
       Angriff. Vier Tage vorher hatten rund 30 Personen eine Gruppe Polizisten
       mit Pyrotechnik beworfen. Am gleichen Tag stürzte eine Aktivistin bei der
       Räumung aus sieben Meter Höhe ab und [4][verletzte] sich schwer.
       
       Die Hütten der [5][Baumhäuser „Nirgendwo“], aus denen „Ella“ geräumt wurde,
       stellten das Herz der Waldbesetzung gegen den Autobahnbau dar: knapp 30
       Holzbauten in 20 bis 30 Metern Höhe, darunter das Technikzentrum des
       Waldes, eine große Küchenplattform sowie ein Anlaufpunkt für neue
       Waldbewohner*innen. Hier wurde überwiegend Englisch gesprochen, viele
       Bewohner*innen kamen aus dem Ausland. Einige hatten vorher schon im
       rheinischen Hambacher Forst gelebt und gegen den dort geplanten Ausbau der
       Braunkohlegrube protestiert – unter ihnen wahrscheinlich auch „Ella“.
       
       ## „Ausgebaut wie eine Festung“
       
       „‚Nirgendwo‘ war ausgebaut wie eine Festung“, sagt Fekete. Die Baumhäuser
       lagen in der Mitte des besetzten Waldes, hinter Barrikaden, dreibeinigen
       hölzernen Türmen, Tripods genannt, und Plattformen, die mit Baumstämmen und
       Stacheldraht die Wege versperrten. Um die Hüttensiedlung herum war ein Seil
       gespannt, an der in zwölf Meter Höhe eine „Suicide-Box“ hing: ein Kasten,
       in dem ein Mensch saß. Die Aktivist*innen veröffentlichten vor der
       Räumung Pläne dieser Konstruktion, damit die Polizei informiert sei: Würde
       sie mit großen Räumfahrzeugen in das Hüttendorf hoch in den Bäumen
       eindringen, würde dieses Seil reißen, der Mensch hinabstürzen.
       
       „Ella“ stand auf einem anderen Seil, doch auch ihre Räumung beschreibt
       Fekete als „schwierig und gefährlich“ – gefährlich aber hauptsächlich für
       sie. Ein Polizist habe wiederholt an ihrer Sicherung gezerrt und sie damit
       in Gefahr gebracht.
       
       Feketes Video, auf dem der Fußtritt zu erkennen sein soll, der „Ella“ den
       größten Teil ihrer Haftstrafe einbrachte, dauert sieben Minuten. Vom
       Waldboden aus, wo seine Kamera stand, kann man erkennen, wie sich eine
       schlanke Person mit schwarzer Adidas-Jacke geschickt an mehreren Seilen
       zwischen den Bäumen bewegt. Sie steht auf einem Seil zwischen zwei Bäumen,
       ist an der Hüfte mit einem anderen Seil gesichert und hält sich mit den
       Händen an einem dritten Seil über ihrem Kopf fest. Im Hintergrund sind
       Holzfällarbeiten zu hören, einige Aktivist*innen rufen, die Polizei
       solle sie in Ruhe lassen oder lieber das Klima schützen, anstatt den Wald
       abzuholzen.
       
       Als „Ella“ sich in der Adidas-Jacke auf dem Seil entlanghangelt, wirkt sie
       ruhig, hat aber keinerlei Möglichkeit mehr, der Polizei zu entkommen. An
       der einen Seite des Seils, auf dem sie steht, warten zwei Polizisten eines
       Sondereinsatzkommandos (SEK) auf einer Plattform. An der anderen Seite, wo
       „Ella“ sich einem Baum nähert, steigt ein SEK-Kletterer langsam, aber
       stetig ebenjenen Baum hinauf. Ein gelber Helm schützt seinen Kopf, an
       seinem Gürtel hängen Haken, Seile, Ohrenschützer und andere
       Ausrüstungsgegenstände.
       
       Als er sich „Ellas“ Fußhöhe nähert, beginnt ein Gerangel: Er zieht an ihrem
       Sicherungsgurt, sie hält dagegen, von unten rufen Aktivist*innen „Ey,
       lass sie los“. „Ella“ versucht, seine Hand wegzuschlagen, er greift ihre
       Hand und zieht daran, sie reißt sich los, klettert um den Baum herum. Er
       zerrt wieder an ihrem Gurt, sie tritt nach seinem Kopf, aber er weicht
       offenbar nach hinten aus, sie trifft ihn nicht. Oder doch?
       
       ## Alles gelogen?
       
       Sie habe ihn sehr wohl getroffen, urteilte der Richter in erster Instanz.
       „Um seinem Griff zu entkommen, trat die Angeklagte in Richtung des Beamten.
       Dabei traf sie seinen Kopf, welcher aufgrund dessen ruckartig nach hinten
       geschleudert wurde“ – so steht es im Alsfelder Urteil.
       
       Die zweite Tat, für die „Ella“ verurteilt wurde, ist ein Stoß mit dem Knie
       gegen das Gesicht eines anderen SEK-Beamten. Zwar räumt der Richter ein,
       dass der Kniestoß auf den Videos nicht zu sehen ist. „Jedoch spricht dies
       nicht dagegen, dass der Beamte tatsächlich von der Angeklagten getreten
       worden ist“, so Richter Süß. Der Polizist sei in den Videos „entweder
       verdeckt oder zu weit weg von der Kamera gewesen, sodass die Videos einen
       Tritt nicht ausschließen können“. Auch auf Feketes Videos, die die ganze
       Interaktion zwischen „Ella“ und den drei beteiligten Beamten zeigen, ist
       ein solcher Stoß nicht zu sehen.
       
       „Alles, was die Polizisten vor Gericht über die Räumung gesagt haben, ist
       gelogen“, sagt [6][Jörg Bergstedt]. Er hat den Prozess als Mitarbeiter der
       Kanzlei von „Ellas“ Anwalt begleitet, saß mit ihr und ihrem Verteidiger
       gemeinsam auf der Anklagebank. „Der Richter war nicht an einer Aufklärung
       interessiert. Das ist Freiheitsberaubung und Rechtsbeugung, eine lancierte
       politische Justiz.“ Bergstedt hat das so wütend gemacht, dass er „Ella“ am
       liebsten selbst verteidigt hätte, als Laienverteidiger, wie er es oft für
       andere Aktivist*innen oder sich selbst macht. Aber das Gericht hat das
       nicht zugelassen.
       
       Die Behörden kennen den 57-jährigen Bergstedt gut. Überall, wo in der Mitte
       Deutschlands eine Autobahn blockiert oder ein Wald besetzt wird, hat er
       seine Finger im Spiel. In der Nähe von Gießen betreibt er ein autonomes
       Zentrum. Dort haben er und andere Aktivisten einen Film über „Ellas“
       Räumung gemacht. Er heißt „Ella – Von den Lügen einer Staatsanwaltschaft,
       die verschleiern und einschüchtern will“, und wurde bereits an über
       einhundert Orten in Deutschland aufgeführt, man kann ihn auch bei
       [7][Youtube] sehen. Sowohl die Filmaufnahmen der Polizei als auch Gábor
       Feketes Videos sind in den Film eingeflossen. Anhand ihrer und eines
       Theaterstücks, in dem Aktivist*innen die Räumung nachspielen, versucht
       Bergstedt die Räumung zu rekonstruieren.
       
       Als die Polizeivideos im Gerichtssaal gezeigt wurden, hätten der Richter
       und die Staatsanwältin zum Teil gar nicht richtig hingeschaut, beschwert
       sich Bergstedt verärgert. Mit der hohen Haftstrafe hätten bis zum Tag des
       Urteils auf Seiten von „Ellas“ Verteidigung niemand gerechnet. Für die
       Angeklagte sei es ein Schock gewesen. Sie sei aufgesprungen und habe dem
       Richter entgeistert zugerufen „What happens to you?“, auf Deutsch: „Was ist
       los mit Ihnen?“. Im Zuschauerraum brach Tumult aus, der Richter räumte den
       Saal.
       
       ## Ella, „eine zurückhaltende Person“
       
       „Ella ist eine ruhige, zurückhaltende Person.“ So beschreibt Anja Kraus
       ihre Freundin. Die 60-jährige Heilpraktikerin ist eine von „Ellas“ wenigen
       Kontakten zur Außenwelt, sie hat als eine von zwei Personen eine
       Besuchserlaubnis und fährt alle zwei Wochen in die Justizvollzugsanstalt
       nach Frankfurt am Main. Während der Monate im Dannenröder Wald kam „Ella“
       oft zum Duschen und Wäschewaschen zu Kraus, die in der Region wohnt. Kraus
       wiederum ging oft in den Wald, um den Protest mit einer Musikgruppe zu
       unterstützen, in der sie mitsingt.
       
       „Ella hat sich für ein gewaltfreies Leben entschieden, weshalb sie kein
       Fleisch und keine Tierprodukte isst, ihr Leben nach buddhistischen Lehren
       ausrichtet und sich bemüht, auch sonst niemandem auf die Füße zu treten“,
       sagt Anja Kraus. Autoritäten lehne sie grundsätzlich ab. In der Haftanstalt
       gehe es ihr nicht gut. Wie hat die Zeit im Knast „Ella“ verändert? Kraus
       seufzt. „Sie wird sicher seelische Wunden davontragen.“
       
       „Der Tag beginnt morgens um 6:30 Uhr mit einer Lebendkontrolle“, schreibt
       „Ella“ in einem [8][Brief aus der Haft] an ihre Unterstützer*innen. Alle
       Zellen in ihrem Trakt sind Einzelzellen, wie in der Untersuchungshaft
       üblich. „Schlimmer als das Leiden an sich ist das Leiden allein“, schreibt
       sie. Täglich von 9.10 Uhr bis 10.10 Uhr dürften die Gefangenen auf den Hof,
       in der Mitte gebe es ein kleines Stück Rasen, beschreibt „Ella“, auf den
       sie sich manchmal mit nackten Füßen stelle, um Yoga-Übungen zu machen und
       ihren Körper zu fühlen. Um 10.30 Uhr gebe es bereits Mittagessen, wegen der
       Coronapandemie werde es in den Zellen eingenommen. „Ella“ esse fast nichts
       davon, weil es meistens nicht vegan sei. Den Rest des Tages meditiere sie
       und beantworte die Briefe ihrer Unterstützer*innen.
       
       „Physischer Kontakt ist neben meinen Freund*innen und der Natur das, was
       ich am meisten vermisse“, sagt die unbekannte weibliche Person hinter der
       Plexiglasscheibe im Besucherraum. Händeschütteln oder sonstiger
       körperlicher Kontakt sind zwischen Besucher*innen und Inhaftierten
       verboten, darauf hat der Beamte der Justizvollzugsanstalt, der die ganze
       Zeit in Sichtweite steht, vor dem Gespräch hingewiesen. Rennen sei den
       Gefangenen ebenfalls nicht erlaubt, sagt „Ella“.
       
       Wie hält man das aus, wenn man zuvor monate-, vielleicht jahrelang in
       Baumkronen gelebt hat? Im besetzten Wald ist es nachts in den Baumhäusern
       nicht nur im übertragenen Sinne kuschelig. Die Waldbewohner*innen
       schlafen oft zu mehreren auf wenig Raum, um sich gegenseitig zu wärmen, und
       pflegen einen äußerst sensiblen Umgang miteinander. Sie achten darauf,
       niemanden ungewollt zu kategorisieren. Es spiegelt sich in ihrer
       gewöhnungsbedürftigen Sprache: Sie reden von Aktivistis, Übersetzeris,
       sogar von Polizistis.
       
       ## In der Haft
       
       Anja Kraus erzählt, dass sie ihre Freundin gefragt habe, wie es aussehe mit
       der Solidarität im Knast. Da habe „Ella“ nur geschwiegen, Tränen hätten
       sich in ihren Augen gebildet. Doch im Besucherraum der JVA verliert „Ella“
       gegenüber der taz kein schlechtes Wort über die Stimmung unter den
       Mitgefangenen. Sie sagt lediglich: „Es ist nicht die angenehmste Erfahrung,
       hier eingesperrt zu sein.“ Manchmal brächten die Inhaftierten sich
       gegenseitig zum Lachen oder unterstützten sich, sagt sie.
       
       Klar ist aber auch, dass „Ella“ das Einhorn unter den Gefangenen ist.
       Niemand sonst dürfte so viel Post bekommen wie sie – über 800 Briefe von
       Unterstützer*innen haben sie schon erreicht. Mit ihrer Familie und
       Menschen aus ihrem früheren Umfeld kann sie freilich keinen Kontakt haben –
       es würde sie sofort verraten. Auch mit ihrer Anonymität ist sie im Knast
       allein.
       
       Lohnt sich das alles, „Ella“? „Natürlich kann ich das nicht zu hundert
       Prozent wissen“, sagt sie. Und natürlich sei der Druck hoch und kämen ihr
       manchmal Zweifel, ob sie das Richtige tue. „Aber ich mache es nicht für
       mich“, sagt sie, „ich mache es für die Bewegung.“ Das Wissen, nicht allein
       zu sein, gebe ihr Kraft.
       
       An diesem Montag beginnt vor dem hessischen Landgericht in Gießen die
       Berufungsverhandlung. Das Gericht hat dafür acht Termine angesetzt, die
       Beweisaufnahme wird neu aufgerollt werden, auch der Film „Ella“ von Jörg
       Bergstedt soll in der Verhandlung gezeigt werden.
       
       „Ella“ hat ihren Anwalt gewechselt. Waltraud Verleih ist eine Frankfurter
       Strafrechtsanwältin mit klaren Erwartungen an das Landgericht: „Ich erwarte
       eine rechtliche Neubewertung und die Freiheit meiner Mandantin.“ In der
       ersten Instanz seien viele Fehler passiert.
       
       Als ein großer Komplex soll die Sicherung der SEK-Beamten bei der Räumung
       eine Rolle spielen. Der Richter der ersten Instanz war davon überzeugt,
       dass die Polizisten in 15 Meter Höhe kaum gesichert gewesen seien, weshalb
       „Ella“ ihren Tod billigend in Kauf genommen habe – für die Bemessung der
       Strafe ist so etwas entscheidend.
       
       „Ich hatte Todesangst“, hatte der SEK-Beamte vor Gericht ausgesagt, der sie
       vom Baum geholt hatte, und: „Das Problem war, dass ich nur mit einem
       Steigeisen gesichert war. Wenn das nicht mehr gespannt ist, rutscht man aus
       der Rinde und verliert den Halt und fällt.“ „Ellas“ Verteidiger glaubte ihm
       nicht, er fragte: Wieso sollten hoch ausgerüstete und geschulte Beamte des
       Sondereinsatzkommandos ungesichert in Baumkronen klettern?
       
       Das hessische Innenministerium sagt dazu auf Nachfrage der taz: „Die
       Eigensicherung ist grundsätzlich ein elementarer Bestandteil eines jeden
       Einsatzes, auch bei Einsätzen in der Höhe.“
       
       17 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bild.de/bild-plus/regional/frankfurt/frankfurt-aktuell/dannenrod-aktivistin-vor-gericht-das-ist-up1-die-polizistentreterin-76508666.bild.html
   DIR [2] https://www.oberhessen-live.de/2021/06/23/zwei-jahre-und-drei-monate-haft-fuer-a49-aktivistin/
   DIR [3] https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/a49-gegnerin-fall-der-verurteilten-ella-vor-landgericht-17415364.html
   DIR [4] /Protest-im-Dannenroeder-Forst/!5730289
   DIR [5] /Raeumung-des-Dannenroeder-Forsts/!5723806
   DIR [6] https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Bergstedt
   DIR [7] https://www.youtube.com/watch?v=zhBJ56pQQ7Q
   DIR [8] https://freethemall.blackblogs.org/category/haftbedingungen/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
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