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       # taz.de -- EU verbietet bestimmte Tattoo-Farben: Nur noch schwarze Tattoos
       
       > Laut einer neuen EU-Regelung werden gesundheitsschädigende Farben aus den
       > Tattoo-Studios verbannt. Die Betreiber befürchten Umsatzverluste.
       
   IMG Bild: Prallbunte Tattoos? Könnte schwierig werden
       
       Berlin taz | „Ich verstehe nicht, warum ich mir an jeder Ecke ganz legal
       Zigaretten kaufen kann, aber Tattoo-Farbe jetzt wegen einer vermeintlichen
       Gesundheitsgefahr verboten wird“, klagt der Inhaber des Pankower
       Tattoo-Studios Farbsturm.
       
       Berlin ist nach Angaben [1][des Vereins Deutsche Organisierte Tätowierer
       (DOT)] Spitzenreiter in Deutschland, wenn es um die Anzahl tätowierter
       Menschen und Tattoo-Studios geht. Jetzt soll eine neue EU-Vorgabe den
       Einsatz bestimmter Tattoo-Farben wegen deren Inhaltsstoffen verbieten.
       [2][Angekündigt war dieses Verbot schon seit Längerem (taz berichtete).]
       
       [3][Die Europäische Chemikalienverordnung „Reach“] soll dazu beitragen,
       dass gefährliche Stoffe in Produkten erkannt und entsprechend verboten oder
       angepasst werden. Nach der neuen Reach-Anpassung sind Tattoo-Farben mit
       bestimmten Konservierungs- oder Bindemitteln ab sofort verboten, da sie
       allergische Reaktionen auslösen könnten. Die Europäische
       Chemikalienagentur betont dabei auf ihrer Webseite, dass das Ziel der
       Vorgabe nicht sei, Tätowierungen zu verbieten, sondern Tätowierfarben sowie
       Permanent-Make-up sicherer zu machen.
       
       Ab 2023 sollen zudem bestimmte blaue und grüne Farbpigmente untersagt
       werden, da diese unter Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Teile der
       Tattoo-Branche fürchten Chaos und Umsatzeinbrüche.
       
       ## „Industrie von Außenseitern“
       
       Tätowierer in einem Kreuzberger Studio, die nicht genannt werden wollen,
       sind sauer: „Dieses Verbot macht mal wieder deutlich, dass wir eine
       Industrie von Außenseitern sind. Wir haben keine riesige Lobby hinter uns.“
       Das kleine Studio wurde in der Pandemie eröffnet und startete schon mit
       großen Schwierigkeiten. Circa 60 Prozent ihrer Kund*innen möchten nach
       den Angaben des Studios Tattoos mit Farbe.
       
       Einer der Tätowierer befürchtet daher, dass sie Termine absagen oder
       verschieben müssten und die neue EU-Vorgabe somit ihrem Geschäft enorm
       schaden wird. Ein weiterer Tattoo-Künstler des Studios meint: „Die
       Kund*innen müssen doch sowieso ihre Zustimmung geben, bevor sie tätowiert
       werden. Warum können sie nicht über die Risiken aufgeklärt werden und dann
       selbst entscheiden?“ Weiter sagt er, dass es sehr lange gedauert habe, bis
       sie die Farben gemischt hätten, mit denen sie zufrieden waren. Wenn nun
       alternative Farben auf den Markt kommen, die mit den EU-Vorgaben konform
       sind, würde es lange dauern, neue Farbtöne zu mischen.
       
       Daniel Rust, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Tattoo, geht nicht von
       dem endgültigen Ende der bunten Tattoos aus, wie er gegenüber der dpa am
       Mittwoch konstatiert. Er sehe eher, dass nach einer gewissen Durststrecke
       eine neue, regelkonforme Farbpalette auf den Markt kommen werde. Vor dieser
       Durststrecke haben die Tattoo-Künstler*innen Angst. Zumindest in dem
       Tattoo-Studio im Kreuzberger Bergmannkiez hätte man sich mehr Forschung
       und ausführliche Studien gewünscht, bevor es an ein EU-weites Verbot der
       Farben ging. Die Farbreste könne das Tattoo-Studio jetzt nur noch „zum
       Malen“ benutzen. Geld werde ihnen das vermutlich nicht mehr einbringen.
       
       6 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.dot-ev.de/
   DIR [2] /Tattoo-Farben-vor-Verbot/!5657899
   DIR [3] https://echa.europa.eu/de/regulations/reach/understanding-reach
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Josua Gerner
       
       ## TAGS
       
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