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       # taz.de -- Soldatenabzug aus Kasachstan: Mission beendet
       
       > Kasachstans Präsident verkündet den Sieg über die „Terroristen und
       > ausländischen Kämpfer“. Die von Moskau geführten Truppen verlassen das
       > Land.
       
   IMG Bild: Almaty am Montag: Überreste eines Lieferwagens nach Zusammenstößen in der Nähes des Rathauses
       
       Berlin taz | Mission erfüllt: Die Soldaten des von Russland geführten
       Militärbündnisses „Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit“
       (OVKS) werden ab Donnerstag aus Kasachstan abgezogen. Die Aktion werde
       innerhalb der kommenden zehn Tage abgeschlossen sein. Das kündigte der
       Präsident des zentralasiatischen Landes, Kassim-Schomart Tokajew, am
       Dienstag an.
       
       Nach [1][tagelangen Protesten] und schweren Unruhen, die durch die Erhöhung
       von Treibstoffpreisen ausgelöst worden waren, hatte er seine Verbündeten in
       der vergangenen Woche um Unterstützung gebeten. Der OVKS gehören [2][neben
       Russland] und Kasachstan auch noch Armenien, Belarus, Kirgistan und
       Tadschikistan an.
       
       Tokajew zufolge sei die Situation in allen Regionen Kasachstans stabil.
       Zugleich sprach er erneut von „Terroristen und ausländischen Kämpfern“, die
       das Land überfallen und in Almaty fast die Macht an sich gerissen hätten.
       Den Wiederaufbau der Wirtschaftsmetropole und größten Stadt des Landes
       bezeichnete er als seine „persönliche Pflicht“.
       
       Das kasachische Innenministerium gab die Zahl der Festnahmen am Mittwoch
       mit 9.900 an. Am Vortag war noch von 7.939 verhafteten Personen die Rede
       gewesen. Derzeit sind 412 Ermittlungsverfahren anhängig – vor allem wegen
       Terrorismus und Mordes.
       
       ## Reformen und ein neuer Ministerpräsident
       
       Am Dienstag hatte Tokajew die Ereignisse als einen „versuchten
       Staatsumsturz“ bezeichnet. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach in
       Anspielung auf die Ukraine von „Maidan-Technologien“, die zum Einsatz
       gekommen seien, und von Kämpfern aus ausländischen Lagern, in denen
       Terroristen ausgebildet würden. Laut offiziellen Angaben sind bei den
       Unruhen 164 Menschen zu Tode gekommen.
       
       Zum neuen Ministerpräsidenten wählte das Parlament am Mittwoch Alichan
       Smailow. Bereits in der vergangenen Woche hatte er die Amtsgeschäfte
       kommissarisch übernommen, nachdem die Regierung zurückgetreten war.
       
       Tokajew kündigte am Mittwoch Reformen in mehreren Bereichen an. So solle
       die Anzahl von Spezialeinheiten des Innenministeriums und der Nationalgarde
       erhöht sowie das Arsenal an Militärtechnik aufgestockt werden. Fortan soll
       ein fünfjähriges Moratorium bei Gehaltserhöhungen für Regierungsmitglieder,
       Abgeordnete und Chefs von Lokalverwaltungen gelten. Bei Wahlen soll es
       wieder die Möglichkeit geben, „gegen alle“ zu stimmen.
       
       Bei einer Parlamentssitzung ordnete Tokajew die Einstellung der Tätigkeit
       des Betriebes „Operator POP“ an, der für die Entsorgung und
       Wiederaufbereitung von Abfällen zuständig ist. Die Firma wird mit Alija
       Nasarbajewa, der jüngsten Tochter von [3][Ex-Präsident Nasarbajew], in
       Verbindung gebracht. Laut einem Bericht des britischen The Telegraph soll
       sie mehr als 300 Millionen US-Dollar außer Landes gebracht und dafür unter
       anderem eine Villa in London und ein Haus in Dubai gekauft haben.
       
       11 Jan 2022
       
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