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       # taz.de -- Neil Youngs Rückzug von Spotify: Keine moralischen Grenzen
       
       > Ein Rockstar ruft Musiker:innen auf, wegen Verschwörungs-Podcasts
       > ihre Spotify-Accounts zu löschen. Es ist ein symbolischer Akt gegen Hate
       > Speech.
       
   IMG Bild: Sänger Neil Young setzt ein Zeichen gegen Hate Speech
       
       Der kanadische Rockstar Neil Young hat seinen Spotify-Account gelöscht, aus
       Wut über den Podcast „The Joe Rogan Experience“, der ebenfalls bei
       [1][Spotify] gestreamt wird. Gut so! Es mag ein symbolischer Akt sein, aber
       die Entscheidung des [2][76-Jährigen] ist richtig, denn der US-Comedian und
       Mixed-Martial-Arts-Moderator Joe Rogan verbreitet dort seit geraumer Zeit
       Falschinformationen und Verschwörungsmythen über das Covid-Virus und die
       Coronapandemie und niemand hindert ihn daran.
       
       Rogan lädt sogar Figuren der Alt-Right-Szene zum Interview ein, und zwar
       solche, deren eigene Kanäle bei Facebook und Youtube wegen Hate Speech
       gesperrt sind. Rogan hat Einfluss, sein Podcast wird durchschnittlich von
       mehr als 11 Millionen Hörer:innen im Monat gehört. In den Spotify-Charts
       rangiert er damit ganz an der Spitze.
       
       Er galt mal als libertärer, kontroverser Linker und kritischer Geist. Seit
       der Coronapandemie hat er allerdings eine Steilkurve nach rechts außen
       hingelegt, und vermischt Kampfkunstgewese mit Gesäusel von toxischer
       Männlichkeit und Quacksalber-Weisheiten vom Planeten Igitt. [3][Neil Young]
       hat davon die Schnauze voll. Auf seiner Website hat er Kolleg:Innen dazu
       aufgerufen, es ihm gleichzutun. Er hoffe, dass weitere Prominente und
       Labels Spotify-Konten löschen, denn die Weiterverbreitung von
       Falschmeldungen könne bei Covid-19 zu tödlichen Folgen führen.
       
       Der eigentliche Skandal: In den „User Guidelines“ von Spotify gibt es
       bisher keine Erläuterungen zum Vorgehen gegen User:Innen, die
       Falschinformationen verbreiten. Spotify hat zwar verkündet, 20.000 Konten
       gelöscht zu haben, in denen Hate Speech zum Ausdruck kam. Man habe damit
       Personen vom Streamen ausgeschlossen, die Verschwörungstheorien zum Thema
       Covid-19 senden, hieß es offiziell.
       
       Im Fall von Joe Rogan scheint das schwedische Unternehmen aber bislang
       keinen Zugzwang zu sehen. Um sich die Streamingrechte an Rogans Podcast
       exklusiv zu sichern, bezahlte Spotify 2020 circa 100 Millionen US-Dollar.
       Ob das Geld gut investiert ist?
       
       Nun ist die Verbreitung von Verschwörungstheorien und Falschmeldungen aller
       Art kein reines US-Problem, sondern grassiert weltweit. Umso wichtiger ist
       Neil Youngs Aktion, denn in den USA hört man wenig über die Arbeit von
       Aufsichtsbehörden wie FCC und Icann. Traditionell berufen sich Rechte auf
       „Free Speech“, wenn sie Hass verbreiten. Gehören Verschwörungstheorien zur
       freien Meinungsäußerung? Bis das geklärt wird, ist schon mal gut, dass sich
       die alte Eiche Neil Young dem unethischen Treiben von Spotify in den Weg
       gestellt hat.
       
       27 Jan 2022
       
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