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       # taz.de -- Entgleisung von US-Präsident Biden: Eines Bolzplatzes unwürdig
       
       > US-Präsident Joe Biden beschimpft einen Journalisten als „dummen
       > Hurensohn“. Dabei wurde er vor allem gewählt, weil er nicht Donald Trump
       > ist.
       
   IMG Bild: Ups: Joe Biden vergreift sich bei einer Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses im Ton
       
       Ja, es geht in gesellschaftlichen Debatten ziemlich hart zu. Aber
       [1][„Emotion gehört dazu“], wie Hertha-Trainer Tayfun Korkut über die Fans
       sagte, die am Wochenende das Training der glücklosen Hauptstadtkicker
       unterbrachen und den Spielern eine Ansage machten: „Ihr reißt euch jetzt am
       Riemen, sonst zünden wir die nächste Stufe.“
       
       Emotionen gehören dazu. Aber auch „stupid son of a bitch“, zu Deutsch:
       „dummer Hurensohn“? Nein, das hat keiner der Fans zu einem Hertha-Spieler
       gesagt, sondern der [2][US-Präsident Joe Biden] am Montagabend über den
       Reporter Peter Doocy von Fox News, der gewagt hatte, ihn nach den möglichen
       Auswirkungen der hohen Inflation auf die Kongresswahl im Herbst zu fragen.
       
       Dafür hätte Biden bei uns auf dem Bolzplatz früher großen Ärger bekommen.
       Beleidigen, Grätschen, Nackenschelle, all das war dort im Rahmen des
       Möglichen. Aber bei „Hurensohn“ war Schluss mit lustig.
       
       ## Biden ging zu weit
       
       Auch wenn deutsche Medien sich jetzt in kultureller Übersetzung üben –
       [3][„Das englische ‚son of a bitch‘ gilt in den USA als weniger schlimme
       Beleidigung als die wörtliche deutsche Übersetzung ‚Hurensohn‘“] – und die
       alternative Übersetzung „dummer Scheißkerl“ vorschlagen: Der demokratische
       Präsident, der seinen Wahlsieg vor allem der Tatsache zu verdanken hat,
       dass er nicht Donald Trump ist, ging mit dieser Aussage in einer
       journalismus- und frauenfeindlichen [4][Gegenwart zu weit.]
       
       Ob die Inflation eine [5][„politische Bürde im Vorfeld der Midterms“] sei,
       ist natürlich eine [6][rhetorische Frage, deren Antwort der Fragesteller
       schon kennt]. Genauso wie ARD-Reporterin Valeska Homburg die Antwort
       erahnen konnte, als sie BVB-Stürmer Marco Reus nach dem Ausscheiden aus dem
       DFB-Pokal letzten Dienstag gegen Zweitligist FC St. Pauli fragte: „Jetzt
       sind Sie nicht mehr im Pokal dabei, in der Liga sind die Bayern ein
       bisschen enteilt, in der Champions League raus – das ist erst mal nicht so
       toll, ne?“
       
       Reus antwortete auf die Frage, die viel herausfordernder formuliert ist als
       jene an Biden, genervt, aber noch beherrscht [7][mit Gegenfragen]: „Wo sind
       die Bayern jetzt enteilt? Sechs Punkte, richtig. Sollen wir jetzt aufgeben,
       oder was?“ Und bewies in puncto Pressearbeit bessere Eignung für ein
       politisches Amt als einer der mächtigsten Politiker der Welt. Vielleicht
       sollte Biden mal einen Bolzplatz besuchen.
       
       25 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.sportbuzzer.de/artikel/hertha-bsc-reaktionen-fans-eklat-training-bayern-korkut-friedrich/
   DIR [2] /Bidens-erstes-Jahr-als-US-Praesident/!5826079
   DIR [3] https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-01/us-praesident-joe-biden-beleidigung-peter-doocy-fox-news
   DIR [4] /Joe-Bidens-Ukraine-Aeusserungen/!5825843
   DIR [5] https://www.cnbc.com/2022/01/24/biden-calls-fox-news-reporter-peter-doocy-a-stupid-son-of-a-bitch.html
   DIR [6] /Reformpaket-von-Biden-vor-dem-Aus/!5823057
   DIR [7] https://www.t-online.de/sport/fussball/dfb-pokal/id_91504684/dfb-pokal-marco-reus-leistet-sich-live-im-tv-wortgefecht-mit-ard-reporterin.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Ağar
       
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