URI: 
       # taz.de -- Omikron in Spanien: Aus den Feiertagen in die Welle
       
       > Spaniens Gesundheitszentren sind überlastet. Auch vor den Notaufnahmen
       > der Krankenhäuser bilden sich lange Schlangen.
       
   IMG Bild: König Balthasar mit Mundschutzmaske bei einem Umzug zum Dreikönigsfest in Barcelona
       
       Madrid taz | Alle Jahre wieder … kommt [1][der Kollaps] des [2][spanischen
       Gesundheitssystems]. Trotz einer Impfquote, die mit 90,4 Prozent bei den
       Über-12-Jährigen so hoch ist wie sonst kaum wo in der Europäischen Union,
       trifft die Omikron-Welle das Land auf der Iberischen Halbinsel hart.
       Dienstag vermeldete das Gesundheitsministerium erstmals eine Inzidenz von
       über 3.000 Neuinfektionen in den letzten 14 Tagen bei 100.000 Einwohnern.
       Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 1462 festgestellten Infektionen. Und es ist
       kein Ende der Steigerung in Sicht, denn bis zum vergangenen Wochenende
       waren in Spanien Weihnachtsferien. Heiligabend, Silvester, Drei-Königs-Tag
       – die Familienfeiern und Treffen im Freundeskreis nahmen kein Ende. Das
       Virus lauerte überall.
       
       Seit Beginn der Pandemie wurden in Spanien 7,6 Millionen Covid-Fälle
       festgestellt. Mehr als 1,5 Millionen allein in den letzten zwei Wochen.
       Mittlerweile stecken sich über 90 Prozent mit der Omikron-Variante an.
       
       Die Folgen: Die Gesundheitszentren, die in Stadtteilen und Dörfern die
       Grundversorgung übernehmen, sind völlig überlastet. Wer im Selbsttest eine
       Covid-19-Infektion festgestellt hat, kommt telefonisch nicht durch. Auf den
       Straßen vor den Zentren und auch vor den Notaufnahmen der Krankenhäuser
       bilden sich lange Schlangen. Wer per App um einen Termin bittet, wird von
       einer Krankenschwester angerufen, allerdings erst nach einer mehrtägigen
       Wartezeit. Dann kommt der Rat: „Wenn Sie Atembeschwerden bekommen sollten,
       rufen Sie an“ – jene Telefonnummern, bei denen eh nicht abgenommen wird.
       
       Auch wenn bei vielen die Krankheit relativ glimpflich verläuft, kommen die
       Krankenhäuser unter Druck. Die Welle ist einfach zu groß. In 26 der 52
       spanischen Provinzen sind wieder mehr als ein Viertel aller
       Intensivpatienten an Covid Erkrankte. Ein Trost bleibt: Vor einem Jahr,
       ohne Impfung, waren bei wesentlich weniger Fällen die Intensivstationen
       doppelt so stark belegt.
       
       Unter den Covid-Patienten befinden sich nicht nur Ungeimpfte. Denn auch wer
       bereits geboostert hat, ist nicht wirklich vor Omikron geschützt. Jedoch
       sind unter denjenigen, die einen schweren Krankheitsverlauf haben, mehr
       Ungeimpfte als Geimpfte.
       
       Trotz der aktuellen Covid-Welle, der sechsten in Spanien, wurden über
       Weihnachten außer einer generellen Maskenpflicht kaum neue Beschränkungen
       eingeführt. Zwar wurden in einigen Regionen nächtliche Ausgangssperren
       verhängt, allerdings erst von irgendwann nach Mitternacht bis sechs Uhr in
       der Früh.
       
       In anderen Regionen, wie etwa Madrid, waren selbst Großveranstaltungen zu
       Silvester legal. Nichts sollte dieses Jahr das Weihnachtsgeschäft
       behindern.
       
       Die Zentralregierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez lockerte gar
       einige Bestimmungen. So wurde die Quarantäne von 10 auf 7 Tage verkürzt,
       sollte die Ansteckung keine Symptome hervorrufen. Damit der Schulbetrieb
       nicht völlig zusammenbricht, werden künftig nur noch die Klassen komplett
       in Quarantäne geschickt, die mehr als fünf Fälle melden. Bisher genügte ein
       Fall.
       
       Spanienweit sind laut der größten spanischen Gewerkschaft CCOO sechs
       Prozent aller Lehrer krankgeschrieben. In der Hauptstadtregion sind es 15
       Prozent, in den Vor- und Grundschulen fehlen in einigen Stadtteilen gar bis
       zu 40 Prozent.
       
       Regierungschef Sánchez erklärte in einem Radiointerview, dass die
       Gesundheitsbehörden sich auf ein neues Szenario einstellen würden. Es
       zeichne sich „die Entwicklung des Coronavirus zu einer endemischen
       Krankheit“ ab. Er sprach sich deshalb gegen weitere staatliche
       Beschränkungen aus. „Wir müssen mit neuen Instrumenten reagieren, die
       stärker mit Impfungen und Selbstschutz verbunden sind“, sagte Sánchez.
       Kritik an der Idee wurde aber nicht nur in Spanien laut. Die WHO Europa
       sieht die Zeit noch nicht gekommen, die Pandemie zu einer Endemie zu
       erklären.
       
       13 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Steigende-Coronazahlen/!5780455
   DIR [2] /Corona-in-Spanien/!5720316
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
   DIR Spanien
   DIR Quarantäne
   DIR Pedro Sánchez
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Spanien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Steigende Zahl der Corona-Neuinfektionen: Was ist die Wand?
       
       Die Corona-Wand, die sich derzeit aufbaut, ist aus Luft. Sie ist These,
       aber auch Antithese in einem. Sie kommt, obwohl es sie nicht gibt.
       
   DIR Debatte über Corona-Quarantäne: Tor auf für Omikron
       
       Die Quarantänezeiten sollen verkürzt werden. Die Bevölkerung wird damit den
       Preis für Versäumnisse bei der Pandemiebekämpfung zahlen.
       
   DIR Corona-Impfungen für Kinder: So impft das Ausland
       
       In dieser Woche sind in Deutschland die Kinderimpfungen angelaufen. Die
       Unsicherheit vieler Eltern ist groß. Wie gehen andere Länder vor?
       
   DIR Lockdown in Spanien war illegal: Dämpfer für die Regierung
       
       Der 2020 wegen Covid in Spanien verhängte Lockdown verstieß gegen das
       Grundgesetz, urteilt das Verfassungsgericht. Gibt es nun Schadensersatz?