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       # taz.de -- Coronaproteste in Berlin: Klare Kante zeigen
       
       > Die Proteste gegen die verschwurbelten Montagsspaziergänge kommen in
       > Gang, doch es fehlt eine starke linke Gegenerzählung in der Pandemie.
       
   IMG Bild: Gilt es fortzusetzen: am Montag formierte sich endlich spürbarer Gegenprotest
       
       Endlich, nachdem in den letzten Wochen die Querdenken-Bewegung
       [1][weitgehend ungestört] von Polizei und leider auch Gegendemonstranten
       durch die deutschen Innenstädte „spazieren“ konnte, gab es am vergangenen
       Montag deutlich entschlossenere Gegenproteste, auch in Berlin. Auch wuchs
       die Zahl der Querdenker:innen nicht weiter an, wie in den vergangenen
       Wochen.
       
       Diese Entwicklung gilt es nächsten Montag aufrecht zu erhalten, nutzen doch
       Rechtsextreme die Proteste, um ihre menschenfeindlich Ideologie in der
       bürgerlichen Mitte zu verankern und ungestört auf die Straße zu bringen. So
       hat auch die rechtsextreme [2][Patriotic Opposition Europe] Anschluss an
       die Querdenken-Bewegung gefunden und marschierte am Montag wieder durch
       Mitte.
       
       Zwar sind nicht alle die bei den Protesten mitlaufen organisierte Nazis,
       doch die Präsenz der Rechtsextremen ist unübersehbar – wer da mitläuft, ist
       sich dieser Tatsache bewusst und stört sich nicht weiter daran.
       
       Verwunderlich ist das nicht, trägt die Querdenken-Bewegung im Kern
       sozialdarwinistische Züge. Letztendlich gilt das Leben von Alten, Kranken
       und anderen Risikogruppen in den Weltbildern vieler Esoteriker:innen
       und Verschwörungsideolog:innen als entbehrlich, indem die Gefahr von
       Covid heruntergespielt wird.
       
       Grund genug also nächsten Montag wieder auf die Straße zu gehen und ein
       Zeichen für Solidarität zu setzen. Doch bei den ganzen unangemeldeten
       Protesten, die über ganz Berlin verteilt sind, ist es schwierig den
       Überblick zu behalten. Zum Glück bietet das Netzwerk [3][“Berlin gegen
       Nazis“] wöchentlich eine gute Übersicht über die aktuellen Proteste und
       auch Gegendemos. Wer immer auf dem neusten Stand bleiben will, kann sich
       sogar [4][eine App] runterladen.
       
       Regelmäßig Gegenproteste veranstalten zum Beispiel die [5][Omas gegen
       Rechts] oder das in der Clubszene verankerte Kollektiv [6][Gerade.denken]
       (Montag, 24. Januar, ab 17.00 Uhr).
       
       ## Fehlende linke Erzählungen
       
       Die angesichts der rechten Massenmobilisierung langsam erwachende
       Zivilgesellschaft tröstet immerhin ein bisschen darüber hinweg, dass in
       Deutschland auch im zweiten Pandemie Jahr immer noch keine starke linke
       Gegenerzählung zur staatlichen Pandemiepolitik Fuß fassen könnte.
       
       Die #NoCovid-Kampagne im vergangenen Jahr warb immerhin für eine
       antikapitalistische Lösung der Krise. Doch durch hohe Impfquoten und neue
       Mutanten wie Delta und Omicron ist die NoCovid-Strategie mittlerweile weder
       verhältnismäßig noch realistisch umsetzbar.
       
       Nicht wenige antiautoritäre und anarchistische Linke lehnten die Kampagne
       angesichts der staatlichen Zwangsmaßnahmen, die #NoCovid forderte, von
       Beginn ab. Doch eine starke, linke und antiautoritäre Gegenerzählung, die
       sich klar sowohl gegen Querdenker:innen als auch staatliche
       Zwangsmaßnahmen abgrenzt, gibt es bis heute nicht.
       
       Dazu kommt, dass viele Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, wie in etwa eine
       mögliche Impflicht, der Ausschluss von Ungeimpften und die digitale
       Kontrolle von Impfpässen, nur schwer mit anarchistischen Grundsätzen
       vereinbar sind.
       
       Höchste Zeit also sich zusammen zu finden und zu diskutieren. Das Kollektiv
       Glitzerkatapult lädt daher zu einem [7][offenen anarchistischen
       Diskussionsabend.] Der Titel lautet „Wir Anarchist*innen und die
       Pandemie – Wie haben wir (nicht) auf Corona und die Maßnahmen reagiert?“
       (Mittwoch 19. Januar, Mareschstraße 1, 18 Uhr).
       
       Denn noch befriedigender als starke Gegenproteste, wäre es auch mal wieder
       eigene Inhalte auf die Straße zu tragen.
       
       19 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Corona-Spaziergaenge-in-Berlin/!5825122
   DIR [2] /Coronaproteste-in-Berlin/!5824512
   DIR [3] https://berlin-gegen-nazis.de/
   DIR [4] https://berlin-gegen-nazis.de/proteste-gegen-verschwoerungsideologische-montagsdemonstrationen-ii-17-01-2022/
   DIR [5] https://omasgegenrechts.berlin/
   DIR [6] https://twitter.com/DenkenGerade
   DIR [7] https://glitzerkatapult.noblogs.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
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