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       # taz.de -- Caravaggios Deckengemälde: Teure Götter
       
       > Für 353 Millionen Euro kam ein Deckengemälde von Caravaggio mit der
       > dazugehörigen Villa in Rom unter den Hammer. Niemand schlug zu.
       
   IMG Bild: Das Deckengemälde des bedeutenden Barockmalers Caravaggio befindet sich in der Villa Ludovisi
       
       Berlin taz | Einen Caravaggio kaufen? Das Werk des [1][frühbarocken Malers
       (1571-1610]), der durch die Dramatik in seinen Gemälden und die
       Attraktivität seiner Figuren nicht nur unter Kunsthistorikern viele
       Liebhaber hat, galt durch seine Kompositionen schon unter seinen
       Zeitgenossen als bahnbrechend. Aber es ist nicht sehr groß und meist in
       musealem Besitz. Auf [2][dem Kunstmarkt] ist er eher nicht zu haben.
       
       Deshalb schien es schon eine Sensation, dass in Rom ein einzigartiges
       Deckengemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio zur Versteigerung kam.
       In extremer Untersicht sieht man darauf Pluto, den antiken Gott der
       Unterwelt, der mit Neptun und Jupiter um eine Weltkugel in der Mitte
       kreist. Erst in den 1960ern wurde das Bild unter einer Übermalung entdeckt
       in einem Raum, der heute ein Flur ist, zur Zeit der Bemalung aber als
       Alchemistenkammer galt.
       
       Doch die Sache hat einen Haken: Das Bild kann nur mit der Villa ersteigert
       werden. Beim ersten Auktionstermin konnte kein Käufer gefunden werden. Bei
       der Versteigerung des Anwesens ging kein Gebot zum Minimalpreis von gut 353
       Millionen Euro ein, wie am Dienstagabend mitgeteilt wurde.
       
       Nun solle ein neuer Termin für das 2.800-Quadratmeter-Areal gefunden
       werden, schrieb die Nachrichtenagentur Ansa.
       
       ## Bedingungen des Erwerbs
       
       Zuletzt wohnte Fürst Nicolo Boncompagni Ludovisi mit seiner dritten Frau in
       der Villa. Nachdem dieser 2018 gestorben war, entbrannte ein
       Erbschaftskrieg zwischen der Witwe und den Kindern aus der ersten Ehe des
       Fürsten. Ein Richter entschied per Anordnung, dass das Anwesen versteigert
       wird. Es soll 471 Millionen Euro wert sein.
       
       Dass kein Angebot einging, kann neben dem hohen Preis mit mehreren Faktoren
       zusammenhängen. Wie die BBC berichtete, beansprucht in der Villa eine der
       Erbinnen, Rita Boncompagni Ludovisi, dritte Ehefrau des verstorbenen
       Besitzers, lebenslanges Wohnrecht. Zudem ist an den Erwerb der Villa die
       Bedingung gebunden, in die Renovierung zu investieren.
       
       Kunstliebhaber möchten, wie BBC berichtet, dass die Villa an den Staat geht
       und öffentlich zugänglich wird. Dafür haben 38.000 von ihnen eine Petition
       unterschrieben. Aber auch für den Staat gilt, dass er sich an den über eine
       Auktion ermittelten Preis halten muss; dafür könnten ihm allerdings die
       Mittel fehlen.
       
       19 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Bettina Müller
       
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