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       # taz.de -- AfD in der Hamburgischen Bürgerschaft: Auf der Seuchenempore
       
       > Die AfD-Abgeordneten sitzen nun wegen strengerer Corona-Regeln in der
       > Bürgerschaft abgesondert. Daraus ergibt sich im Rathaus eine bizarre
       > Szenerie.
       
   IMG Bild: Wirkt wie ein autoritärer Studiendirektor zu Kaiserzeiten auf dem Katheder: Dirk Nockemann
       
       Wie ein autoritärer Studiendirektor aus Kaiserzeiten wütet der
       [1][AfD-Abgeordnete Dirk Nockemann] am Mittwochmittag, als stünde er auf
       dem Katheder und spreche mit den undisziplinierten Schülern zu seinen
       Füßen. Als am Mittag die Hamburgische Bürgerschaft zu ihrer Sitzung
       zusammenkam, herrschten erstmals strengere Coronaregeln.
       
       Wer nicht [2][geimpft, genesen oder negativ getestet] ist, erhält künftig
       keinen Zutritt mehr zum Plenarsaal. Es ist kaum überraschend, dass das die
       gesammelte AfD-Fraktion betraf – und kaum erfreut darüber war. Doch ihre
       Absonderung im Großen Saal des Rathauses wirkte wegen der baulichen
       Gegebenheiten vollkommen bizarr.
       
       Im Bundestag müssen impf- und testunwillige AfD-Abgeordnete schon seit dem
       vorigen Jahr abgesondert Platz nehmen. Oben, auf der kargen Besuchertribüne
       des Reichstags, wirken sie dann wie Zaungäste des Parlaments. Derselbe
       Umgang hat in der Bürgerschaft eine vollkommen andere Wirkung: Auf der
       sogenannten Orchesterempore nimmt nun der reine Herrenblock der AfD Platz.
       
       Die Empore liegt auf der Längsseite des Großen Saals, Marmorsäulen tragen
       sie. Hinter ihnen an der Wand: ein großes Gemälde, das die prächtige
       Urlandschaft Hamburgs vor der Besiedelung zeigen soll. Acht Sitzplätze hat
       die Bürgerschaft für die Abzusondernden aufgestellt. Mittig, direkt am
       goldenen Geländer, steht ein Mikrofon, mit dem sie sich zu Wort melden
       können. Auch ein großer Fernseher wurde extra auf der Empore aufgestellt,
       damit die Herren per Videoübertragung die Redner:innen am Pult besser
       sehen können.
       
       ## Die Entfernung hält sie nicht vom Pöbeln ab
       
       Als Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit die Sitzung eröffnet, bleiben die
       Plätze an diesem herrschaftlich anmutenden Katzentisch zunächst leer.
       Sichtbar außer Atem strömen die fünf Herren der AfD mit einigen Minuten
       Verspätung zu ihren Logenplätzen. Dirk Nockemann nimmt gar nicht erst Platz
       und steht am Mikrofon, bis er zum ersten Tagesordnungspunkt das Wort
       erhält.
       
       Unten sitzen, eng versammelt, die Abgeordneten der anderen Fraktionen. Die
       meisten Abgeordneten blicken bei Nockemanns Rede demonstrativ nicht hoch zu
       ihm. Manche jedoch schon: Die Absonderung der schwurbelnden
       AfD-Abgeordneten in Hamburg wirkt auch dadurch wie eine symbolische
       Erhöhung.
       
       Im Bundestag wird die für die Abgeordneten reservierte Besuchertribüne
       mittlerweile abschätzig [3][Seuchentribüne] genannt. In Hamburg gibt es von
       nun an eine elitär wirkende Seuchenempore. Gewollt ist das sicher nicht.
       Doch die größere Entfernung von den anderen Abgeordneten hält die
       AfD-Männer nicht einmal davon ab, wie gewohnt lautstark pöbelnd den
       Redner:innen ins Wort zu fallen. Immerhin dürfte der Abstand diese nun
       besser vor Viren schützen.
       
       20 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Urteil-des-Hamburger-Verfassungsgerichts/!5820925
   DIR [2] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Schaerfere-Corona-Regeln-in-Buergerschaft-Kritik-von-der-AfD-,buergerschaft976.html
   DIR [3] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-01/genesenenstatus-afd-bundestag-2g-plus-tino-chrupalla
       
       ## AUTOREN
       
   DIR André Zuschlag
       
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