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       # taz.de -- EU-Rat gegen mehr Transparenz: Kampf um Daten zu Pestizideinsätzen
       
       > Die EU-Kommission will, dass die Mitgliedstaaten jedes Jahr melden, wie
       > viel Pestizide die Bauern gespritzt haben. Doch die Agrarlobby wehrt
       > sich.
       
   IMG Bild: Ein Bauer sprüht Pflanzenschutzmittel auf ein Zuckerrübenfeld
       
       Berlin taz | Umweltschützer werfen dem Rat der EU-Staaten vor,
       aussagekräftige Statistiken zum Pestizideinsatz verhindern zu wollen. Ohne
       die Daten lasse sich nicht messen, ob die Europäische Union das von der
       Kommission ausgegebene Ziel erreicht, die Pflanzenschutzmittelmenge bis
       2030 zu halbieren, erklärten das Pesticide Action Network (PAN) Europe und
       die österreichische Organisation [1][Global 2000] am Mittwoch. Der Rat
       versuche in den am Donnerstag beginnenden Verhandlungen mit dem
       EU-Parlament und der Kommission, eine geplante Verordnung über die
       Pestizidstatistik zu verwässern.
       
       Jährlich werden in der EU rund 350.000 Tonnen Wirkstoffe eingesetzt, die
       Kulturpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten schützen sollen. Rückstände
       finden sich in Boden, Wasser und Lebensmitteln sowie im menschlichen
       Körper. [2][Pestizide] tragen dazu bei, dass immer mehr Pflanzen- und
       Tierarten aussterben. Deshalb [3][will die EU-Kommission], dass der
       Pestizideinsatz und die damit verbundenen Risiken bis 2030 im Vergleich zum
       Durchschnitt der Jahre von 2015 bis 2017 um 50 Prozent sinken.
       
       Um zu überwachen, ob die Mitgliedstaaten dieses Ziel erreichen, hat die
       Kommission mit Unterstützung des Parlaments vorgeschlagen, dass sie künftig
       jährlich – statt wie bisher nur alle fünf Jahre – ihre Pestizidmengen an
       die EU melden. Die Daten sollten aus den bereits obligatorischen
       Aufzeichnungen der Bauern über ihre Chemikalieneinsätze stammen – und nicht
       aus weniger repräsentativen Stichproben.
       
       Doch gegen diese Punkte habe sich der Rat in einem Mandat für die
       EU-Verhandlungen ausgesprochen, so die Umweltverbände. Maßgeblich dafür
       verantwortlich seien zehn Staaten, zum Beispiel Deutschland, Polen und
       Ungarn. Sie argumentierten, der Vorschlag der Kommission sei zu aufwändig.
       Österreichs Landwirtschaftskammer etwa befürchtet auch, dass mit den Daten
       Bauern „[4][an den Pranger gestellt werden]“.
       
       Seit das Bundesagrarministerium statt von Julia Klöckner (CDU) von Cem
       Özdemir (Grüne) geleitet wird, vertritt es eine andere Position. Bei der
       Ratsabstimmung votierte es gegen das von den Umweltschützern kritisierte
       Mandat.
       
       2 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.global2000.at/publikationen/report-pestizideinsatz-eu
   DIR [2] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935
   DIR [3] https://ec.europa.eu/food/plants/pesticides/sustainable-use-pesticides/farm-fork-targets-progress_de
   DIR [4] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220202_OTS0042/oesterreichs-pflanzenbau-punktet-mit-qualitaet-und-transparenz
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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