URI: 
       # taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Impfpflicht mit Novavax
       
       > Beschäftigte in Gesundheitswesen und Pflege sollen „bevorzugt“ das
       > proteinbasierte Vakzin erhalten. Trotz Omikron gibt es derzeit keine
       > Engpässe in den Kliniken.
       
   IMG Bild: Könnte für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen mRNA- und Vektorimpfstoffe haben
       
       ## Ab Ende Februar 1,75 Millionen Dosen Novavax
       
       Beschäftigte im Gesundheitsbereich und in der Pflege sollen „bevorzugt“ den
       [1][Impfstoff von Novavax] erhalten können, wenn die Impfpflicht für diese
       Berufsgruppen Mitte März in Kraft tritt. Das beschlossen die
       Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Samstag. Laut einem Bericht des
       Tagesspiegel soll eine erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen des
       Impfstoffs ab 21. Februar zur Verfügung stehen. Demnach wollen mehrere
       Bundesländer eine Verschiebung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht.
       
       Ab Mitte März gilt in Deutschland eine Corona-[2][Impfpflicht für
       Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kliniken, Pflegeheimen], Arzt- und
       Zahnarztpraxen, Rettungs- und Pflegediensten, Geburtshäusern und anderen
       medizinisch-pflegerischen Einrichtungen. Wer zu diesem Zeitpunkt keinen
       Immunitätsnachweis vorlegen kann, darf dort in der Regel nicht mehr
       beschäftigt werden. Es gibt Befürchtungen, dass Beschäftigte wegen dieser
       einrichtungsbezogenen Impfpflicht kündigen könnten.
       
       Der Tagesspiegel berichtete am Samstag unter Berufung auf Regierungs- und
       Länderkreise, mehrere Bundesländer pochten daher auf eine Verschiebung.
       Stattdessen solle erst auf die Einführung des Novavax-Impfstoffs gewartet
       werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte das Vakzin am 20.
       Dezember für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Für einen vollständigen
       Impfschutz sind zwei Dosen nötig.
       
       Das saarländische Gesundheitsministerium teilte mit, Novavax werde
       voraussichtlich ab Ende Februar zur Verfügung stehen. Für einen
       vollständigen Impfschutz sei eine zweite Dosis dieses Impfstoffs im Abstand
       von mindestens drei Wochen erforderlich.
       
       Novavax ist ein proteinbasierter Corona-Impfstoff, eine im Kampf gegen
       andere Krankheiten seit langem bekannte und genutzte Methode. Daher könnte
       der Impfstoff auch für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen die
       neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben.
       
       Die Ministerinnen und Minister sprachen sich außerdem dafür aus, die
       besonders zuverlässigen PCR-Tests aufgrund der hohen Infektionszahlen zu
       priorisieren. Sie sollen vorrangig für vulnerable Gruppen sowie und
       Beschäftigte reserviert werden, die sie betreuen und behandeln. Bei
       Warnungen durch die Corona-Warn-App soll demnach auf einen PCR-Test
       verzichtet werden, ein Antigentest in einem zertifizierten Testzentrum
       genügt dann.
       
       Am Montag kommen die Regierungschefinnen und -chefs der Länder mit
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer weiteren Beratungsrunde zur
       Corona-Pandemie zusammen. Die Videokonferenz der Gesundheitsminister diente
       zur Vorbereitung.
       
       Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Sieben-Tage-Inzidenz am
       Samstagmorgen mit 772,7 an. Am Freitag hatte der Wert bei 706,3 gelegen, am
       Samstag vergangener Woche bei 497,1. Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24
       Stunden betrug nach Daten der Gesundheitsämter am Samstag 135.461.
       
       Mindestens 60,9 Millionen Menschen und damit 73,3 Prozent der Bevölkerung
       in Deutschland sind inzwischen vollständig gegen Corona geimpft. Eine
       Booster-Impfung bekamen demnach 41,7 Millionen Menschen und damit 50,1
       Prozent der Gesamtbevölkerung. (afp)
       
       Tausende demonstrieren im Süden gegen Corona-Maßnahmen 
       
       Knapp 5.000 Menschen haben am Samstagnachmittag in Freiburg gegen die
       Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Lage sei weitestgehend ruhig geblieben,
       sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienstes (epd). Auch in
       Stuttgart verlief die Kundgebung friedlich: Mehr als 1.000 Personen hatten
       sich vor dem SWR-Funkhaus unter dem Motto „Wir ziehen vor die Medienhäuser,
       denn da sitzt das Virus“ versammelt.
       
       Die Gewerkschaft Verdi und SWR-Vertreter hatten die Stuttgarter
       Demonstration im Vorfeld kritisiert. „Wer unter so einem
       menschenverachtenden Motto direkt vor den Arbeitsplätzen von
       Medienschaffenden demonstrieren will, missbraucht das Demonstrationsrecht“,
       sagte Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross. Dies sei ein Angriff auf die
       Pressefreiheit.
       
       „Was haben das Corona-Virus, Impfungen und der unabhängige
       öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt miteinander zu tun?“, fragte
       Andrea Valentiner-Branth vom Verdi-Senderverband im SWR. Immer wieder seien
       Kolleginnen und Kollegen bei der Berichterstattung vor Ort auch gewaltsam
       angegriffen worden. Mit der Demonstration vor dem SWR-Funkhaus würden die
       Medienschaffenden nun auch an ihrem Arbeitsplatz bedroht. (epd)
       
       Noch kommen Kliniken mit Omikron zurecht 
       
       In den früh von Omikron getroffenen Städten Bremen und Hamburg kommen
       Kliniken trotz steigender Patientenzahlen bislang ohne größere Probleme
       durch die aktuelle Infektionswelle. Sorge bereitet, dass immer mehr
       Patienten mit Corona infiziert sind, die nicht wegen Covid-19, sondern aus
       anderen Gründen eingeliefert wurden. Dies macht die Behandlung auf den
       Normalstationen aufwendiger. Auch der Ausfall von Krankenhauspersonal durch
       Krankheit oder Quarantäne bereitet Probleme.
       
       Bremen und Hamburg gehörten zu den ersten Großstädten, in denen die
       Fallzahlen explodierten. Was die Infektionsrate angeht, sind sie anderen
       deutschen Regionen etwas voraus. Vergleiche sind aber nur eingeschränkt
       möglich, weil die beiden Stadtstaaten auch zu den Spitzenreitern bei den
       Impfquoten gehören. Das dürfte schwere Verläufe seltener machen.
       
       Bundesweit sei die Belegung der Normalstationen vergangene Woche um 3,5
       Prozent gestiegen, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKD) in
       Berlin mit. In Schleswig-Holstein liege die Zunahme bei 22 Prozent, in den
       Ländern Hamburg, Bremen und Berlin zwischen 10 und 15 Prozent.
       
       „Belastung ja, Überlastung nein“, sagte ein Sprecher der Bremer
       Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zur Lage der Kliniken. Die
       Situation habe sich nicht verschärft. Das kleinste Bundesland weist seit
       Wochen die höchste Infektionsrate auf. Der Spitzenwert am 14. Januar lag
       bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1427,2. So viele von je 100 000 Menschen
       haben sich rechnerisch in einer Woche bestätigt mit dem Coronavirus
       infiziert.
       
       Auch Hamburg überschritt nach Angaben des Robert Koch-Instituts zum Ende
       der Woche eine Sieben-Tages-Inzidenz von 1300. Trotzdem sagt Professor
       Stefan Kluge, Leiter der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum
       Hamburg-Eppendorf (UKE): „Die Lage ist handhabbar.“ Nur stellten
       „isolationsbedingte Ausfälle“ von Personal die Kolleginnen und Kollegen vor
       Herausforderungen.
       
       „Die gute Nachricht ist, dass aktuelle Daten aus unterschiedlichen Ländern
       zeigen, dass das Risiko, mit einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu
       müssen, im Vergleich zur Delta-Variante um mehr als die Hälfte reduziert
       wird“, sagte Kluge. Omikron sei viel leichter übertragbar, führe aber
       insbesondere bei Geboosterten über alle Altersgruppen hinweg nicht zu so
       schweren Verläufen.
       
       „Wir sehen etwa seit Anfang des Jahres eine deutliche Zunahme an stationär
       behandlungsbedürftigen Patienten“, sagte Florian Friedel, Geschäftsführer
       des Delme-Klinikums in Delmenhorst. Die kreisfreie Stadt nahe Bremen hat in
       Niedersachsen die höchste Ansteckungsrate.
       
       „Wir beobachten, dass die Patienten, die wir derzeit versorgen, weniger
       schwer erkrankt sind und die durchschnittliche Verweildauer geringer
       geworden ist“, sagte er. Neun von zehn Covid-Patienten seien ungeimpft. An
       seiner Klinik seien derzeit 20 Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in
       Quarantäne oder häuslicher Isolation.
       
       Bei den Bremer Krankenhauseinweisungen infizierter Personen sei nur etwa
       ein Drittel tatsächlich an Covid-19 erkrankt, sagte Lukas Fuhrmann, der
       Sprecher des Gesundheitsressorts. Zwei Drittel der Patienten kämen wegen
       anderer Diagnosen und seien zusätzlich infiziert.
       
       „Mit Corona infizierte Patientinnen und Patienten können einen ähnlichen
       hohen Aufwand verursachen wie tatsächlich an Covid-19 Erkrankte“, sagte der
       DKD-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Sie müssten isoliert untergebracht
       werden. Das Personal, das sie betreue, könne nicht in Bereichen mit
       Nicht-Infizierten eingesetzt werden.
       
       Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte deshalb, die Belastung von
       Normalstationen täglich genauso zu erfassen wie die Belegung der
       Intensivbetten mit Covid-19-Kranken. Auch Zahlen von corona-infizierten
       Patienten mit anderen Diagnosen sollten täglich ermittelt werden, sagte
       Geschäftsführer Eugen Brysch. (dpa)
       
       22 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5824035
   DIR [2] /Corona-Impfpflicht-in-der-Pflege/!5826909
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Robert Koch-Institut
   DIR Pandemie
   DIR Alice Weidel
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Omikron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Impfpflicht-Debatte im Bundestag: Weder Ideen noch Orientierung
       
       Ein zielführender Austausch war die Orientierungsdebatte zur Impfpflicht
       nicht. Die Regierungsparteien lieferten bisher keine konkreten Vorschläge.
       
   DIR Nachrichten in der Coronakrise: Wieder mehr Todesfälle
       
       Auch die Zahl Intensivpatient:innen nimmt leicht zu. Vor der
       Bund-Länder-Schalte sprechen sich die Länderchefs Söder und Weil gegen
       Verschärfungen aus.
       
   DIR Unklare Coronaregeln in Flüchtlingsheim: Wenn die linke Hand nicht weiß…
       
       Verwirrung um ein Geflüchtetenheim in Bremen: Der Flüchtlingsrat irrt sich
       bezüglich einer Quarantäne, die Behörde widerspricht den eigenen Zahlen.
       
   DIR Nachrichten in der Coronakrise: Russland meldet Höchststand
       
       Die Zahl von Corona-Neuinfektionen steigt weiter. Russland vermeldet einen
       besorgniserregenden neuen Höchststand.
       
   DIR Umgang mit Omikron in anderen Ländern: Was hilft gegen die Wand?
       
       Wegen Omikron steigen weltweit die Coronafälle rasant an.
       taz-Korrespondent*innen berichten, wie schlimm die Lage vor Ort tatsächlich
       ist.