# taz.de -- Neu gewählte CDU-Spitze: Mehr Frauen? Von wegen
> Was der designierte CDU-Chef Friedrich Merz sagt, stimmt nicht: In den
> Führungsgremien der Partei sind nicht mehr Frauen vertreten als zuvor.
IMG Bild: Zwei von sieben: Die Frauenquote an der Spitze der CDU ist gleich geblieben
Berlin taz | Für Friedrich Merz, [1][den am Samstag neu gewählten
Vorsitzenden der CDU], waren die Wahlen für die Führungsgremien seiner
Partei am Samstag ein Zeichen des Aufbruchs. Viele Mitglieder seien neu und
im Durchschnitt seien sie jünger, sagte Merz zum Ende des Parteitags am
Samstagnachmittag. Und: „Wir haben einen deutlich höheren Anteil an Frauen
in beiden Gremien.“ Damit sind das Präsidium, der engere Führungszirkel und
der deutlich größere Bundesvorstand gemeint. Auch [2][im ZDF-Interview am
Abend] sagte Merz: „Wir sind sehr viel weiblicher geworden.“ Doch das
stimmt nicht.
Rechnet man die gewählten Mitglieder in beiden Führungsgremien zusammen,
sind am Samstag 17 Frauen gewählt worden. Und 17 Frauen waren auch bisher
in den beiden Gremien vertreten. Von einer Erhöhung des Frauenanteils kann
also keine Rede sein. Insgesamt gibt es für gewählte Mitglieder zusammen 42
Sitze, 15 davon im Präsidium, dazu kommen, den Mitgliederbeauftragten
mitgerechnet, 27 im Bundesvorstand.
Allerdings hat sich das Geschlechterverhältnis in den Gremien verschoben.
Im Präsidium hat der Frauenanteil zugenommen, hier sind künftig sechs statt
bisher vier Mitglieder weiblich. Im Bundesvorstand dagegen hat er
abgenommen. Das kann man als Erfolg für die Frauen deuten, weil das
Präsidium das einflussreichere Gremium ist. Allerdings sind die
Kandidaturen hier auch klarer abgesprochen. Dass es eine Bewerbung mehr als
Plätze gab, ist eher ungewöhnlich. Der Kampfabstimmung ist die Vorsitzende
der FrauenUnion, Annette Widmann-Mauz, die bisher Präsidiumsmitglied war,
zum Opfer gefallen.
Für die Plätze im Bundesvorstand dagegen gab es deutlich mehr
Bewerber:innen als Plätze. Und hier haben erstmals mehr Frauen als
Männer kandidiert, was im Vorfeld des Parteitags als großer Erfolg gefeiert
worden war. Dennoch haben sich hier die Männer durchgesetzt. Was die
Deutung zulässt: Ist von der Führung nichts festgezurrt, entscheiden sich
die Parteitagsdelegierten einer mehrheitlich männlichen Partei im Zweifel
eben doch für den Mann. Fast drei Viertel der CDU-Mitglieder sind Männer.
## Abstimmung über die Quote erneut vertagt
Im Vorfeld des Parteitags hatten einige Christdemokraten die große Anzahl
der Kandidatinnen bereits als Argument gegen die Einführung einer
Frauenquote angeführt, die in der CDU weiterhin umstritten ist. Eine
Abstimmung darüber wurde erneut vertagt, auf dem nächsten Parteitag im
September soll nun entschieden werden. Zumindest wenn ein Präsenzparteitag
stattfindet. Eine Änderung der Satzung ist derzeit bei einem digitalen
Zusammentreffen nicht möglich.
Dann will Merz auch den „Posten eines stellvertretenden Generalsekretärs“
einführen, den er mit einer Frau besetzen will. Bislang sind die
Spitzenjobs in männlicher Hand, Frauen tauchen erst als stellvertretende
Parteichefinnen auf. Es sind Silvia Breher, die familienpolitische
Sprecherin der Bundestagsfraktion, und die schleswig-holsteinische
Bildungsministerin Karin Prien.
23 Jan 2022
## LINKS
DIR [1] /CDU-waehlt-neuen-Vorsitzenden/!5829935
DIR [2] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/friedrich-merz-was-nun-cdu-chef-100.html
## AUTOREN
DIR Sabine am Orde
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