# taz.de -- Afghanistan-Konferenz in Oslo: Gespräche ja, Anerkennung nein
> In Norwegen spricht eine internationale Konferenz mit den Taliban über
> dringende Nothilfen für Afghanistan. Auch Frauengruppen sind dabei.
IMG Bild: Huda Chamusch, Delegierte der afghanischen Zivilgesellschaft, zeigt Porträts von zwei Verschwundenen
Berlin taz | Seit Sonntag finden in Norwegens Haupstadt Oslo erstmals
außerhalb Afghanistans Gespräche zwischen westlichen Geberländern und den
Taliban statt, seitdem d [1][im August in Kabul wieder die Macht
übernahmen]. Auch Vertreter:innen der afghanischen Zivilgesellschaft,
darunter Huda Chamusch von der protestierenden Frauenbewegung, sowie
Nicht-Taliban-Politiker:innen sind dabei.
Die Rergierungen westlicher Länder scheinen auf der Ebene ihrer
Afghanistan-Sondergesandten teilzunehmen, für Deutschland kam [2][Jasper
Wieck, wie Fotos bei Twitter] zeigen. Aus Washington reiste die
„Sondergesandte für afghanische Frauen, Mädchen und Menschenrechte“, Rina
Amiri, an. Sie stammt selbst aus Afghanistan.
Die Taliban schickten Außenminister Amir Chan Mutaki, einen ihrer
Gemäßigteren, sowie 14 weitere Männer nach Oslo. Sie hoffen auf die
Freigabe vom Westen eingefrorener Staatsgelder. Das Treffen soll bis
Dienstag dauern.
Laut Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt geht es um die Lage in
Afghanistan, wo fast die gesamte Bevölkerung von Hunger und Armut bedroht
ist, sowie um Menschen- und Frauenrechte. „Wir können die politische
Situation nicht zu einer noch schlimmeren humanitären Katastrophe führen
lassen,“ sagte sie Norwegens Zeitung VG. „Das ist keine Legitimation oder
Anerkennung der Taliban. Aber wir müssen mit jenen reden, die in der Praxis
heute das Land regieren.“
## EU dementiert die Wiedereröffnung ihrer Botschaft in Kabul
Die EU dementierte am Freitag eine Aussage der Taliban, sie habe ihre
Botschaft in Kabul wiedereröffnet. Man habe lediglich dem Wiederaufbau
einer „Minimalpräsenz“ begonnen, die der Abwicklung humanitärer Hilfe und
der Beobachtung der humanitären Lage diene, so EU-Sprecher Peter Stano.
Ebenfalls in der Vorwoche hatten in Kabul Vertreter:innen von UNO, EU
und Geberländern an einer „Wirtschaftskonferenz“ der Taliban teilgenommen.
Auch dabei ging, es um die Organisation humanitärer Hilfe.
Einige geladene afghanische Zivilgesellschaftler:innen lehnten eine
Teilnahme an dem Treffen in Oslo ab, weil sie generell gegen Kontakte mit
den Taliban sind. Andere kritisierten, dass die Gruppe von den Geberländern
ohne Rücksprache mit ihren wichtigsten Dachverbänden handverlesen wurde.
Ein Vertreter von ihnen sagte anonym der taz: „Nicht zu reden, kann keine
Option sein. Aber wie, worüber und wer muss diskutiert werden.“ Afghanische
Menschenrechtler:innen veröffentlichten einen Brief an Norwegens
Polizei, in dem sie forderten Mutaki wegen „Kriegsverbrechen“ festzunehmen.
Chamusch nannte das Treffen eine „Anerkennung der Frauenproteste“.
25 Jan 2022
## LINKS
DIR [1] http://5172596
DIR [2] https://twitter.com/GermanSRAP/status/1485655167332667393?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1485655167332667393%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fpublish.twitter.com%2F%3Fquery%3Dhttps3A2F2Ftwitter.com2FGermanSRAP2Fstatus2F1485655167332667393widget%3DTweet
## AUTOREN
DIR Thomas Ruttig
## TAGS
DIR Schwerpunkt Afghanistan
DIR Taliban
DIR Humanitäre Hilfe
DIR Frauenrechte
DIR Norwegen
DIR Schwerpunkt Afghanistan
DIR Schwerpunkt Afghanistan
DIR Schwerpunkt Afghanistan
DIR Schwerpunkt Afghanistan
DIR Taliban
DIR Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Naturkatastrophe in Afghanistan: Das nächste Desaster
Tausende Menschen sind bei dem Doppelbeben gestorben. Die Vereinten
Nationen eilen zur Hilfe, verhängen aber auch Sanktionen gegen
Taliban-Minister.
DIR US-Beschluss zu Kabuls Auslandsreserven: Biden eint zerstrittene Afghanen
In Afghanistan lehnen alle politischen Lager den Beschluss des
US-Präsidenten ab, die Hälfte der eingefrorenen afghanischen Gelder nicht
zurückzugeben.
DIR Oslo-Gespräche zu Afghanistan: Man muss reden
Gespräche mit den Taliban über humanitäre Hilfe sind alternativlos. Sie
können Millionen Menschenleben retten und Menschenrechte stärken.
DIR Afghanistan unter den Taliban: Frauen kämpfen in der ersten Reihe
Protest gegen Zwangsverschleierungen in Kabul und Berichte aus drei Städten
über Festnahmen, Verschwindenlassen und Morde.
DIR Taliban ersuchen offizielle Anerkennung: „Regierung“ will Regierung sein
Taliban-Regierungschef Achund ruft muslimisch geprägte Länder zur
Anerkennung seiner Regierung auf. Bislang hat das kein einziger Staat
getan.
DIR Afghanistan und seine Nachbarn: Jets, Kleinkrieg und Scharmützel
Die afghanischen Taliban haben inzwischen zu mehreren Nachbarstaaten ein
angespanntes Verhältnis – selbst zu ihrem Hauptunterstützer Pakistan.