URI: 
       # taz.de -- Gendersternchen in Bremerhaven: Krampfhaftes Festhalten
       
       > Die Fraktionsvorsitzenden von FDP, CDU und SPD in Bremerhaven rudern beim
       > Genderbeschluss zurück. Die Erklärung offenbart ihre ewiggestrige
       > Ideologie.
       
   IMG Bild: Eigentlich gar nicht so schwer: Sprache kreativ so gestalten, dass alle angesprochen werden
       
       Am Freitag hatten FDP, CDU und SPD [1][ihren Beschluss verteidigt], der
       Bremerhavener Verwaltung Gendersternchen und Co. zu verbieten. Nach Kritik
       von allen Seiten ruderten sie am Montag zurück. Doch die Presseerklärung,
       mit der die drei Fraktionsvorsitzenden dies begründen, zeigt, dass es ihnen
       nicht um Barrierefreiheit geht, wie sie behauptet hatten. Es ist ihnen
       schlicht zu viel Gendergaga, wie schon anderen alten Männern vor ihnen.
       
       „Wir haben uns in der Vergangenheit immer wieder darüber geärgert, dass es
       zwar viele Diskussionen und politische – teilweise ideologisch geprägte –
       Haltungen zu gendersensibler Sprache gibt“, entlarven sie sich selbst. Sie.
       Haben. Sich. Geärgert. Nicht darüber, dass Männer nach wie vor privilegiert
       sind und Sprache dies spiegelt. Nicht darüber, dass ihnen keine perfekte
       Lösung einfällt. Sondern über andere, die ihnen diese [2][noch nicht
       präsentiert haben]. Und dabei ideologisch argumentieren! Das machen ja
       immer die anderen. Hier: Feminist:innen, die für eine gerechte Sprache
       kämpfen. Und nicht etwa Sexisten, die sich ans generische Maskulinum
       klammern, obwohl ihnen Grammatik ansonsten egal ist.
       
       Genüsslich listet die Erklärung die Vielfalt auf, mit der Sprache
       ausdrückt, dass es nicht nur handelnde Männer gibt, sondern auch Frauen
       sowie Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen lassen: Genderstern,
       Doppelpunkt, Unterstrich, Querstrich, … Der Verdacht der Herren Raschen,
       Hilz und Allers und vermutlich der Mehrheit ihrer Fraktionskolleg:innen:
       „Da wird ein teilweise krampfhafter Versuch unternommen, die vorhandene
       geschlechtliche Vielfalt abzubilden.“
       
       Die Verwendung des Begriffs „krampfhaft“ spricht Bände. Vielen gilt er als
       Synonym von „feministisch“. Hier meint er alle, die [3][im Sinne der
       Gleichberechtigung] kreativ mit Sprache umgehen. Sie sollen sich also mal
       locker machen, es nicht übertreiben, die Kirche im Dorf lassen? Nein.
       Gendersternchen und Co. sind eine Zumutung, sorgen für Streit und auch für
       Probleme. Das ist gut, weil so für alle sichtbar wird, mit welchen
       Zumutungen sehr viele Menschen leben müssen.
       
       24 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Genderverbot-beschlossen/!5827892
   DIR [2] /Gespraech-ueber-Gender-und-Sprache/!5758178
   DIR [3] /Debatte-zur-Sprache/!5785638
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eiken Bruhn
       
       ## TAGS
       
   DIR Gendern
   DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
   DIR Sprache
   DIR Gendergerechte Sprache
   DIR Der Hausbesuch
   DIR Gender
   DIR Gender
   DIR Sprache
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Der Hausbesuch: Gottesdienst für Spätaufsteher
       
       Die jungen Pastoren Max Bode und Chris Schlicht haben ihre erste Gemeinde
       in Bremerhaven: Sie gendern, predigen in Jeans und fahren Skateboard.
       
   DIR Genderverbot beschlossen: Bremerhavens eigene Sprache
       
       Das Stadtparlament in Bremerhaven entscheidet nur noch über Belange von
       „Bürgerinnen und Bürgern“. Die von „Bürger:innen“ sind
       „rechtschreibwidrig“.
       
   DIR Debatte zur Sprache: Alle #mitgemeint
       
       Die geschlechtergerechte Sprache ist Mittel im Kampf gegen Gender-Pay-Gap
       oder Gewalt gegen Frauen und trans Personen.
       
   DIR Gespräch über Gender und Sprache: „Eine Frage der Haltung“
       
       Veränderung muss von unten kommen, sagt Lann Hornscheidt. Wichtig sei, von
       der Idee wegzukommen, es gäbe Sprachregeln.