# taz.de -- Staatsstreich in Burkina Faso: Militär ergreift die Macht
> Eine Militärjunta namens „Patriotische Bewegung für Rettung und
> Restauration“ übernimmt in Burkina Faso die Führung. Präsident Kaboré ist
> abgetreten.
IMG Bild: Verkündet die Machtübernahme in Burkina Faso: Sidsore Kader Ouedraogo, Sprecher der Junta
Berlin taz | Nach einer quälend langen Warterei ist der Militärputsch in
Burkina Faso vollzogen. Am Montagabend trat eine Gruppe von Soldaten [1][im
Staatsfernsehen auf] und verkündete die Machtergreifung einer
„Patriotischen Bewegung für Rettung und Restauration“ (MPSR). An seiner
Spitze steht Oberstleutnant Paul-Henri Sandaogo Damiba.
Damit findet die Militärmeuterei, die am Sonntag mit [2][Schüssen in
mehreren Kasernen] der Hauptstadt Ouagadougou begonnen hatte, ihren
Abschluss. Am Montagmorgen hatten die aufständischen Soldaten bereits den
gewählten Präsidenten [3][Marc Christian Roch Kaboré festgesetzt] und das
Staatsfernsehen umstellt.
Die stündlich erwartete Putschverkündung im Fernsehen fand jedoch am Montag
zunächst nicht statt. Berichten zufolge stritten sich unterschiedliche
Teile der Streitkräfte um den Umgang mit dem festgesetzten Präsidenten. Der
nutzte die Verzögerung, um [4][über Twitter] die Soldaten zum Niederlegen
der Waffen „im höheren Interesse der Nation“ aufzufordern.
„Im höheren Interesse der Nation“ erklärte Kaboré dann aber am Abend seinen
eigenen Rücktritt: in einem [5][handschriftlichen Schreiben] an den „Herrn
Präsidenten der Patriotischen Bewegung für Rettung und Restauration“, das
umgehend vom Staatsfernsehen verbreitet wurde – ohne dass klar war, ob es
wirklich Kaboré geschrieben hatte und, wenn ja, unter welchen Umständen.
Mit dem Rücktritt war der Weg für die Soldaten frei, die Macht förmlich zu
übernehmen. Sie betonten, dieser Schritt geschehe „ohne Blutvergießen“ und
„mit dem Einverständnis der Gesamtheit der Streitkräfte“.
## Internationale Verurteilung
Die neuen Militärherrscher haben die Institutionen und die Verfassung
suspendiert, die Staatsgrenzen geschlossen und eine nächtliche
Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr verfügt. Einen Zeitpunkt zur Rückkehr zur
Demokratie versprechen sie nicht. Innerhalb einer „vernünftigen Frist“
wollen sie „einen Zeitplan für die Rückkehr zu einer für alle akzeptablen
Verfassungsordnung“ vorlegen.
Für Dienstag waren Kundgebungen zur Unterstützung der neuen Machthaber in
Ouagadougou geplant. Erste Demonstrationen für den Putsch am Montag waren
den in sozialen Netzwerken zirkulierenden Videos zufolge eher klein
ausgefallen.
Der Militärputsch ist international einhellig verurteilt worden. Die UNO
verurteilte das Vorgehen des Militärs als „Staatsstreich“. Sie rief die
Verantwortlichen auf, „die Waffen niederzulegen“ und die „körperliche
Unversehrtheit“ des Präsidenten zu gewährleisten. Die Afrikanische Union
(AU) verurteilte das Vorgehen ebenfalls als „Putschversuch gegen den
demokratisch gewählten Präsidenten“.
Die USA und die EU forderten die „sofortige Freilassung“ Kaborés. Auch die
Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (Ecowas) erklärte, sie
verfolge die Situation in Burkina Faso „mit großer Sorge“. Frankreich, die
ehemalige Kolonialmacht, warnte seine Bürger vor Reisen in das Land. Das
Auswärtige Amt in Berlin riet Deutschen in Burkina Faso wegen der unklaren
Lage, „nach Möglichkeit“ zu Hause zu bleiben. (mit afp)
25 Jan 2022
## LINKS
DIR [1] https://lefaso.net/spip.php?article110700
DIR [2] /Gewalt-in-Burkina-Faso/!5827965
DIR [3] /Praesident-von-Burkina-Faso-in-Haft/!5830065
DIR [4] https://twitter.com/rochkaborepf/status/1485614809940910080
DIR [5] http://news.aouaga.com/h/139070.html
## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
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