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       # taz.de -- Fotos über Queerness und Glauben: Wer sonst hat so viele Namen?
       
       > Die Ausstellung „This is me – queer und religiös“ im Jüdischen Museum
       > Rendsburg zeigt Porträts von 15 Menschen – mit all ihren Facetten.
       
   IMG Bild: Jüdisch und queer zugleich: Rachel
       
       Rendsburg taz | Es sind Fotos, die Geschichten erzählen: von Menschen und
       ihrem Glauben. Menschen wie Marco, [1][Transmann], Aktivist und angehender
       Imam. Er ist dank Überblendtechnik mehrfach zu sehen, beim Spaziergang im
       Park und mit Gebetskappe in Regenbogenfarben. Oder Michal, Lehrerin und
       Queer-Feministin, die am Fenster steht und in der Thora liest. 15 Menschen
       aus ganz Deutschland hat die [2][Foto- und Aktionskünstlerin Ceren Saner]
       für die Ausstellung „This is me – queer und religiös“ portraitiert und aus
       den Aufnahmen Bilder komponiert, die mehrere Seiten der Person zeigen.
       
       So einen Blick auf sich selbst erleben die Abgebildeten nicht immer: „Als
       Pastor*in stehe ich für christliche Religiosität“, sagt etwa Natascha aus
       Kiel. „Zugleich bin ich queer. Im Alltag wird in der Regel nur eine dieser
       Facetten abgerufen.“ Dabei sei „das queerste Phänomen des christlichen
       Glaubens doch Gott* selbst“, so die Pastorin weiter: „Wer sonst hat so
       viele Namen?“ Für Kadir, Schriftsteller und Aktivist aus Hannover, war Gott
       bei der Auseinandersetzung mit seiner Homosexualität „mein persönlicher
       Wegbegleiter“. Gleichzeitig hat er erlebt, dass ein Coming-out für Menschen
       mit Migrationshintergrund oft besonders schwierig ist.
       
       Es sollen „alltägliche wie besondere Geschichten“ sein, die die Bilder
       erzählen: Das war die Idee von Museumsleiter Jonas Kuhn und seiner Kollegin
       Mirjam Gläser, die die Ausstellung kuratiert hat. Das Ziel sei, einen Raum
       zu bieten für Menschen, die sonst kaum gesehen werden. „In der Gesellschaft
       herrscht oft die Vorstellung vor, dass queere Menschen nicht religiös
       beziehungsweise religiöse Menschen nicht queer sein können“, heißt es im
       Katalog zur Ausstellung, in dem auch Vertreter*innen der drei
       monotheistischen Religionen zu Wort kommen und die christliche, islamische
       und jüdische Sicht auf Queerness erklären. Spoiler: Alle drei sind offen.
       
       „Ich glaube, dass eine Synagoge der Ort ist, wo man sein authentisches
       Selbst einbringen sollte“, schreibt da Lior Bar-Ami, Rabbiner aus Wien und
       schwul. „Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind ein
       wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses einer Person.“ Die Imanin
       Rabeya Müller betont: „Der Islam ist im Gegensatz zu landläufigen Meinungen
       eine sehr sexualfreudige Religion.“ Weil die arabische Sprache so viele
       Bedeutungen zulasse, seien auch Begriffe im Koran diskutabel, etwa das Wort
       für Partner*in.
       
       Der Leiter des Grundlagenreferats „Kirche in Beziehung“ im Erzbistum
       Hamburg, Jens Ehebrecht-Zumsande, gibt zu: „Eine positive Perspektive auf
       die Lebensrealitäten von LSBTIQ+-Personen bedeutet eine neue Positionierung
       in der christlichen Ethik.“ Aber er glaubt auch: „Die Botschaft Jesu birgt
       in sich das Potenzial, ausgrenzende Zweiteilungen zu überwinden.“
       
       Einen virtuellen Eindruck der Ausstellung gibt es auf der [3][Homepage des
       Jüdischen Museums Rendsburg]. Eine Führung mit Kuratorin Mirjam Gläser
       findet am Sonntag, dem 13. Februar, statt. Teile des Museums sind aktuell
       wegen Umbaumaßnahmen nicht zugänglich, der Betsaal und das Ritualbad Mikwe
       der ehemaligen Synagoge sind aber zu besichtigen.
       
       4 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sachkunde-ueber-sensible-Sprache/!5502024
   DIR [2] http://cerensaner.com/en/
   DIR [3] https://jmrd.de/de/this-is-me-queer-und-religioes-eine-fotoausstellung
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geißlinger
       
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       Jens Ehebrecht-Zumsande arbeitet als schwuler Mann für die katholische
       Kirche. Dass er keine Probleme in seinem Bistum hat, ist nicht
       selbstverständlich.
       
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       125 Mitarbeiter:innen der katholischen Kirche outen sich als queer –
       und riskieren ihre Jobs. Mit der Initiative hoffen sie auf Reformen
       innerhalb der Kirche.