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       # taz.de -- Neues Brandenburg-Siegel: Hunger auf Heimat
       
       > Große Supermarktketten haben längst eigene Regionalmarken. Nun stellt das
       > Land Brandenburg ein offizielles Siegel vor – für Bio und konventionell.
       
   IMG Bild: Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) bei der Vorstellung des Siegels
       
       Grunow taz | „Support your local dealer“, würden die Hipster im Hamburger
       Schanzenviertel oder in Berlin-Neukölln sagen. Im Prenzlauer Berg hieß das
       in den neunziger Jahren „Koof im Kiez“. Und bis heute gibt es dort einen
       Laden namens „Ostkost“. Aber auch auf dem Land wächst das Interesse an
       regionalen Produkten. Die [1][Oderland Mühlenwerke] in Müllrose haben 2017
       eine neue Marke auf den Markt gebracht – das „Brandenburger Mehl“. Das gibt
       es nicht nur vor Ort zu kaufen, es ist auch Teil einer regionalen
       Wertschöpfungskette. Gemahlen aus Getreide etwa der Agrargenossenschaft
       Neuzelle wird das Brandenburger Mehl unter anderem von der [2][Bäckerei
       Wahl in Bestensee] verbacken.
       
       Seit Ende Januar gibt es zum Trend zum Regionalen auch das passende Siegel.
       Brandenburgs grüner [3][Landwirtschaftsminister Axel Vogel] hat es
       vorgestellt – und gleich verraten, dass sich regional auch groß denken
       lässt. In Berlin und Brandenburg mit seinen sechs Millionen
       Verbraucherinnen und Verbrauchern und mehr als 10.000 gastronomischen
       Einrichtungen nimmt das Interesse an regional hergestellten Produkten in
       Bioqualität zu, ist Vogel überzeugt. „Kunden, die nach Milch, Joghurt und
       Käse, Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln in
       guter Qualität suchen, soll damit Orientierung geboten werden.“
       
       Diese Orientierung sollen – neben den Regionalmarken der Supermarktketten –
       künftig die Landessiegel „bio Brandenburg. Gesicherte Qualität“ sowie
       „Gesicherte Qualität Brandenburg“ bieten. Voraussetzung für das Siegel wie
       auch die Kennzeichnung von Produkten aus kontrolliertem Anbau ist, dass bei
       verarbeiteten Produkten 90 Prozent der Zutaten aus Brandenburg kommen. Beim
       konventionellen Siegel ist etwa Gentechnik verboten.
       
       Bei der [4][Lobetaler Bio-Molkerei], die sich neben den [5][Eberswalder
       Wurstwaren] als erste für das Siegel bewerben wird, erfüllt derzeit nur der
       Naturjoghurt die 90-Prozent-Vorgabe. Im Erdbeerjoghurt dagegen seien
       Erdbeeren aus Europa und Zucker aus ganz Deutschland verarbeitet. Das müsse
       sich ändern, sagte ein Vertreter der Firma.
       
       ## Berliner Schulen im Visier
       
       Damit sich die 500 Euro teure Zertifizierung für die 4.500
       landwirtschaftlichen Erzeuger in Brandenburg lohnt, hat Minister Vogel den
       Berliner Markt ins Spiel gebracht. Alleine in den Grundschulen der
       Hauptstadt werden täglich 200.000 Essen ausgegeben. Künftig soll bei den
       Ausschreibungen nicht nur Bio-Qualität, sondern auch regionale Herkunft
       eine Rolle spielen. Zielgruppe seien auch Kantinen in den brandenburgischen
       Universitäten oder Betriebe, die kurz vor der Genehmigung stünden, sagte
       Vogel mit Hinweis auf Tesla.
       
       Ein Selbstläufer wird das Siegel aber nicht werden. Viele Betriebe setzen
       etwa auf Direktvermarktung über Hofläden und Wochenmärkte und sind so nicht
       Teil der regionalen Wertschöpfungskette. Aber auch der Rückgang von
       Anbauflächen wie für Kartoffeln kann Engpässe in der Kette verursachen.
       
       Die Neuköllner Hipster müssen sich also noch etwas gedulden. Made in
       Brandenburg kommt wohl häufiger in die Schulen als, in verarbeiteten
       Produkten, in die Supermarktregale.
       
       4 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.oderland-muehlenwerke.de/brandenburger-mehl.php
   DIR [2] https://vimeo.com/501543462
   DIR [3] https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/aktuelles/presseinformationen/detail/~26-01-2022-regionale-qualitaetsprodukte
   DIR [4] https://www.lobetal.de/index.php/unsere-einrichtungen-9/55-lobetaler-bio-molkerei
   DIR [5] https://www.eberswalder.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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