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       # taz.de -- Russland, Deutsche Welle und Impfen: Kein Interesse an Sport
       
       > Kanzler Scholz wird für seine Stille kritisiert. Russlands Präsident
       > Putin macht tabula rasa mit deutschen Medien. Und bei Olympia fehlt die
       > Stimmung.
       
   IMG Bild: In Peking ist der Umgang mit Corona strikt
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Erdogan vermisst Merkel, die „immer einen Schlüssel
       zur Lösung des Problems brachte“. 
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Damit kann Scholz leben. 
       
       Die [1][olympischen Spiele in Peking] haben begonnen, doch Feierstimmung
       will nicht aufkommen: Das liegt an internationaler Kritik am
       Austragungsort, diplomatischen Boykotten und diversen Corona-Infektionen
       unter Sportler:innen. Schalten Sie trotzdem mal ein? 
       
       Nach allem, was die KollegInnen vor Ort durchkassibern, ist das kein
       Pressezentrum, sondern die organisierte Zubereitung von Peking-Enten. Dank
       einer tief wurzelnden Abneigung gegen alle Hophophop-Sportarten, die mich
       schon beim gucken schockfrosten, nehme ich es als willkommenes Training im
       Durchignorieren. Für die WM in Katar. Eis, wo ist Dein Pickel!
       
       Die [2][EU-Kommission stuft Investitionen in Atomkraft und Erdgas] unter
       bestimmten Auflagen als nachhaltig ein. Haben wir den Kampf gegen die
       Klimakrise jetzt aufgegeben? 
       
       Ich warte noch kurz ab, bis die Kohlelobby mit dem Geniestreich durch die
       Tür kommt, ihre gesammelten Gifte im Endlager neben die Castoren mit
       Atommüll einzulagern. Dann ist die Sause rund. Vattenfall hat das schonmal
       versucht.
       
       Russland verfügt über ein [3][Sendeverbot für die Deutsche Welle.] Die
       Entscheidung ist wohl als Gegenreaktion auf den Ausstrahlungsstop des
       russischen Fernsehkanals RT DE in Deutschland gedacht. Wie geht es jetzt
       weiter mit den deutsch-russischen Beziehungen? 
       
       2014 definierte DW-Intendant Peter Limbourg als Zielsetzung, „Putins
       Propaganda Paroli zu bieten“. Er forderte mehr Geld, um „eine Alternative
       zum russischen Staatssender Russia Today“ zu schaffen. Klingt nach einer
       Bewerbung um das, was jetzt passiert ist. Nachts bei Putin Klingelmännchen
       spielen wäre ähnlich. Es gab Proteste der Belegschaft, weil Limbourg
       drohte, das deutschsprachige Programm zu Gunsten eines englischen
       News-Kanals zu kürzen.
       
       Heikel, das passt nicht zum Image eines sendenden Goethe-Institutes. Die DW
       hat eine öffentlich-rechtliche Struktur mit allerhand kirchlichen und
       Kultur-Honoratioren in den Gremien. Doch das Geld ist komplett Staatsknete,
       Bundeshaushalt, auf Russisch: ungefähr so Staatsfunk wie RT.de. Also:
       Bauerntausch im Äther, nichts für sensible Antennen. Die
       Verbotsbegründungen sind auf beiden Seiten aus eitel Strohhalm gebastelt;
       nichts, was man nicht zurückholen könnte.
       
       Die neuen Plakate für die Impfkampagne der Bundesregierung ernten Kritik.
       Die Plakate sähen aus wie die Bons von Sanifair, spötteln manche. 60
       Millionen Euro hat der Spaß gekostet. Hätten Sie eine bessere Idee, um
       Menschen zur Impfung zu bewegen? 
       
       Binnenwitz: die Agentur heißt „Scholz and friends“. Ein Großteil des Etats
       dürfte nicht für den plumpen Look draufgehen, sondern für die Distribution.
       Es wird uns von Klorollen und Handyklingeltönen entgegendröhnen. Der frühe
       Verzicht auf die Impfpflicht, die zähe Entwicklung von
       Nicht-Gentec-Impfstoffen, leider auch die föderale Kakophonie waren Fehler.
       Na gut und die Wiedervereinigung.
       
       Bei einem US-Militäreinsatz wurde ein IS-Anführer in Syrien getötet. Joe
       Biden sagt, das Militär habe auf seinen Befehl hin die Welt zu einem
       sichereren Ort gemacht. Wird das die Beliebtheitswerte des US-Präsidenten
       wieder steigern? 
       
       Mal kurz Pause. Auch als „extralegale Hinrichtung“ ist ein Mord ein Mord.
       Obama verantwortet den an Usama Bin Laden, danach kam Trump.
       
       Um Olaf Scholz ist es in den vergangenen Tagen ruhig gewesen, bei Twitter
       trendete #WoIstScholz? Haben Sie eine Ahnung, was er zuletzt getrieben hat? 
       
       Der Textbaustein „Merkel lässt Führung vermissen“ liegt offenbar in vielen
       Redaktionen noch wohlfeil rum. Hatten wir eine Ahnung, dass Angela Merkel
       etwa 2014 rings um die Ukraine-Krise 33 Mal mit Putin telefoniert hat?
       Diplomatie ist leise, wenn sie gut sein soll. Das Beste an dem, was Scholz
       tut, ist das, was Baerbock nicht tut: Die Außenministerin spricht behutsam
       und meidet ihren Wahlkampfsound. Als dagegen die FDP den RKI-Chef mobbt,
       kontert Scholz sogleich öffentlich. „Wer Führung bestellt, bekommt Führung“
       soll er mal gesagt haben; wer Kanzler bestellt, bekommt Kanzler, keinen
       Kirmesboxer. Ausnahme Schröder.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Bilden Sie mal einen Satz mit „Klimawandel“, „nachhaltige Energie“ und
       „24-Stunden-Beleuchtung des Westfalenstadions an 7 Tagen die Woche“. Geht
       nicht? Treffer.
       
       Fragen: Anna Meyer-Oldenburg, Carolina Schwarz
       
       6 Feb 2022
       
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