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       # taz.de -- Türkei setzt Deutsche Welle unter Druck: Schmusekurs beenden
       
       > Der Online-Auftritt der Deutsche Welle steht in der Türkei vor seiner
       > Abschaltung. Die Bundesregierung muss nun klare Kante zeigen.
       
   IMG Bild: Telekommunikationsturm in Istanbul
       
       Nach Russland hat die Deutsche Welle nun auch ein Problem in der Türkei.
       Die türkische Medienaufsicht will, dass sich der Auslandssender innerhalb
       von drei Tagen [1][eine Lizenz für ihren Internetauftritt besorgt],
       ansonsten würde ihre Website gesperrt. Doch anders als in Russland, wo die
       Welle quasi als Reaktion auf ein Sendeverbot für den russischen
       Staatssender RT in Deutschland [2][ebenfalls verboten wurde], geht es in
       der Türkei nicht um eine Retourkutsche. Präsident Erdoğan geht es um mehr.
       Die Regierung will die komplette Kontrolle über die öffentliche Meinung im
       Land.
       
       Denn es geht nicht nur um die Deutsche Welle (DW), auch Voice of America
       und Euronews sind mit derselben Forderung konfrontiert. Erdoğan hat in den
       vergangenen zehn Jahren nahezu sämtliche türkischen Fernsehsender und
       Zeitungsverlage unter seine Kontrolle gebracht. Unabhängige Zeitungen gibt
       es nur noch in Nischenbereichen, unabhängige Nachrichtenportale im Internet
       werden massiv drangsaliert, Twitter-Nutzer werden immer häufiger zum Ziel
       polizeilicher Angriffe.
       
       Jetzt werden die Auslandssender der USA, der EU und Deutschlands ins Visier
       genommen. Gerade angesichts der Unterdrückung der freien Presse hat die
       Deutsche Welle in den letzten Jahren ihr Türkeiprogramm ausgeweitet und ist
       mit [3][ihrem Online-Angebot zu einer wichtigen Quelle] und einer echten
       Adresse für guten Nachrichtenjournalismus geworden.
       
       Das soll nun über ein Lizenzverfahren ausgehebelt werden. Anders als die DW
       hat Voice of America die Forderung der Medienaufsicht bereits als massiven
       Angriff auf die Pressefreiheit zurückgewiesen. Die Leitung der DW hat
       dagegen anscheinend noch keine Anweisung aus dem Auswärtigen Amt bekommen,
       wie sie reagieren soll.
       
       Der Angriff auf die Auslandssender wäre eine gute Gelegenheit für die neue
       Bundesregierung und insbesondere für die Grünen, den Schmusekurs, den
       Angela Merkel gegenüber Erdoğan gepflegt hat, auf den Prüfstand zu stellen.
       Wenn die Außenministerin die Schließung des Internetauftritts der DW in der
       Türkei widerstandslos hinnimmt, hat sie gegen Erdoğan schon verloren.
       
       10 Feb 2022
       
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