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       # taz.de -- Die Wahrheit: Bayern ohne Lobby, buhu, buhu …
       
       > Die Berufung einer Greenpeace-Aktivistin zur Staatssekretärin löst
       > Kurzschlüsse in den Hirnen konservativer Abgeordneter aus.
       
   IMG Bild: Direkter Draht zur Bundesregierung? Nicht wirklich und kritisiert wird, wenn nötig, weiterhin
       
       Wenn im Kopf alles drunter und drüber geht, ist das, was aus ihm
       heraussuppt, entsprechend durcheinander: „Die grüne Heuchelei in Sachen
       Lobbyismus hat große Chancen auf das Guinness Book of Records. Die
       Greenpeace-Aktivistin im Handumdrehen zur Staatssekretärin zu machen, passt
       nun wirklich nicht zu den jüngsten Vorgaben des Parlaments, den Einfluss
       von Interessenvertretern deutlicher zu kennzeichnen“, sagt Thorsten Frei,
       der Parlamentarische Geschäftsführer der Union im Bundestag, zur Berufung
       von Jennifer Morgan ins Auswärtige Amt.
       
       Wie genau stellt er sich bloß die noch deutlichere Kennzeichnung des
       Einflusses einer Interessenvertreterin vor? Hätte sich Jennifer Morgan mit
       großem Greenpeace-Banner zur Pressekonferenz abseilen müssen? Und wozu?
       Ganz offensichtlich sind doch sogar intellektuell eher schlicht gestrickte
       Unionsabgeordnete in der Lage, sie eindeutig zu erkennen.
       
       Wenn also der gängige Vorwurf gegen unlauteren Lobbyismus lautet, dass
       durch ihn eine für die Öffentlichkeit nicht erkennbare Beeinflussung der
       Politik erfolgt, dann hätte Annalena Baerbock für ihren Schritt doch eher
       eine Transparenz-Medaille verdient.
       
       Noch etwas lustiger ist die auf Twitter ventilierte Schnappatmung von
       CSU-Generalsekretär Markus Blume: „Kein Platz für Bayern im Kabinett, aber
       viel Geld für Aktivisten aus der grünen Blase im Regierungsapparat.“ Dieses
       Gegensatzpaar ist so putzig, dass man dem Mann einen niedlichen Kosenamen
       aus „Bambi“ verpassen möchte, trüge „Blume“ ihn nicht ohnehin schon.
       
       ## Reichte Toni Hofreiter?
       
       Es scheint ja – buhu, buhu – tiefe Verletzungen ausgelöst zu haben, dass
       keine Bayern im Scholz-Kabinett vertreten sind. Wird jetzt ausgerechnet die
       CSU zur Vorkämpferin für Quotierungen nach Identitätspolitik? Welche Form
       von Bayern hätten vertreten sein müssen, um sie zufriedenzustellen? Reichte
       Toni Hofreiter, oder bräuchte man einen Politiker mit Eintrag im
       Strafregister wegen Trunkenheit am Steuer oder, apropos Heuchelei-Rekorde,
       jemanden mit geprellter Ehefrau und Kind aus einer Affäre?
       
       Und wohin zielt der Vorwurf „viel Geld für Aktivisten aus der grünen Blase
       im Regierungsapparat“? Tritt die CSU plötzlich für eine gemäßigtere
       Entlohnung von Spitzenbeamten ein? Oder lautet der Vorwurf an eine grüne
       Ministerin, dass sie Personal mit grünen Ideen auswählt? Wir warten auf die
       nächste bayerische Staatsregierung, streng quotiert mit
       schleswig-holsteinischen Kommunistinnen.
       
       Wie soll denn außerdem der Regierungsapparat bestückt werden, wenn
       Vertreter von NGOs wegen Lobbyismus unanständig sind? Muss dann demnächst
       das gesamte Spitzenpersonal von Blackrock kommen?
       
       Bliebe noch die größte Frage: Welche sinistren Interessen vertritt Jennifer
       Morgan eigentlich? Etwa die jener Menschen, die einen Stopp des
       menschengemachten Klimawandels wollen? Das wäre ja unerhört!
       
       11 Feb 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heiko Werning
       
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