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       # taz.de -- Schweiz lehnt Medienförderung ab: Ein Nein zur Aufklärung
       
       > Eine Mehrheit der Schweizer:innen stimmt gegen staatliche Hilfen für
       > Medien. Rechte Stimmungsmacher können das als ihren Erfolg verbuchen.
       
   IMG Bild: Wetterten gegen staatliche Hilfen: die reichen konservativen Verlagshäuser der Schweiz
       
       Die Prognosen waren zwar knapp, das Resultat ist nun eindeutig: Die
       Schweizer Stimmbevölkerung stimmt [1][gegen eine ausgebaute staatliche
       Subvention für Medien]. Große Medienkonzerne wie Ringier warben zwar für
       das Gesetz, werden aber auch ohne Unterstützung über die Runden kommen.
       
       Anders sieht es für unabhängige und lokale Medien aus, von denen viele kurz
       vor dem Bankrott stehen. Das Nein wird einige alteingesessene Zeitungen
       endgültig über die Kante stoßen. Ungewiss ist auch die Zukunft vieler
       junger Onlinemedien, die auf Unterstützung angewiesen wären. Wer sich nicht
       ohne Subventionen über Wasser halten kann, müsse sich ein neues
       Geschäftsmodell ausdenken. So argumentierten etwa die wirtschaftsliberale
       FDP, die rechte SVP und Kommentator:innen der bürgerlichen NZZ.
       
       Sie sehen Medien im besten Fall als marktfähige Produkte, nicht als
       Institutionen der Aufklärung. Dabei ist es gerade in der Schweiz mit ihrem
       Modell der direkten Demokratie fatal, wenn sich Bürger:innen nicht
       ausführlich über Abstimmungsvorlagen informieren können. Das Nein-Komitee
       hat auch vor dieser Abstimmung mit verdrehten Zahlen und verkürzten Fakten
       um sich geworfen.
       
       Doch fundierte Berichterstattung wollten viele Gegner:innen der Vorlage
       nicht. Für Leute wie [2][den SVP-Politiker und Weltwoche-Chefredakteur
       Roger Köppel] sind Medien nur Vehikel, um eine politische Ideologie zu
       transportieren. Ihnen ist es ein Dorn im Auge, wenn kritisch und ausgewogen
       berichtet wird. Das Geld ist bei Köppel auch ohne raffiniertes
       Geschäftsmodell vorhanden: Seine Parteikolleg:innen sind
       Millionär:innen wie Christoph Blocher.
       
       ## Erfolg beim zweiten Versuch
       
       Schon 2018 versuchten diese Kräfte mit der „No Billag“-Initiative, dem
       öffentlich-rechtlichen Schweizerischen Radio und Fernsehen SRF die
       Finanzierung zu entziehen. Damals scheiterten sie an der Urne, nun waren
       Köppel und seine Entourage erfolgreich.
       
       Nicht zuletzt dürfte die Stimmungsmache bei den Anti-Corona-Demos für
       dieses klare Resultat mitverantwortlich sein. Dort warben Transparente
       schon Monate vor der Abstimmung mit dem Slogan „Nein zu Staatsmedien“. Die
       über zwei Jahre hinweg hartnäckig verbreitete Rhetorik von „Lügenpresse“
       und „Systemmedien“ scheint zu fruchten.
       
       13 Feb 2022
       
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   DIR Anina Ritscher
       
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