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       # taz.de -- Moorkundler über Moore und Klimawandel: „Wir haben zu viel entwässert“
       
       > Landwirtschaft, die auf entwässerten Moorflächen betrieben wird, ist ein
       > großes Problem. Moorkundler Hans Joosten hält dazu einen Online-Vortrag.
       
   IMG Bild: Kandidat für eine Renaturierung: das Sulinger Moor im Landkreis Diepholz
       
       taz: Herr Joosten, für viele Menschen ist es ein poetischer, aber
       sagenumwobener Ort. Wie sind Sie zum Moor gekommen?
       
       Hans Joosten: Ich bin in einem Moor geboren, ich war schon da. Die erste
       Erinnerung war, als mein Vater mich, als ich drei Jahre war, mit ins Moor
       nahm.
       
       Was hat Sie beeindruckt? 
       
       Die sehr vielen Brachvögel, die ihren sehr traurigen Ruf in den Himmel
       gerufen haben.
       
       Wie ging es weiter? 
       
       Ich war immer interessiert gewesen an Wissenschaft, aber auch an
       gesellschaftlicher Aktivität, an Politik. Und das ließ sich bei mir für die
       Moore gut miteinander verbinden.
       
       Was sind denn da gerade die drängendsten Probleme? 
       
       Das große Problem ist, dass [1][fast alle Moore entwässert sind], das ist
       historisch so gewachsen. Schon 83 Prozent der Moore sind für die
       Landwirtschaft entwässert.
       
       Und das schadet dem Klima? 
       
       Alle Windräder in Deutschland sparen zwei Millionen Tonnen CO2 – die
       entwässerten Moore emittieren sechs Millionen Tonnen. Wir können nicht
       weiter auf Mooren auf Entwässerungsbasis produzieren. In Europa ist nur 3
       Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Moorfläche. Und diese drei Prozent
       sind verantwortlich für 25 Prozent aller Emissionen aus der Landwirtschaft.
       Der Klimaschaden von Landwirtschaft auf Moor allein in Deutschland kostet
       nach offiziellen Zahlen acht Milliarden Euro pro Jahr.
       
       Wie können wir Moore wieder klimagerecht gestalten? 
       
       Aufhören zu entwässern. Und das ist eine Aktivität, man muss etwas tun! Für
       viele Flächen in Deutschland würde es reichen, einfach die Pumpe
       abzustellen. Aber natürlich können wir nicht auf all diese Flächen
       verzichten. Dann muss man Methoden entwickeln, um unter nassen Bedingungen
       anzubauen. Das sind die sogenannten Paludikulturen, die wir als Spezialität
       in Greifswald ausgearbeitet haben.
       
       Hat sich das Ansehen der Moore gewandelt? 
       
       Die meisten Leute sind sich nicht bewusst, dass Moore eine derartige
       Klima-Relevanz haben. Erst in den letzten Jahren [2][fängt es an], dass
       Leute sich bewusst sind, dass Moore sehr viele Ökosystem-Dienstleistungen
       bringen.
       
       Nur ökologische Dienstleistungen? 
       
       Nein, die [3][Paleoökologie], die Ökologie der Vergangenheit, versucht
       Informationen zu sammeln, um überhaupt zu wissen, was in der Vergangenheit
       geschehen ist. Die Moore sind unglaublich spannende Lagerstätten von Paleo-
       und auch archäologischer Information. Das hat damit zu tun, dass Moore für
       tausende Jahre auch eine Art Heiligtümer waren. Man hat in Europa sicher
       mindestens 500 Menschen im Moor gefunden, die geopfert wurden.
       
       14 Feb 2022
       
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