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       # taz.de -- Gefährdete Koalas in Australien: Vom Aussterben bedroht
       
       > Der Koala ist bedroht. Die australische Regierung will nun mehr für den
       > Schutz der Tiere tun. Doch Tierschützern geht das nicht weit genug.
       
   IMG Bild: Bedroht von Krankheiten, Buschfeuer und dem Menschen: der Koala
       
       Canberra taz | Dem australischen „Teddybären“ geht es miserabel. Der Koala,
       der kein Bär ist, sondern ein Beuteltier, wird aus seinen traditionellen
       Lebensräumen in den Wäldern der Ostküste verdrängt.
       
       Der drastische Rückgang der Koalapopulation hängt jedoch auch mit den
       katastrophalen Buschfeuern der jüngsten Vergangenheit sowie der sexuell
       übertragenen Krankheit Clamydia zusammen. Eine Studie des Bundesstaates New
       South Wales warnte bereits vor Monaten, dass Koalas im Jahr 2050 bereits
       ausgestorben sein könnten.
       
       Die australische Regierung hat den Koala nun am Freitag offiziell als eine
       vom Aussterben bedrohte Tierart eingestuft. In den Bundesstaaten
       Queensland, New South Wales und im australischen Hauptstadtterritorium um
       Canberra soll dem Schutz der Koalas eine höhere Priorität eingeräumt
       werden, teilte Umweltministerin Sussan Ley mit. Laut Schätzung des
       staatlichen Forschungsinstitutes CSIRO leben noch etwa 180.000 Koalas
       entlang der australischen Ostküste.
       
       Ley erklärte zwar, die Regierung habe keine konkreten Ziele für eine
       Erhöhung der Koalapopulation festgelegt. Allerdings wolle sie im Vorfeld
       zukünftiger Naturkatastrophen „widerstandsfähige“ Populationen aufbauen.
       Vor Kurzem hatte bereits Premierminister Scott Morrison versprochen, in den
       kommenden vier Jahren 50 Millionen Australische Dollar (rund 31 Millionen
       Euro) in Maßnahmen zum Schutz der Koalas zu investieren.
       
       ## NGOs bezweifeln Zahlen
       
       Umweltorganisationen, die seit Jahren vor dem Aussterben der Koalas warnen,
       begrüßten den Schritt am Freitag zwar als „notwendig“, äußerten aber auch
       Kritik. Eine Sprecherin der Koala Foundation bezeichnete die von Ley
       genannte Zahl von 180.000 Koalas als „Unsinn“. Landesweit werde die
       Population wilder Koalas auf gerade mal 50.000 bis 80.000 geschätzt. Die
       Diskrepanz bei den Zahlen illustriert ganz gut die unterschiedlichen
       Ansichten zwischen der konservativen Regierung und Umweltorganisationen
       über Ausmaß und Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen.
       
       Hauptgründe für den drastischen Rückgang der Kaolapopulation sind der
       Klimawandel und seine Folgen. Während der [1][katastrophalen Feuer zur
       Jahreswende 2019/2020] kamen mindestens 5.000 Koalas in den Flammen um.
       Hunderte weitere verhungerten später, weil sie in der ausgebrannten
       Landschaft keine Nahrung mehr fanden. Eine mindestens so große Bedrohung
       ist die Verdrängung durch den Menschen: Rodungen tragen maßgeblich zur
       Zerstörung von Koala-Habitaten bei, wenn Wälder neuen Wohnsiedlungen,
       Straßen und Minen weichen müssen.
       
       Der Sprecher des WWF in Australien, Stuart Blanch, mahnte deshalb am
       Freitag, die Aufwertung des Gefährdungsstatus werde das drohende Aussterben
       dieser Tiere nicht aufhalten, „außer es gibt zusätzlich strengere Gesetze
       für Landbesitzer, um Waldgebiete zu schützen“. Das Umweltministerium hat
       laut der Australian Conservation Foundation in den letzten zehn Jahren die
       Abholzung von über 25.000 Hektar Koala-Lebensräumen bewilligt.
       
       13 Feb 2022
       
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