# taz.de -- Schutz von Whistleblower:innen: Die alte Angst vor Fehlern
> Menschen, die auf Missstände hinweisen, gehen enorme Risiken ein. Die
> Ampelkoalition sollte mit einem neuen Gesetz für besseren Schutz sorgen.
IMG Bild: Bloß nicht hinweisen auf Missstände, denn das gibt Ärger
Es ist tatsächlich schon hundert Jahre her, dass der Autor Kurt Tucholsky
seinen mittlerweile berühmten Satz schrieb, in Deutschland gelte
„derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der,
der den Schmutz macht“. Das war 1922, es ging um Verleumdung und den Umgang
mit Fehlern. Und jetzt, 100 Jahre später, müsste längst ein Gesetz in Kraft
sein, das diejenigen besser oder überhaupt erst mal schützt, die auf
Schmutzverursacher:innen hinweisen: [1][Whistleblower:innen].
Menschen, die von Korruption über laxe Kontrollen in der Landwirtschaft bis
hin zu Missständen, von denen wir nicht einmal ahnen, einiges zu melden
hätten hierzulande. Aber noch immer herrscht diese Denke: Bloß nicht
hinweisen auf [2][Missstände], denn das gibt Ärger.
Dahinter stehen natürlich Ängste. Angst davor, dass die Wirtschaft Schaden
nehmen könnte und haufenweise Betriebsgeheimnisse publik würden. Eine
generelle Angst vor Fehlern, weil – auch das ein Missstand, aber ein
anderer – Fehler als schädlich gelten. Mit schlechtem Beispiel voran gehen
hierzulande auch Politiker:innen, die in der Regel alle verfügbaren
Rechtfertigungsstrategien auffahren, um bloß nicht sagen zu müssen: Ja, da
habe ich echt Mist gebaut.
Diese Ängste könnte man vielleicht als etwas verschrobenen Wesenszug einer
Gesellschaft abtun und damit leben – wären die Konsequenzen nicht so
verdammt teuer. Monetär gesehen, denn Korruption kann locker
Millionenschäden verursachen. Aber auch gesellschaftlich, man denke an die
[3][Missstände] in der Pflege, die eine mutige Whistleblowerin öffentlich
machte, vor deutschen Gerichten scheiterte mit der Klage gegen ihre
Kündigung – und erst vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
Recht bekam.
Die Ampelkoalition hat jetzt eine Chance: ein Gesetz zu machen, das
Hinweisgeber:innen umfangreichen Schutz bietet sowie Meldewege,
Beratungsangebote, wenn nötig auch finanzielle Unterstützung. Es könnte der
Anfang eines Kulturwandels werden.
15 Feb 2022
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## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
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