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       # taz.de -- Gespräch zwischen Putin und Scholz: Ganz ordentlich gelaufen
       
       > Beim Gespräch zwischen Scholz und Putin gab es kaum Annäherung. Aber
       > immerhin ist eine gesichtswahrende Lösung des Ukraine-Konflikts in Sicht.
       
   IMG Bild: Wahrte die Contenance angesichts Putins Sticheleien: Olaf Scholz
       
       Keiner hat erwartet, dass sich Olaf Scholz und Wladimir Putin nach dem
       Antrittsbesuch des Kanzlers in Moskau mit Bruderkuss verabschieden würden.
       Dafür ist die Lage zu bedrohlich, sind die Positionen zu unterschiedlich.
       Aber immerhin: Putin hat seinen Gast auch nicht aus dem Kreml geschmissen
       und ist weiter zum Dialog bereit. Insofern ist der Besuch des
       Bundeskanzlers ganz ordentlich gelaufen.
       
       Natürlich sind die Probleme nach wie vor ungelöst: Russland hat die Ukraine
       praktisch umzingelt, 130.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze
       zusammengezogen, [1][Kriegsschiffe] ins Schwarze Meer verlegt und probt
       gemeinsame Manöver mit Belarus. Im [2][Donbass] herrscht seit Jahren
       Bürgerkrieg mit mittlerweile 14.000 Toten. Russland hat die Krim annektiert
       und wird sie wohl auf absehbare Zeit auch nicht herausrücken.
       
       Auf der anderen Seite hat sich die Nato seit Anfang der 1990er Jahre immer
       weiter nach Osten erweitert und 14 neue Mitglieder vor allem unter den
       ehemaligen Staaten des Warschauer Pakts gewonnen. Auch das gehört zum Bild.
       Als Boris Jelzin einst von russischen Sicherheitsinteressen sprach, wurde
       er belächelt. Nun, da [3][Putin] Maximalforderungen stellt und seine Armee
       aufmarschieren lässt, will plötzlich jeder mit ihm reden. Vielleicht hätte
       die jetzige Situation vermieden werden können, wenn auch der Westen in der
       Vergangenheit etwas genauer zugehört hätte.
       
       Aber das ist Spekulation. Jetzt kommt es darauf an, einen Krieg zu
       verhindern. Und das geht nur über für alle Seiten gesichtswahrende Auswege.
       Zunächst für die Ukrainer, die sich zu Recht bedroht sehen. Dass Scholz dem
       ukrainischen Präsidenten Selenski das Versprechen abgenommen hat, wieder
       in den Minsker Prozess einzusteigen und die notwendigen Gesetze zum
       Autonomiestatus, zu Wahlen und zur Verfassungsänderung vorzubereiten, ist
       ein wichtiger Schritt.
       
       Das Gesicht zu wahren muss auch für Putin möglich sein. Auch wenn es
       schwerfällt bei einem Präsidenten, der sich derzeit in der Pose des
       Überlegenen gefällt und andere wie Bittsteller behandelt. Alle Angebote,
       die Scholz mitbrachte, hat er als zu wenig zurückgewiesen oder bestenfalls
       mit einem Kopfnicken quittiert. Nato-Mitgliedschaft Ukraine stehe nicht auf
       der Tagesordnung? Ist uns zu wenig. Krieg verhindern? Der Westen hat doch
       selbst Krieg auf dem Balkan geführt.
       
       Scholz hat auf alle Sticheleien und kleinen Bösartigkeiten seines
       Gastgebers mit der nötigen Contenance reagiert und dabei auch noch mal klar
       gemacht, dass ein Einmarsch in die Ukraine weitreichende Konsequenzen haben
       werde. Sogar das Wort „Nord Stream“ hat er ausgesprochen, wenn auch nicht
       im selben Atemzug.
       
       Und immerhin: Die russische Seite meldet, dass einige der an der Grenze zur
       Ukraine zusammengezogenen Einheiten in die Kasernen zurückkehren. Das sind
       kleine Zeichen des Goodwills. Aber auf solche kommt es gerade an.
       
       15 Feb 2022
       
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