# taz.de -- Ärzte für Werbeverbote in TV und Netz: Junkfood-Werbung nur noch nachts
> Der Kinder wegen solle es von 6 bis 23 Uhr keine TV-Werbung für
> ungesundes Essen geben, sagen Mediziner. So weit will die Ampelkoalition
> nicht gehen.
IMG Bild: Von 6 bis 23 Uhr sollen Kinder keiner Werbung für ungesundes Essen ausgesetzt sein
Berlin taz | Mediziner und Verbraucherschützer fordern weitreichendere
Werbeverbote für ungesunde [1][Lebensmittel] als von der Ampelkoalition
bisher anstrebt. Von 6 bis 23 Uhr solle Werbung für solche Nahrungsmittel
in allen Fernseh- sowie Radiosendungen und nach Uhrzeit geschaltete
Anzeigen im Internet verboten werden, heißt es in einem am Mittwoch
veröffentlichten Positionspapier des AOK-Bundesverbands, der
Verbraucherzentrale Bundesverband und des Wissenschaftsbündnisses Deutsche
Allianz Nichtübertragbare Krankheiten.
In sozialen Netzwerken aktive Werber („Influencer“) sollten überhaupt nicht
mehr für Nahrungsmittel werben dürfen, die die Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) missachten. Denn solche Inhalte seien
rund um die Uhr abrufbar. „Für Plakatwerbung sollte eine
100-Meter-Bannmeile im Umkreis von Kitas, Schulen und Spielplätzen gelten“,
so die ExpertInnen.
SPD, Grüne und FDP haben in ihrem [2][Koalitionsvertrag] vereinbart: „An
Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und
Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter
14-Jährige nicht mehr geben.“ Die Koalition will den Verbänden zufolge
bisher offenbar nur Werbung mit einem bestimmten Anteil an Kindern unter
den Rezipienten untersagen.
„Eine solche Regelung ist weniger umfassend und deutlich schwieriger und
aufwendiger zu überwachen“, argumentieren die Verbände. „Sollte die
Bundesregierung diesen Weg dennoch gehen wollen, empfehlen wir: Alle
Sendungen, bei denen der Kinderanteil 15 bis 20 Prozent oder mehr beträgt,
sollten erfasst sein.“ Je älter die Kinder, desto weniger würden sie
klassische Kindersendungen gucken. Das Bündnis fordert deshalb, dass die
geplante Werberegulierung auch bei Familienformaten greift.
## Wirtschaft: Mehr Aufklärung statt Werbeverbote
Der Lebensmittelverband der Wirtschaft teilte mit, es gebe „bereits
umfassende Regelungen im Bereich der Werbung, die sich an Kinder richtet“.
Stattdessen forderte er „Angebote der Gesundheitsförderung und eine
zielgruppengerechte Aufklärung über die Zusammenhänge der
Gewichtsentwicklung und die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung“.
Das von Cem Özdemir (Grüne) geführte Ernährungsministerium erklärte, die
Vereinbarung im Koalitionsvertrag müsse noch konkretisiert werden „im
Hinblick auf den Anwendungsbereich, den Maßstab für einen hohen Gehalt an
Zucker, Fett und Salz und das Instrument“. Dabei seien eine Reihe
fachlicher und juristischer Fragen zu klären. „Dazu stehen wir bereits in
engem Austausch auch mit den Gesundheits- und Verbraucherverbänden.“
Grund für die Debatte ist, dass laut Robert-Koch-Institut [3][15 Prozent
der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig] sind. Durch falsche Ernährung
mitbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Herzinfarkt
nehmen auch in Deutschland zu.
17 Feb 2022
## LINKS
DIR [1] /Lebensmittel/!t5008938
DIR [2] https://www.spd.de/koalitionsvertrag2021/
DIR [3] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_01_2018_Adipositas_KiGGS-Welle2.pdf?__blob=publicationFile
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
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