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       # taz.de -- Ukrainekonflikt: Macron trifft Putin, Baerbock in Kiew
       
       > Der französische Präsident Macron will Moskau zum Einlenken in der
       > Ukrainekrise bewegen – die deutsche Außenministerin in Kiew die Wogen
       > glätten.
       
   IMG Bild: Baerbock beim Gedenken an der Holodomor-Gedenkstätte, zusammen mit dem ukrainischen Außenminister
       
       Moskau taz | Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war am Montag noch nicht
       einmal in Moskau eingetroffen, da versetzte der Kreml den Hoffnungen auf
       eine Annäherung zwischen Russland und dem Westen schon wieder einen
       Dämpfer. „Einen Durchbruch wird es nicht geben“, sagte Kremlsprecher Dmitri
       Peskow. Eine Ankündigung, die Macron und Russlands Präsident Wladimir Putin
       später erfüllten. So blieb Macrons Forderung nach einer „sinnvollen“
       Reaktion von Europa und Russland, um die Spannungen zu beenden, äußerst
       vage.
       
       Macron geht einen etwas anderen Weg als Bundeskanzler Olaf Scholz oder
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Er hat sich zuerst nach Moskau
       aufgemacht und fährt erst danach nach Kiew. Für den Élyséepalast ist es
       Russland, das die Krise rund um die Ukraine antreibt. Mit Russland wolle
       Macron denn auch reden, mit Russlands Präsident Wladimir Putin über die
       „Bedingungen einer Deeskalation“ verhandeln.
       
       Die Situation sei nicht wie 2008, als Russland in einem Fünftagekrieg mit
       Georgien Fakten schuf. Sie sei auch anders als 2014, als Russland die
       ukrainische Halbinsel Krim annektierte. Doch gerade die Frage der Krim, das
       hatte Putin erst vor wenigen Tagen wieder einmal gesagt, sei für Russland
       „abgeschlossen“, das sei „souveränes russisches Territorium“.
       
       Macron tritt auch deshalb proaktiv auf, weil Frankreich die
       EU-Ratspräsidentschaft innehat. Am Dienstag trifft er den ukrainischen
       Präsidenten Wolodimir Selenski, danach will er sich auch mit Olaf Scholz
       und dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda abstimmen. Jetzt gehe es
       weniger darum, einen Waffenstillstand auszuhandeln, sondern präventiv zu
       agieren und die Spannungen herauszunehmen, sagte Macron in einem Interview.
       
       ## Die Krise als Chance
       
       Vor seinem Treffen in Moskau hatte er sich mit allen wichtigen Partnern
       abgestimmt. Er sieht die Ukrainekrise auch als Chance, dass Europa einen
       eigenen Standpunkt entwickelt und sich nicht hinter den USA versteckt. Das
       russische Staatsfernsehen betrachtet die Staaten des Westens als
       amerikanische Marionetten, die nichts selbst zu entscheiden hätten.
       
       In jeder russischen Nachrichtensendung ist großes Bedauern zu vernehmen,
       dass der Westen nur „zweitrangige Fragen“ besprechen wolle, nicht aber auf
       die russischen Sorgen um die Wahrung ihrer Sicherheitsinteressen eingehe.
       Russlands staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti bezeichnet den
       44-jährigen Macron als „guten Jungen“, er sei momentan der Einzige in
       Europa mit politischem Gewicht. „Ganz im Gegensatz zu Ursula von der Leyen
       oder Josep Borrell, hinter denen nichts steht als die Karriere europäischer
       Bürokraten“.
       
       ## Baerbock will Zweifel an Deutschlands Solidarität zerstreuen
       
       Gleichzeitig versuchte die deutsche [1][Außenministerin Annalena Baerbock
       in Kiew], Zweifel an Deutschlands Solidarität zu zerstreuen: „Wir werden
       alles dafür tun, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommen wird“,
       versprach Baerbock nach einem Treffen mit Ukraines Außenminister Dmytro
       Kuleba. Das geplante Treffen mit Staatschef Wolodimir Selenski war
       kurzfristig abgesagt worden, begründet wurde das mit terminlichen
       Schwierigkeiten.
       
       In der Ukraine herrscht Missstimmung, da die Bundesregierung
       Waffenlieferungen an Kiew ablehnt. Bereits vor Tagen hatte die Ukraine
       Deutschland eine Liste mit Waffenwünschen übermittelt – bislang erfolglos.
       Darauf spielte Außenminister Kuleba auch nach dem Gespräch mit Baerbock an:
       „Heute haben wir Anknüpfungspunkte gefunden und warten auf die Entscheidung
       der deutschen Regierung“.
       
       8 Feb 2022
       
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