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       # taz.de -- Bundeswehreinsatz in Mali: Deutschland droht mit Abzug
       
       > Die Bundesregierung fordert Mali zur Rückkehr zur Demokratie auf. Sonst
       > könnte der Bundeswehreinsatz bald enden.
       
   IMG Bild: Für die UN in Mali: Bundeswehr-Soldatin im Camp Castor 2020
       
       Berlin taz | Ein Ende des aktuell größten Auslandseinsatzes der
       Bundeswehr rückt in greifbare Nähe. „Die malische Regierung muss in den
       nächsten Tagen einen Zeitplan für die Rückkehr zur Demokratie vorlegen“,
       sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul (Grüne), am
       Dienstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wenn die malische Regierung
       nicht schnell positive Signale schickt, ist das Engagement der Bundeswehr
       vor Ort in Frage gestellt.“ Es könne nicht sein, dass die Wahlen für ein
       paar Jahre verschoben werden. „Da muss es eine Frist geben.“
       
       In Mali hatte das Militär im August 2020 die gewählte zivile Regierung
       gestürzt. Seit einem [1][zweiten Staatsstreich im Mai 2021] ist
       Putschführer Oberst Assimi Goïta auch Staatspräsident. Eine nach dem ersten
       Putsch zugesagte Rückkehr zur Demokratie nach achtzehn Monaten, mit Wahlen
       Ende Februar 2022, hat Goïta mittlerweile jedoch zurückgenommen und zu
       Jahresbeginn eine Neuwahl eines Präsidenten frühestens in vier Jahren in
       Aussicht gestellt.
       
       Das hat Mali scharfe internationale Sanktionen eingebracht, am vergangenen
       Freitag auch personenbezogene Sanktionen gegen führende
       Regierungsmitglieder durch die EU. Eine EU-Trainingsmission mit deutscher
       Beteiligung bildet dennoch weiterhin Malis Armee für den Krieg gegen
       islamistische Terrorgruppen aus, der an vorderster Front von einer
       französischen Eingreiftruppe geführt wird. Darüber hinaus beteiligt sich
       die Bundeswehr mit Soldaten an der UN-Mission in Mali (Minusma), die bei
       der Stabilisierung des Landes helfen soll.
       
       Die Bundeswehr hat rund 1.000 Soldaten als Teil der UN-Friedenstruppe
       Minusma stationiert, weitere etwa 100 Soldaten sind an der
       EU-Ausbildungsmission EUTM beteiligt. Das aktuelle Bundeswehrmandat dafür
       für beide Einsätze endet am 31. Mai. Beide Missionen hängen eigentlich
       davon ab, dass Malis Regierung verfassungskonform und demokratisch
       legitimiert ist – Voraussetzungen, die derzeit nicht gegeben sind. „Wir
       müssen uns aber ganz ernsthaft die Frage stellen, ob das gelingen kann,
       wenn wir mit der EU Soldaten ausbilden, während Vertreter eines
       Militärputsches das Sagen haben“, wird Katja Keul jetzt zitiert.
       
       ## Frankreich geht vor
       
       Vor einer Woche hatte Frankreich sich selbst eine Frist von zwei Wochen zur
       Überprüfung seiner Militärpräsenz in Mali gesetzt, nachdem Mali den
       französischen Botschafter ausgewiesen und ein frisch gelandetes Kontingent
       von Spezialkräften aus Dänemark wieder nach Hause geschickt hatte.
       Deutschland und die EU hatten sich mit Paris solidarisiert.
       
       Zuvor hatte Malis Regierung der deutschen Luftwaffe die Überflugrechte
       verweigert, als ein Kontingent von Soldaten aus Deutschland über Mali nach
       Niger fliegen sollte, um von dort aus den UN-Stützpunkt Gao im Osten Malis
       zu erreichen. Die Maschine hatte umdrehen und auf die Kanaren fliegen
       müssen. Dies war in Berlin als „unfreundlicher Akt“ bezeichnet worden.
       
       „Angesichts der jüngsten Schritte der malischen Regierung müssen wir uns
       ehrlich fragen, ob die Voraussetzungen für den Erfolg unseres gemeinsamen
       Engagements weiter gegeben sind“, hatte daraufhin Bundesaußenministerin
       Annalena Baerbock (Grüne) gesagt. Der Einsatz sei „kein Selbstzweck“ und
       gestalte sich „zunehmend schwierig“.
       
       Am Sonntag und Montag sagte auch Bundesverteidigungsministerin Christine
       Lambrecht (SPD) in mehreren Interviews, eine Fortführung des deutschen
       Einsatzes in Mali sei „keineswegs selbstverständlich“ und sogar „schwer
       vorstellbar“.
       
       8 Feb 2022
       
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