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       # taz.de -- Heizen mit Holz: Kamine müssen auf den Prüfstand
       
       > Kaminöfen und Pelletheizungen sind umweltschädlicher als gedacht. Die
       > Regierung muss dringend ihre Einschätzung und ihren Kurs korrigieren.
       
   IMG Bild: Holzhacken ist gesund, das Verfeuern des Holzes wegen des Feinstaubausstoßes nicht
       
       Einen Fehler einzugestehen und zu korrigieren fällt in der Politik nie
       leicht. Beim Heizen mit Holz ist es aber dringend erforderlich.
       [1][Kaminöfen] und Pelletheizungen wurden bisher oft als ökologische
       Alternative zu dreckigen fossilen Brennstoffen gepriesen. Mittlerweile
       steht fest, dass das ein Irrtum war.
       
       Zwar ist das Verbrennen von Holz von der mittelfristigen CO2-Bilanz her
       besser als die Nutzung von Öl oder Gas. Doch dem Klima nützt es noch mehr,
       wenn das Holz im Wald verbleibt oder für langlebige Produkte genutzt wird.
       Und zum Heizen gibt es mit der Ökostrom-getriebenen Wärmepumpe mittlerweile
       eine klimafreundlichere Alternative.
       
       Vor allem aber sind Holzheizungen ein Problem für die Luftqualität: Der
       ganz überwiegende Teil der 11 Millionen Öfen in Deutschland verfügt über
       keine Filtertechnik, sodass aus den Schornsteinen neben krebserregenden
       polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen auch größere Mengen
       Ultrafeinstaub kommen. Offiziell trägt die Holzverfeuerung inzwischen etwa
       gleich viel zur [2][Feinstaubbelastung] bei wie der gesamte Verkehrssektor.
       Der reale Wert dürfte noch sehr viel höher sein, weil bei der Berechnung
       nur offiziell verkauftes Holz zugrunde gelegt wird. Gerade in Wohngebieten,
       wo das Heizen mit Holz sehr verbreitet ist – und durch die hohen Gas- und
       Ölpreise noch attraktiver wird –, dürften Kaminöfen zu bestimmten Zeiten
       eine reale Gesundheitsgefahr sein.
       
       Das Umweltbundesamt hat darum in der letzten Woche ein Ende der
       Holzverfeuerung empfohlen. In der Bundesregierung gibt es bisher aber keine
       Pläne, wie dies umgesetzt werden könnte. Und tatsächlich ist es bei
       bestehenden Anlagen, die nach 2010 in Betrieb gegangen sind, nicht ohne
       Weiteres möglich, die Nutzung zu beschränken. Hier wird es staatliche
       Unterstützung für die Nachrüstung mit Filteranlangen oder
       Stillegungsprämien brauchen. Bei Neuanlagen sind jedoch schon jetzt
       Beschränkungen möglich, und wenn die EU-Grenzwerte endlich an die
       strengeren WHO-Empfehlungen angepasst oder auch in Wohngebieten stärker
       gemessen würde, könnten auch für bestehende Anlagen Regelungen greifen.
       
       Voraussetzung dafür wäre aber, dass die Regierung Holzverbrennung überhaupt
       erst mal als Problem anerkennt. Bisher werden bestimmte [3][Holzheizungen]
       sogar noch staatlich gefördert. Und in den zuständigen grün geführten
       Ministerien scheint es keine große Eile zu geben, gegen die auch bei der
       eigenen Wählerklientel beliebten Kamine vorzugehen, die lange als
       ökologisch vorteilhaft angepriesen wurden. Die Ehrlichkeit erfordert das
       aber: Wenn sich die Erkenntnisse ändern, muss sich auch die Politik ändern.
       
       18 Feb 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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