URI: 
       # taz.de -- Sturmschäden nach Zeynep und Ylania: Berlins härtester Baum ist tot
       
       > In der Innenstadt hat Orkantief „Zeynep“ überschaubare Schäden
       > angerichtet – größere Verwüstungen gab es in den Außenbezirken.
       
   IMG Bild: Aus, kaputt: Vielleicht hat es der Kirschbaum an der Warschauer Brücke ja jetzt besser
       
       Berlin taz | War das jetzt wirklich ein Jahrhundertsturm? Zumindest in der
       Berliner Innenstadt scheint das Orkantief „Zeynep“ keine nennenswerten
       Verwüstungen hinterlassen zu haben. Trotz teils heftiger Böen vor allem in
       der Nacht zu Samstag hat beispielsweise Friedrichshain-Kreuzberg lediglich
       drei umgestürzte Bäume zu beklagen – das ist so gut wie nichts bei einer
       Gesamtzahl von geschätzt 60.000* Exemplaren.
       
       Erwischt hat es im Ost-West-Bezirk je eine Silberlinde an der Skalitzer und
       der Wiener Straße sowie einen Kirschbaum an der Warschauer Brücke. Der
       stand nicht nur reichlich ungeschützt in der Gegend herum, er war sogar
       schon vor Jahren Protagonist einer Zeitungsreportage über
       Verwahrlosungstendenzen rund um die Revaler Straße gewesen: „Bekotzt,
       bepinkelt, besprüht, getreten, geritzt“ und sogar angekokelt werde der
       „härteste Baum von Berlin“, schrieb die Autorin damals.
       
       Eigentlich hätte in der kommenden Woche eine „Kroneneinkürzung“ erfolgen
       sollen, so Bezirksamtssprecherin Sara Lühmann zur taz. Jetzt sollen an
       derselben Stelle zwei neue Kirschbäume gepflanzt werden. Bei den
       umgestürzten Linden hat ein Gutachter bereits festgestellt, dass Fäule im
       Stamm vorlag. Dass der Sturm also vergleichsweise wenig angerichtet hat,
       liegt laut Einschätzung des Straßen- und Grünflächenamts auch daran, dass
       die blattlosen Baumkronen im Winter dem Wind deutlich weniger
       Angriffsfläche bieten.
       
       Über die Stadt verteilt summieren sich die Schäden dann aber doch,
       allerdings liegt noch keine Gesamtbilanz vor – zumal Sturmtief „Antonia“ in
       der Nacht zum Montag noch einmal Böen schicken sollte. Erwartet wurden am
       Sonntag noch einmal Windgeschwindigkeiten von 70 bis 80 km/h, deutlich
       weniger als bei den drei Vorgängerinnen „Xandra“, „Ylenia“, „Zeynep“, die
       innerhalb weniger Tage aufeinanderfolgten. Die Berliner Feuerwehr teilte
       allerdings schon am Samstagabend mit, dass sie innerhalb der vergangenen 24
       Stunden zu 2.033 sturmbedingten Einsätzen hatte ausrücken müssen.
       
       ## Menschen kamen nicht zu Schaden
       
       „So viele waren es nicht einmal in den Silvesternächten noch vor der
       Coronapandemie, die sonst als einsatzreichste Nächte des Jahres für die
       Berliner Feuerwehr gelten“, teilte die Behörde mit. Umgestürzte Bäume,
       abgedeckte Dächer oder herabgestürzte Dachziegel seien die häufigsten
       Probleme gewesen, mit denen die Einsatzkräfte zu tun hatten. Menschen kamen
       dabei nicht zu Schaden.
       
       Offenbar wurden der Berliner Süden und Südwesten am schlimmsten getroffen:
       In Schöneberg stieß laut Feuerwehr eine S-Bahn mit einem Baum auf den
       Gleisen zusammen, im Villenviertel Grunewald entwurzelte der Sturm viele
       Bäume. Aber auch im Marzahn-Hellersdorfer Ortsteil Biesdorf war die
       Feuerwehr gefordert: Dort musste sie eine Gasleitung flicken, in die ein
       umgestürzter Baum ein Leck gerissen hatte.
       
       Am Flughafen BER gab es Probleme mit der Gepäckabfertigung: Wegen der hohen
       Windgeschwindigkeiten konnten laut einem Sprecher am Freitagabend Koffer
       teilweise weder aus- noch eingeladen werden. Hunderte Fluggäste mussten ihr
       Gepäck am Samstag abholen. Zu Absagen von Flügen sei es aber nicht
       gekommen, lediglich zu Verspätungen.
       
       Deutlich stärker betroffen war der öffentliche Nahverkehr, insbesondere die
       Buslinien der BVG. Viele mussten zeitweise umgeleitet oder unterbrochen
       werden. Auch bei S-Bahnen, Straßenbahnen und U-Bahnen gab es
       Einschränkungen, die Lage hatte sich aber bei der BVG schon am späten
       Samstagnachmittag wieder entspannt. Am Sonntagmorgen teilte auch die S-Bahn
       mit, dass alle ihre Strecken wieder frei seien.
       
       Stark eingeschränkt war der Fernverkehr der Deutschen Bahn. Mindestens noch
       bis Montagnachmittag werde es zu Verspätungen und Ausfällen kommen, teilte
       das Unternehmen am Sonntag mit – nördlich einer Linie von Dortmund bis
       Berlin verkehrten gar keine Züge. Nur vereinzelt gebe es Betrieb auf der
       Strecke Berlin–Hannover–Köln. (mit dpa)
       
       *Nach amtlichen Angaben stehen in Friedrichshain-Kreuzberg 43.000 Bäume an
       Straßen und in Grünanlagen. Eine weitere große Anzahl innerhalb von
       Grundstücken wird nicht mitgezählt.
       
       20 Feb 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR Sturm
   DIR Bäume
   DIR Friedrichshain-Kreuzberg
   DIR Sturm
   DIR Wochenvorschau
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sturmtief „Antonia“: Verspätungen und Zugausfälle
       
       Nach „Zeynep“ nun „Antonia“: Die Sturmserie riss auch in der Nacht zu
       Montag nicht ab, verlor aber an Wucht. Laut Deutscher Bahn kommt es
       weiterhin zu Zugausfällen.
       
   DIR Die Wochenvorschau für Berlin: Aufräumen, blockieren, rasen
       
       Nach Sturmtief „Zeynep“ will die „Letzte Generation“ den BER blockieren.
       Und im Technikmuseum beginnt eine Ausstellung über illegale Autorennen.
       
   DIR Stürme und Klimawandel: Zusammenhang nicht klar bewiesen
       
       Die menschengemachte Erderhitzung muss nicht automatisch zu den
       Winterstürmen geführt haben, sagt die Klimaexpertin Friederike Otto.