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       # taz.de -- Abtreibungen in Kolumbien: Lebensrettende Legalisierung
       
       > Die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Kolumbien ist ein
       > Schritt gegen Diskriminierung. Weniger Abtreibungen werden die Folge
       > sein.
       
   IMG Bild: AbtreibungsgegnerInnen protestieren mit einer Figur der schwangeren Maria: ohne Erfolg
       
       Es ist eine historische Entscheidung: Das kolumbianische Verfassungsgericht
       hat am Montag [1][Schwangerschaftsabbrüche bis zur 24. Woche legalisiert].
       Danach sind sie in drei Ausnahmen erlaubt: wenn die seelische oder
       körperliche Gesundheit der Mutter gefährdet, der Fötus schwer missgebildet
       oder die Schwangerschaft Folge von Vergewaltigung ist. Das konservative,
       katholische Kolumbien ist damit moderner als Deutschland.
       
       Der lateinamerikanische Kontinent verändert sich – auch dank der
       grenzüberschreitenden Solidarität der [2][Frauenbewegung]. Mit [3][Mexiko]
       und [4][Argentinien] legalisieren in kurzer Zeit drei der vier
       bevölkerungsreichsten Länder Lateinamerikas Abtreibungen. Das
       Verfassungsgericht bringt die Regierung in Zugzwang,
       Schwangerschaftsabbrüche zu erleichtern. In der Praxis war die Ungleichheit
       bei den bisher legalen Ausnahmen groß.
       
       Auf dem Land ist die medizinische Versorgung schlecht. Kliniken weigern
       sich, den Eingriff vorzunehmen; juristische und medizinische Bestätigungen
       ziehen sich so lange hin, dass es zu spät für einen Abbruch ist. Wer Geld
       und Bildung hat, findet immer einen Weg – und sei es im Ausland. Laut einer
       Umfrage des Gesundheitsministeriums vor einigen Jahren waren [5][die Hälfte
       der Schwangerschaften im Land unerwünscht].
       
       Die Zahl der Mädchen unter 14 Jahren, die ein Kind zur Welt bringen
       mussten, hat sich von Januar bis Oktober 2021 im Vergleich zum Vorjahr um
       fast 20 Prozent erhöht – [6][im letzten Jahresdrittel sogar um fast 32
       Prozent]. Die Traumata dahinter mag man sich nicht ausmalen. Die massive
       Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat mit dem verbreiteten Machismo zu tun
       und einem über 50 Jahre andauernden bewaffneten Konflikt. Die Legalisierung
       ist in vieler Hinsicht lebensrettend.
       
       Vor allem auf dem Land ist es überfällig, die Debatte zu liberalisieren. Je
       offener über Sex, Schwangerschaft und Verhütung geredet wird, desto
       seltener wird es zu ungewollten Schwangerschaften kommen.
       
       23 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.dw.com/de/kolumbien-legalisiert-abtreibungen/a-60869076
   DIR [2] /Getoetete-Frauen-in-Lateinamerika/!5666531
   DIR [3] /Legalisierte-Abtreibungen-in-Mexiko/!5751276
   DIR [4] /Argentinien-kippt-Abtreibungsverbot/!5740895
   DIR [5] https://www.vanguardia.com/colombia/505-de-los-ninos-en-colombia-son-de-embarazos-no-deseados-ERVL382701
   DIR [6] https://twitter.com/DANE_Colombia/status/1493316323258023936?s=20&t=znP3sTw09UHBd7YWFtwfPQ
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Wojczenko
       
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